US-Schluss: Dow über 23’000 Punkten
New York – Die Rekordjagd an der Wall Street geht weiter – wenn auch im Schneckentempo. Gute Quartalszahlen und angehobene Ziele einiger Unternehmen sorgten am Dienstag für Rückenwind. Sie verhalfen dem US-Leitindex Dow Jones Industrial schon im frühen Handel erstmals in seiner langen Geschichte über die Marke von 23’000 Punkten. Zum Börsenschluss notierte er noch 0,18 Prozent höher bei 22’997,44 Punkten.
Auch der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 schaffte es erneut auf eine Bestmarke und ging 0,13 Prozent fester bei 6122,61 Punkten aus dem Handel. Der marktbreite S&P 500 brauchte für seinen Rekord bis kurz vor Börsenschluss und verabschiedete sich 0,07 Prozent im Plus bei 2559,36 Zählern.
«Das Vertrauen in die Berichtssaison ist auf beiden Seiten des Atlantiks hoch», sah Marktanalyst Mike van Dulken von Accendo Markets gute Argumente für die neuen Rekorde. Er verwies ausserdem auf die Hoffnung, dass der Widerstand im US-Kongress gebrochen wird und US-Präsident Donald Trump seine Steuerversprechen doch noch einlösen kann.
Doch nicht alle Berichtsunternehmen konnten ihre starken Geschäftsresultate oder angehobenen Ziele in steigende Kurse ummünzen. Am besten schlugen sich in dieser Hinsicht der Krankenversicherer UnitedHealth und der Gesundheitskonzern Johnson & Johnson , die beide mit den Zahlen des abgelaufenen Quartals positiv überraschten und ihre Ziele für das laufende Geschäftsjahr bereits zum dritten Mal anhoben. Die Aktien erreichten jeweils Rekordstände und belegten am Ende mit Gewinnen von 5,53 beziehungsweise 3,43 Prozent die ersten Plätze im Dow Jones.
Dass in den Streit um die Krankenversicherung «Obamacare» überraschend neue Bewegung kommt, gab der Gesundheitsbranche Auftrieb: Die Aktien des Versicherers Aetna gewannen 2,95 Prozent. Für die Titel der Konkurrenten Humana und Cigna ging es um 1,37 beziehungsweise 1,19 Prozent hoch. Wenige Tage, nachdem US-Präsident Trump angekündigt hatte, die staatlichen Zuschüsse zu streichen, erzielten Senatoren eine überparteiliche Einigung in genau diesem Punkt. Trump sagte bei einer Pressekonferenz, diese Lösung habe seine Unterstützung und solle für einen Zeitraum von zwei Jahren halten.
Die besser als erwartet ausgefallenen Quartalsresultate zweier grosser Banken stiessen am Markt auf ein unterschiedliches Echo: Während die Titel von Morgan Stanley um 0,37 Prozent zulegten, ging es für Goldman Sachs am Dow-Ende um 2,61 Prozent bergab. Letztere stehen allerdings nicht mehr weit unter ihrer Bestmarke aus dem Frühjahr, während der Aktienkurs von Morgan Stanley sich mehr als verdoppeln müsste, um die Rekordstände aus der Zeit um die Jahrtausendwende zu erreichen.
Bei Netflix machte sich ebenfalls die schon hohe Bewertung bemerkbar: Obwohl der Online-Streamingdienst sein rasantes Wachstum im dritten Quartal fortgesetzt und die Nutzerzahlen überraschend deutlich gesteigert hatte, drehten die Anteilscheine nach einer Rekordmarke zum Start letztlich mit 1,58 Prozent ins Minus. Auch positive Analystenkommentare reichten nicht, um den Kurs nach oben zu treiben.
Die Boeing-Titel verloren 0,44 Prozent, nachdem sich Airbus die Mehrheit an der C-Produktreihe des kanadischen Herstellers Bombardier gesichert hatte. Der europäische Erzrivale stärkt damit das eigene Portfolio. Ausserdem könnten von Boeing geforderte Strafzölle für die Flugzeuge der Baureihe durch den Schritt womöglich umgangen werden. Bombardier schossen in Toronto zeitweise um über ein Viertel nach oben und gewannen zum Handelsschluss fast 16 Prozent.
Der Eurokurs litt unter Spekulationen um die Nachfolge der US-Notenbankvorsitzenden Janet Yellen sowie schwachen deutschen Konjunkturdaten: Er sank zuletzt auf 1,1767 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1759 Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8504 Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen um 1/32 Punkt auf 99 18/32 Punkte und rentierten mit 2,30 Prozent. (awp/mc/ps)