New York – Nur kurz hat der US-Leitindex Dow Jones Industrial am Dienstag die 18 000-Punkte-Marke wieder getestet. Weiter steigende Ölpreise sowie Hoffnungen auf eine unverändert moderate US-Zinspolitik hatten Auftrieb gegeben. Doch zum Handelsende hin wurden die Anleger wieder nervöser und nahmen Gewinne mit. Der Dow schloss mit plus 0,10 Prozent auf 17 938,28 Punkten knapp über seinem Tagestief. Zeitweise war er bei 18 003 Punkten auf den höchsten Stand seit Ende April geklettert.
Der breit gefasste S&P-500-Index , dem bis zu seinem im Juli 2015 erreichten Rekordhoch zeitweise weniger als 14 Punkte gefehlt hatten, beendete den Tag mit plus 0,13 Prozent bei 2112,13 Zählern. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 hingegen litt unter kräftigen Kursverlusten von Aktien aus dem Biotechnologiebereich und büsste 0,23 Prozent auf 4513,09 Punkte ein. Die Ölpreise der Sorten Brent und WTI notierten zum Handelsschluss weiter über 51 bzw. 50 US-Dollar je Barrel (159 Liter).
US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen hatte am Montag in Philadelphia zwar erneut eine Zinserhöhung in moderatem Tempo in Aussicht gestellt, allerdings keinen Zeitrahmen mehr genannt. «Yellen klang gestern ein wenig danach, als würde sie selbst nicht mehr so richtig an eine Zinswende glauben», sagte daraufhin Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Vor dem Hintergrund der schwachen US-Jobdaten vom Freitag und nach den nun noch vorsichtiger eingeschätzten Tönen von Yellen glaubt kaum noch jemand an eine Leitzinsanhebung im Juni. Auch der Juli gilt nicht mehr als mögliche Alternative.
Im Dow profitierten die Aktien der Ölkonzerne ExxonMobil und Chevron vom Ölpreisanstieg und zählten mit Gewinnen zwischen 1,5 und 2,1 Prozent zu den Favoriten. Die Verizon-Papiere mischten ebenfalls an der Index-Spitze mit und legten um rund 2 Prozent zu. Der Telekom-Konzern will laut einem Zeitungsbericht rund drei Milliarden Dollar für das Web-Geschäft des Internet-Pioniers Yahoo bieten. Im Rennen sei aber auch noch der Finanzinvestor TPG, schrieb das «Wall Street Journal». An den Immobilien und Patenten von Yahoo habe Verizon aber kein Interesse, hiess es weiter. Die Yahoo-Papiere verloren im Nasdaq-100-Index knapp 1 Prozent.
Die Aktien von Navistar stachen an der New Yorker Börse Nyse mit einem Plus von fast 20 Prozent hervor, nachdem der Lkw-Hersteller im zweiten Quartal überraschend einen Gewinn erzielt hatte. Die verringerte Jahresprognose für das operative Ergebnis fand vor diesem Hintergrund kaum Beachtung. Im Nasdaq-Composite-Index gewannen die Aktien von United Natural Foods rund 14 Prozent und profitierten davon, dass der Naturkosthändler sein Gewinnziel für das Geschäftsjahr 2015/16 angehoben hatte.
Im Fokus standen aber vor allem Aktien aus der Gesundheitsbranche. Die Titel von Valeant etwa brachen an der Nyse um fast 15 Prozent ein, nachdem der Pharmakonzern sein Ergebnisziel für das laufende Jahr gekappt hatte. Im Nasdaq 100 waren die Anteilsscheine von Biogen mit einem Minus von fast 13 Prozent schwächster Wert. Versuchsdaten zu einem Multiple-Sklerose-Mittel mit dem Namen Opicinumab hatten die Erwartungen verfehlt.
Auch Soliris, ein in der Testphase befindliches Mittel bei Muskelerkrankungen von Alexion Pharmaceuticals , hatte das Studienziel verfehlt. Der Aktienkurs fiel daraufhin um 11 Prozent auf den tiefsten Stand seit 6 Jahren. Biomarin Pharmaceutical wurden mitgerissen und büssten fast 5 Prozent ein.
Der Euro bewegte sich im US-Handel nur wenig und lag zur Schlussglocke an der Wall Street bei 1,1355 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1348 (Montag: 1,1349) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8812 (0,8811) Euro. Am US-Rentenmarkt gewannen zehnjährige Staatsanleihen 7/32 Punkte auf 99 6/32 Punkte und rentierten mit 1,71 Prozent. (awp/mc/upd/pg)