US-Schluss: Rally zum Handelsende trotz Corona-Sorgen
New York – Die Anleger an der New Yorker Wall Street haben am Donnerstag die Sorgen vor einer zweiten Corona-Welle verdrängt. Vor allem in der letzten Handelsstunde stiegen die wichtigsten Börsen-Indizes kräftig. Besser als befürchtet ausgefallene Wirtschaftsdaten stützten. Nach einem Vortagesverlust von 2,7 Prozent und weiteren Abschlägen zum Handelsstart an diesem Donnerstag legte der Dow Jones Industrial schliesslich um 1,18 Prozent auf 25’745,60 Punkte zu. Damit schloss das bekannteste US-Börsenbarometer knapp unter seinem kurz zuvor erreichten Tageshoch. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 1,10 Prozent auf 3083,76 Punkte, und auch der Nasdaq 100 fand den Weg zurück ins Plus: Er rückte um 0,99 Prozent auf 10 101,83 Punkte vor und näherte sich damit wieder seinem erst am Dienstag erreichten Rekordhoch.
In den USA beschleunigte sich allerdings die Ausbreitung des Virus in alarmierender Weise. Die Zahl der Neuinfektionen war zuletzt wieder auf das hohe Niveau von April gestiegen. Einige US-Staaten führen nun auch wieder Lockdown-Massnahmen ein: Neben New York verhängten etwa New Jersey und Connecticut eine zweiwöchige Quarantäne für Einreisende aus Bundesstaaten mit stärkerem Infektionsgeschehen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) befürchtet zudem, dass die erwartete Rezession noch viel schlimmer ausfällt als bisher gedacht.
Mit Blick auf die US-Konjunktur erholten sich die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter im Mai überraschend deutlich von ihrem Einbruch im Vormonat. Zudem gingen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zurück, bewegen sich jedoch weiter auf einem hohen Niveau.
Unter den Einzelwerten im Dow zählte das Papier von Walt Disney zu den wenigen Verlierern mit minus 0,6 Prozent. Die für Mitte Juli geplante Wiedereröffnung der virusbedingt geschlossenen Vergnügungsparks in Kalifornien wurde verschoben. Apple gab bekannt, wegen der steigenden Zahl von Corona-Fällen einige Läden in Florida wieder zu schliessen. Der Aktienkurs des iPhone-Herstellers stieg dessen ungeachtet um marktkonforme 1,3 Prozent.
Aktien von Banken legten dagegen besonders kräftig zu. Sie erholten sich damit nicht nur von Verlusten vorangegangener Tage, sondern profitierten auch von der Lockerung der im Zuge der Finanzkrise beschlossenen «Volcker Rule». Die am Donnerstag beschlossene Änderung relativiert unter anderem ein Verbot für Geldhäuser, in Private-Equity- oder Hedgefonds zu investieren. Goldman Sachs legten an der Dow-Spitze um 4,6 Prozent zu und JPMorgan gewannen 3,5 Prozent. Im S&P 100 zählten die Aktien der Citigroup , der Bank of America und die von Morgan Stanley und Wells Fargo zu den Favoriten.
Besser als erwartete Quartalszahlen sorgten an der New Yorker Börse zudem für deutliche Kursgewinne der H.B. Fuller-Papiere von 4,4 Prozent. Sowohl der Umsatz im zweiten Geschäftsquartal des Henkel -Konkurrenten als auch das bereinigte Ergebnis je Aktie hatte die Schätzungen von Analysten übertroffen. Macy’s büssten zugleich 4,1 Prozent ein. Die angeschlagene US-Kaufhauskette strich im Rahmen eines neuen Sparprogramms angesichts der Corona-Krise weitere rund 3900 Jobs.
Erst nach Börsenschluss werden zudem Teil-Ergebnisse des vielbeachteten Bankenstresstests veröffentlicht. Ausserdem gibt der Sportartikelhersteller Nike seine Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr bekannt. Dessen Aktien legten im Dow zuvor um marktkonforme 1,3 Prozent zu, gerieten nachbörslich dann zunächst unter Druck. Die Corona-Krise hatte das Unternehmen schwer belastet.
Der Euro wurde zum Handelsschluss an der Wall Street mit 1,1220 US- Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag (MESZ) auf 1,1200 (Mittwoch: 1,1280) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8929 (0,8865) Euro. Am US-Rentenmarkt sanken richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen zuletzt um 1/32 Punkte auf 99 13/32 Punkte und rentierten mit 0,684 Prozent. (awp/mc/ps)