New York – An der Wall Street ist die Rekordjagd nach einem Tag Pause weitergegangen: Ausser dem technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 schafften es am Freitag sämtliche wichtige Indizes auf neue Bestmarken. Die Hoffnung auf eine US-Steuerreform halte die Aktienmärkte am Laufen, schrieb Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK. Im Fokus der Anleger standen erneut Geschäftszahlen von Unternehmen.
Direkt zum Startschuss überwand der Dow Jones Industrial seine bisherigen Höchststände und baute seine Gewinne im weiteren Handelsverlauf sukzessive aus. Am Ende notierte der US-Leitindex 0,71 Prozent im Plus bei 23 328,63 Punkten, nur minimal unter seinem kurz davor erreichten Rekord. Auf Wochensicht verbuchte er einen Kurszuwachs von fast 2 Prozent.
Auch der marktbreite S&P 500 notierte am Freitag so hoch wie nie zuvor und gewann letztlich 0,51 Prozent auf 2575,21 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq schaffte es der Composite-Index ebenfalls über seine bisherige Bestmarke und verabschiedete sich 0,36 Prozent fester mit 6629,05 Zählern ins Wochenende. Dagegen reichte es beim Nasdaq 100, der 0,27 Prozent höher bei 6108,82 Zählern schloss, nicht für einen Rekord.
Nachdem zur Wochenmitte alle vier Indizes historische Bestmarken erreicht hatten, waren am Donnerstag – dem 30. Jahrestag des «Schwarzen Montag» – nur minimale Gewinne für Dow und S&P 500 drin gewesen, während die Nasdaq-Indizes Verluste verzeichnet hatten. Am 19. Oktober 1987 war der Dow um mehr als 500 Punkte eingebrochen – fast ein Viertel des Börsenkapitals war damals auf einen Schlag verpufft. Es dauerte danach über ein Jahr, bis der Index diesen Verlust wieder wettmachte.
Am Donnerstagabend hatte der US-Senat einen Haushaltsentwurf verabschiedet und damit eine Hürde für die von Präsident Donald Trump geplante Steuerreform aus dem Weg geräumt: 51 Senatoren stimmten für den Entwurf, 49 waren dagegen. Trump hatte bei seinen Plänen für eine Steuerreform immense Erleichterungen vor allem für Unternehmen versprochen. Der Höchstsatz für Unternehmensteuern soll von 35 Prozent auf 20 Prozent sinken. Die Pläne gelten als eine der wichtigsten Triebfedern für die Kursrally seit dem Wahlsieg von Trump.
Die Unternehmensnachrichten fielen vor dem Wochenende durchwachsen aus. Die Anteilsscheine von General Electric, die anfangs deutlich unter schwachen Quartalszahlen und einer drastisch gesenkten Gewinnprognose gelitten hatten, konnten ihre Verluste abschütteln und schlossen 1,06 Prozent fester. Seit Jahresbeginn hat die Aktie allerdings etwa ein Viertel an Wert eingebüsst und ist damit für diesen Zeitraum abgeschlagenes Schlusslicht im Dow. Am Vortag hatte sie derweil um 2 Prozent zugelegt – offensichtlich in der nun enttäuschten Hoffnung auf gute Zahlen.
Die Aktionäre von Procter & Gamble mussten dagegen einen Kursrutsch von 3,65 Prozent verkraften. Damit war der Konsumgüterkonzern mit Abstand grösster Tagesverlierer im Dow Jones. Er hatte zwar mit dem Gewinnplus im dritten Quartal die Erwartungen leicht übertroffen. Händlern zufolge war die Umsatzentwicklung aber nicht ganz so schwungvoll wie erhofft.
Deutlich besser erging es den Paypal-Aktien, die ein Rekordhoch erreichten und mit einem Plus von 5,53 Prozent als Favorit der Anleger im Nasdaq 100 aus dem Handel gingen. Der Online-Bezahldienst hat im abgelaufenen Quartal erneut deutliche Geschäftszuwächse verzeichnet und seine Ziele für das Gesamtjahr weiter nach oben geschraubt. Analyst Bryan Keane von der Deutschen Bank sah sowohl die Zahlen als auch den Ausblick über den Erwartungen.
Der Eurokurs litt unter der gestiegene Wahrscheinlichkeit einer US-Steuerreform und sank auf 1,1774 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1818 (Donnerstag: 1,1834) Dollar festgesetzt. Richtungweisende US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren rutschten um 18/32 Punkte auf 98 27/32 Punkte ab und rentierten mit 2,38 Prozent. (awp/mc/ps)