US-Eröffnung: Risikofreude der Anleger wieder erloschen

Boerse

New York – Nach dem Dämpfer am Vortag fällt der Wall Street am Freitag die Erholung schwer. Auf kleine Kursanstiege in den Standardwerte-Indizes im frühen Handeln folgten immer wieder rasche Gewinnmitnahmen. An den technologielastigen Nasdaq-Börsen war die Stimmung nach einem enttäuschenden Ausblick des Chipgiganten Intel zunächst leicht gedrückt, bis eine kleine Erholung einsetzte.

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gab zuletzt um 0,22 Prozent auf 23 464,75 Punkte nach, womit sich im Wochenverlauf ein Verlust von etwas mehr als 3 Prozent abzeichnet. Allerdings hat sich das weltweit bekannteste Börsenbarometer in den zwei vorangegangenen Woche vom Corona-Crash im März noch prozentual zweistellig erholen können.

Der marktbreite S&P 500 hielt sich am Freitag mit plus 0,03 Prozent stabil bei 2798,67 Zählern. Der Nasdaq 100 zeigte sich nach einem leicht schwächeren Auftakt zuletzt unverändert bei 8642,00 Punkten.

Aktuelle US-Konjunkturdaten zeichneten erneut ein – wenn auch nicht mehr ernsthaft überraschendes – trübes Bild: So brachen im März die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter ein, was vor allem am massiven Rückgang von Flugzeugbestellungen lag. Der gesamte Auftragseingang fiel im Vergleich zum Februar um 14,4 Prozent und bedeutet den stärksten Rückgang seit Sommer 2014. Das von der Uni Michigan erhobene Konsumklima im April fiel dagegen zwar in einer zweiten Schätzung etwas besser aus als zuvor, doch bleibt das Ausmass der Stimmungseintrübung im Zuge der Viruskrise historisch.

Auch der am Vortag ausgelöste Wirbel um das Mittel Remdesivir von Gilead Science zur Behandlung der Lungenkrankheit Covid-19 bremste die Risikobereitschaft der Anleger. Am Donnerstag wurde überraschend auf der Seite der Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlicht, dass eine chinesische Studie mit dem eigentlich gegen Ebola entwickelten Medikament enttäuschende Ergebnisse gebracht haben soll. Das Dokument wurde allerdings nach kurzer Zeit wieder entfernt. Die Herstellerfirma teilte inzwischen mit, dass die Studie aufgrund geringer Beteiligung vorzeitig abgebrochen worden sei und daher keine statistisch aussagekräftigen Schlussfolgerungen gezogen werden könnten. Die Aktie, die am Vortag daraufhin um etwas mehr als 4 Prozent abgesackt war, gab nun um weitere 1,5 Prozent nach.

Die USA verzeichnet weltweit die höchste Zahl an Infektionsfällen mit dem neuartigen Coronavirus. Die Johns-Hopkins-Universität bezifferte die Zahl der Todesfälle auf mehr als 50 000. Millionen Menschen wurden arbeitslos.

Im Fokus bleibt auch weiterhin der Ölpreis. Die Entspannung am Ölmarkt nach dem historischen Crash am Montag war tags zuvor der Grund für wieder deutlichere Gewinne zum Handelsauftakt gewesen; bis dann die Neuigkeiten zu Remdesivir die Laune der Börsianer schlagartig wieder trübten. Aktuell hat sich der Preis für die wichtigste US-Marke WTI bei um die 17 US-Dollar stabilisiert.

Auf Unternehmensseite stehen angesichts der laufenden Berichtssaison die Aktien des Chipherstellers Intel besonders im Fokus. Nach einem enttäuschenden Ausblick auf die Gewinne im zweiten Quartal zählte die Aktie mit minus 2,0 Prozent zu den Schlusslichtern im Dow und im Nasdaq 100.

Den letzten Platz im Dow nahm das Papier des Flugzeugherstellers Boeing mit minus 4,3 Prozent ein. Der angeschlagene US-Luftfahrtriese steht Kreisen zufolge vor tiefen Einschnitten bei der Produktion des 787 Dreamliner. Die Fertigung solle um rund die Hälfte reduziert werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Im Dow legten zudem noch der Kreditkartenanbieter American Express Zahlen und der Telekomkonzern Verizon vor, deren Aktien beide daraufhin moderat nachgaben.

AT&T profitierten kurzzeitig mit einem Sprung auf knapp unter 30 Dollar vom bekannt gegebenen Rücktritt des Vorstandschefs Randall Stephenson (60) zum 1. Juli. Zuletzt legten sie noch um 0,3 Prozent auf 29,60 Dollar zu. Stephenson bleibt noch bis Januar 2021 Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Den mittlerweile siebten Tag infolge ging es zudem für den Fleischersatzhersteller Beyond Meat nach oben. Besonders kräftig vor allem seit Dienstag, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, über eine Kooperation mit Starbucks in den chinesischen Markt vordringen zu wollen. Insgesamt ist das Papier seit dieser Mitteilung um knapp 40 Prozent gestiegen, davon allein an diesem Freitag um rund 10 Prozent. (awp/mc/pg)

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