New York – Gleich mehrere milliardenschwere Übernahmen in den Vereinigten Staaten haben die US-Börsen am Montag erneut auf Rekordstände getrieben. Der marktbreite S&P-500-Index kletterte bereits im frühen Handel auf einen Höchststand und baute die Gewinne anschliessend noch aus, ebenso wie der Nasdaq-100. Der Dow Jones Index folgte etwas später mit einem weiteren Rekord. Im Pharmasektor, in der Biotech-Branche und unter Versicherern greifen Unternehmen tief in die Taschen, um sich mit Zukäufen zu stärken. Das trieb die Aktienkurse insgesamt weiter nach oben.
Der S&P 500 legte um 0,81 Prozent auf 2832,97 Punkte zu. Für den Nasdaq 100 ging es um 1,05 Prozent auf 6906,28 Punkte nach oben. Dem Auswahlindex der Technologiewerte fehlen nur noch etwas mehr als 1 Prozent bis zur nächsten runden Marke von 7000 Punkten. Der Dow Jones Index rückte um 0,55 Prozent auf 26’214,60 Punkte vor.
Der Streit um den «Shutdown» genannten Zwangsstillstand der US-Regierung, der die Kurse zuletzt etwas gebremst hatte, ist derweil ausgeräumt. Der US-Senat ebnete den Weg für eine Abstimmung über einen Übergangshaushalt, der den Stillstand beenden würde. 81 Senatoren stimmten am Montag dafür, die Debatte über den Gesetzentwurf zu beenden. 18 votierten dagegen. Am Aktienmarkt sorgte die Entwicklung nicht für grössere Ausschläge.
Die Aktien von Bioverativ schossen um mehr als 60 Prozent hoch, weil der französische Pharmakonzern Sanofi das auf seltene Blutkrankheiten spezialisierte US-Biotechunternehmen für 11,6 Milliarden US-Dollar kaufen will. Das entspricht einem Aufschlag von 64 Prozent zum Kursniveau vom Freitag. Angesichts dieses Deals legten auch andere Branchentitel wie Allergan, Amgen und Abbvie deutlich zu.
Ebenfalls einen kräftigen Aufschlag zahlt der Versicherungsriese AIG für den Konkurrenten Validus Holdings. Die Aktionäre sollen je Aktie 68 Dollar in bar bekommen, was einer Prämie von 46 Prozent zum Freitagsschlusskurs entspricht. Vor dem Hintergrund der gut 5,5 Milliarden Dollar schweren Transaktion schnellten Validus-Papiere um 44 Prozent nach oben. AIG-Aktien dagegen gaben um 0,89 Prozent nach.
Zu guter Letzt sprangen die Papiere von Juno Therapeutics wegen einer Offerte um fast 27 Prozent nach oben. Der Pharmakonzern Celgene greift für die zweite Übernahme in wenigen Wochen erneut tief in die Geldbörse: Er bietet 87 US-Dollar für die Aktien des auf Krebsmittel spezialisierten Kooperationspartners. Wegen entsprechender Spekulationen waren die Juno-Papiere zuletzt schon kräftig gestiegen. Der gebotene Preis liegt um fast das Doppelte über dem Juno-Kurs vor dem Aufkommen der Übernahmegerüchte. Aktien von Celgene legten leicht zu.
Die Saison der Quartalszahlen setzte am Montag der Ölfelddienstleister Halliburton fort. Dessen Chef Chris Weber sieht das Unternehmen auf Kurs, um im laufenden Jahr eine Gewinnmarge von 20 Prozent zu erreichen. Die Aktien legten daraufhin um 6,40 Prozent zu und zogen auch die des Wettbewerbers Schlumberger um 4,41 Prozent mit nach oben.
Nach der Schlussglocke veröffentlichte der Streamingdienst Netflix Zahlen. Anleger positionierten sich schon vorher für gute Nachrichten, der Kurs kletterte um 3,23 Prozent. Nachdem das vierte Quartal noch besser ausgefallen war als Experten vorhergesagt hatten, kamen im nachbörslichen Handel 8 Prozent Kursplus hinzu. Aktien des Telekomanbieters Verizon stiegen vor den Quartalszahlen am Dienstag im regulären Handel um 3 Prozent an die Spitze des Dow Jones Index.
Aktien des Stahlherstellers United States Steel gewannen 1,39 Prozent, sie profitierten von einem positiven Kommentar der Citigroup. Papiere des Casino-Betreibers Wynn Resorts zogen um fast 9 Prozent an auf den höchsten Stand seit August 2014. Hohe Gewinne im Spielerparadies Macau hatten dem Unternehmen unerwartet gute Ergebnisse im Schlussquartal 2017 verschafft.
Die voraussichtliche Aufhebung des «Government Shutdown? in den USA bewegte den Devisen- und Bondmarkt kaum. Am Rentenmarkt traten richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen mit 96 16/32 Punkten auf der Stelle, sie rentierten mit 2,66 Prozent. Der Euro notierte bei 1,2258 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2255 (Donnerstag: 1,2235) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8160 (0,8173) Euro gekostet. (awp/mc/ps)