New York – Der starke Rückgang der Ölpreise infolge nachlassender Eskalationssorgen in Nahost haben dem US-Aktienmarkt am Montag Auftrieb gegeben. Geopolitische Risiken nach dem moderater als erwartet ausgefallenen israelischen Vergeltungsschlag gegen den Iran würden wieder ausgepreist, hiess es an den Börsen.
Sinken die Ölpreise spürbar, mindert dies den Inflationsdruck. Das könnte der US-Notenbank Fed mehr Spielraum für Zinssenkungen geben. So in etwa lauten derzeit wohl die Überlegungen von Börsianern. Zudem profitieren viele Unternehmen auf der Kostenseite von schwächeren Ölpreisen.
Der Dow Jones Industrial gewann letztlich 0,65 Prozent auf 42.387,57 Punkte, nachdem der bekannteste Wall-Street-Index in der vergangenen Woche noch um fast drei Prozent abgesackt war.
Für den marktbreiten S&P 500, der in der Woche zuvor rund ein Prozent verloren hatte, ging es am Montag um 0,27 Prozent auf 5.823,52 Punkte nach oben. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100, der sich in der Vorwoche gegen den negativen Trend stemmen und leicht zulegen konnte, gab seine moderaten Gewinne bis Handelsschluss dagegen ab. Er schloss letztlich prozentual unverändert bei 20.351,07 Zählern.
Zunehmend in den Blick rückt zudem auch die Präsidentschaftswahl am Dienstag nächster Woche, weshalb allzu grosse Sprünge an den US-Börsen bis dahin nicht erwartet werden. «In den vergangenen Handelstagen positionierten sich die Marktteilnehmer noch einmal stärker in Richtung eines Trump-Sieges: Die Renditen von Staatsanleihen stiegen deutlich an, die Aktienmärkte tendierten freundlich», hiess es bei der Dekabank. Nun warteten alle ab, was am Wahltag geschehe: wird der Republikaner Donald Trump wieder Präsident werden oder wird mit Kamala Harris von der Demokratischen Partei erstmals eine Frau in das Weisse Haus einziehen?
Zu den Profiteuren des Ölpreisrutsches zählten die Papiere von Fluggesellschaften, während Ölförderer wie Chevron und Exxon Mobil leicht nachgaben. So zogen die Kurse von American Airlines, United Airlines und Delta Air Lines um 2,3 bis 3,4 Prozent an.
Im Dow waren die Aktien von Boeing mit minus 2,8 Prozent Schlusslicht. Die milliardenschwere Kapitalerhöhung des kriselnden US-Flugzeugbauers war bereits erwartet worden und soll den angeschlagenen Flugzeugbauer vor einer möglichen Abstufung seiner Kreditwürdigkeit auf Ramschniveau bewahren. Die vielen Milliarden Dollar will der Flugzeugbauer für generelle Zwecke einsetzen, darunter Schuldenabbau, Investitionen in Anlagen und Vorräte sowie Ausgaben bei den Töchtern. Allerdings verwässert die Ausgabe der neuen Aktien im Wert von 19 Milliarden US-Dollar die Anteile der Altaktionäre.
Spitzenwert im Dow waren 3M mit plus 4,4 Prozent auf 130,29 Dollar. Analyst Stephen Tusa von JPMorgan schraubte nach soliden Quartalszahlen des Mischkonzerns sein Kursziel für die Aktie auf 165 Dollar nach oben und bestätigte sein Anlageurteil «Overweight». Damit geht er davon aus, dass sich die Aktie in den kommenden sechs bis zwölf Monaten besser als die Branche entwickeln wird.
Der Kurs des Euro bewegte sich kaum. Zum Handelsschluss an der Wall Street wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,0814 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag in Frankfurt auf 1,0818 (Freitag: 1,0825) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9244 (0,9237) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt gaben die Kurse der US-Staatsanleihen nach. Der Terminkontrakt für zehnjährige Papiere (T-Note-Future) fiel zuletzt um 0,28 Prozent auf 110,75 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg auf 4,28 Prozent. (awp/mc/ps)