New York – Nach einem äusserst trägen Handelsverlauf am US-Aktienmarkt ist es am Freitag kurz vor Börsenschluss doch noch leicht abwärts gegangen. Vor dem langen Wochenende verbuchte der Dow Jones Industrial an der Wall Street beim Ertönen der Schlussglocke ein Minus von 0,29 Prozent auf 18’232,02 Punkte. Im Wochenverlauf verlor er damit 0,2 Prozent. Der S&P-500-Index büsste am Freitag 0,22 Prozent auf 2126,06 Punkte ein, nachdem er am Donnerstag mit einem kleinen Plus auf Rekordhoch geschlossen hatte. Der Nasdaq-100-Index sank um 0,05 Prozent auf 4527,16 Punkte. Am Montag werden die Börsen in den USA wegen des Memorial Day geschlossen bleiben.
Von den aktuellen Inflationsdaten waren kaum Impulse ausgegangen und auch die Aussagen der Notenbank-Chefin Janet Yellen liessen den Markt weitgehend kalt. Die Verbraucherpreise im April hatten den zweiten Monat in Folge unter ihrem Vorjahresniveau gelegen, allerdings vor allem wegen des Ölpreisverfalls seit Mitte 2014. Im Monatsvergleich dagegen waren die Preise gestiegen. Wegen der ebenfalls langsam anziehenden Löhne sieht das Analysehaus Capital Economics die Notenbank Fed unter Zugzwang: «Die Fed kann nicht ewig warten, bevor sie die Zinsen anhebt.»
Wann diese ihre jahrelange Nullzinspolitik beenden wird, ist immer noch nicht klar. Doch Yellen bekräftigte nun erneut, dass ein erster Zinsschritt in diesem Jahr wohl angemessen sei. Experten rätseln seit Monaten, wann die Fed mit der ersten Zinsanhebung seit Mitte 2006 beginnt. Nachdem ursprünglich Mitte 2015 erwartet worden war, gilt jetzt ein späterer Zeitpunkt als wahrscheinlicher. Weil die Wirtschaft seit Jahresbeginn lahmt und die Inflation schwach ist, wird auch ein Straffungsbeginn erst im kommenden Jahr nicht ausgeschlossen.
Nur wenige Einzelwerte standen mit Nachrichten im Blick der Anleger. So stiegen die Aktien von Deere & Co. im marktbreiten S&P 500 um 4,35 Prozent, nachdem der Weltmarktführer im Bereich Landmaschinentechnik mit einem sehr optimistischen Gewinnausblick für dieses Jahr überrascht hatte. Die Nachfrage in der Bauausrüstungssparte sei gestiegen und wiege einen schwächelnden Absatz im Traktorensegment auf, hiess es zur Vorlage der Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal.
Die Papiere von Hewlett-Packard legten um 2,75 Prozent zu. Der Computerkonzern hatte am Vorabend nach Börsenschluss ebenfalls seine Bilanz zum zweiten Geschäftsquartal veröffentlicht. HP hatte von der Nachfrage nach Servern profitiert und übertraf die Gewinnschätzungen. Zudem gab es Details zu der Aufspaltung und den Kosten. Am Donnerstag hatte das im S&P-100-Index enthaltene Unternehmen bereits mitgeteilt, 51 Prozent seines Geschäfts zur Datenvernetzung in China für rund 2,3 Milliarden Dollar an Tsinghua verkaufen zu wollen.
Die Anteilsscheine des SAP-Rivalen Salesforce legten um 2,88 Prozent zu, während die des weltgrössten Softwareherstellers Microsoft im Dow um 1,10 Prozent nachgaben. Dem US-Fernsehsender CNBC zufolge hatte Microsoft letztens 55 Milliarden Dollar für den Cloudspezialisten geboten. Berichte über eine Offerte hatte es bereits zu Monatsanfang gegeben. Dies und gute Geschäftszahlen hatten Salesforce-Titel jüngst deutlich angetrieben, so dass der angeblich gebotene Preis nur einen relativ kleinen Aufschlag auf die aktuelle Bewertung darstellen würde. (awp/mc/upd/ps)