New York – Anhaltende Zinssenkungshoffnungen nach frischen Konjunkturdaten haben die Wall Street am Freitag abermals in Rekordlaune versetzt. Erstmals seit Mai beteiligte sich auch der Leitindex Dow Jones Industrial wieder an der Jagd nach Höchstständen. Zudem erreichte der breit aufgestellte S&P 500 ein Rekordhoch. Die wichtigsten Technologie-Indizes zogen zwar etwas an, nachdem sie am Vortag noch unter Gewinnmitnahmen gelitten hatten. Für das Erreichen von Höchstmarken aber reichte der Schwung diesmal nicht.
Der Dow schloss 0,62 Prozent höher bei 40.000,90 Punkten. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Plus von 1,59 Prozent. Der S&P 500 gewann am Freitag 0,55 Prozent auf 5.615,35 Punkte. Im Technologiebereich stieg der Nasdaq 100 um 0,59 Prozent auf 20.331,49 Punkte.
Die zum Wochenschluss veröffentlichten Konjunkturdaten deuteten Beobachtern zufolge unter dem Strich weiterhin darauf hin, dass die Leitzinsen eher früher als später sinken dürften. Zwar hatten die Erzeugerpreise im vergangenen Monat mehr zugelegt als prognostiziert. Allerdings wog schwerer, dass sich die von der Universität Michigan erhobene Stimmung der Verbraucher im Juli unerwartet eingetrübt hatte. Zudem sanken deren längerfristige Inflationserwartungen leicht auf 2,9 Prozent, wohingegen Analysten im Schnitt einen unveränderten Wert von 3,0 Prozent prognostiziert hatten.
Nach Auffassung des Volkswirts Thomas Ryan von Capital Economics ist der erneute Rückgang des Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan ein weiterer Beleg dafür, dass die Konsumenten zunehmend mit den hohen Zinsen zu kämpfen haben. Obwohl der Zusammenhang zwischen Vertrauen und privatem Verbrauch in den letzten Jahren eher locker gewesen sei, erhöhe das schwache Stimmungsniveau das Risiko, dass das Konsumwachstum nach einer anscheinend schwachen ersten Jahreshälfte gedämpft bleibe.
Unter den Einzelwerten standen Geschäftszahlen aus dem Bankensektor im Fokus. So hatte das grösste US-Geldhaus JPMorgan zwar den Gewinn im zweiten Quartal gesteigert. Das lag aber an einem Buchgewinn im Zusammengang mit der Umstrukturierung der Beteiligung von JPMorgan an dem Kreditkartenriesen Visa. Die Anleger überzeugte das offenbar nicht, zumal die Risikovorsorge für Kreditausfälle erhöht wurde. Die Aktien der Bank fielen am Dow-Ende um mehr als ein Prozent.
Gut laufende Geschäfte etwa im Investmentbanking rund um Anleiheemissionen und Börsengänge hatten zwar der Citigroup im zweiten Quartal einen Gewinnanstieg beschert. Wegen regulatorischer Strafen rechnet das Institut aber nun mit Blick auf das Gesamtjahr mit Kosten eher am oberen Ende der Zielspanne. Die Anteilscheine verloren fast zwei Prozent. Auch Wells Fargo ringt mit anziehenden Kosten. Hier mussten die Anleger ein Minus von sechs Prozent verkraften. Die Aktien waren damit das Schlusslicht im S&P 500.
Für ein positives Ausrufezeichen sorgte die Bank of New York Mellon, deren Papiere um gut fünf Prozent anzogen. Die älteste Bank der USA hatte beim bereinigten Gewinn je Aktie die Markterwartung übertroffen. Alles in allem habe das Finanzinstitut stark abgeschnitten, urteilten die Analysten der kanadischen Bank RBC.
Am Devisenmarkt profitierte der Euro von der schwachen Verbraucherstimmung in den USA und notierte zuletzt bei 1,0906 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0890 (Donnerstag: 1,0855) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9182 (0,9212) Euro.
Am US-Anleihenmarkt legten Staatspapiere etwas zu. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg im späten Handel um 0,08 Prozent auf 111,25 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere fiel im Gegenzug auf 4,18 Prozent. (awp/mc/ps)