New York – Die Wall Street hat nach dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende ihrer Rekordjagd Tribut gezollt. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial stieg am Dienstag schon früh erstmals über 26’000 Punkte und knackte damit nach nur sechs Handelstagen die nächste Tausender-Marke. Doch von hier aus verliessen den US-Leitindex die Kräfte – er schloss mit einem Minus von 0,04 Prozent bei 25’792,86 Punkten.
Bei den anderen Aktienindizes sah es ähnlich aus: Der marktbreite S&P 500 konnte seine Bestmarke über 2800 Punkten nicht verteidigen und verabschiedete sich 0,35 Prozent schwächer bei 2776,42 Punkten. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es nach dem erstmaligen Sprung über 6800 Zähler am Ende um 0,32 Prozent auf 6737,14 Zähler bergab.
Die für die meisten Unternehmen gewinnsteigernde US-Steuerreform, der immer noch schwache Dollar sowie Hoffnungen auf überwiegend gute Quartalsergebnisse der Unternehmen hatten den Kursen anfangs weiteren Auftrieb gegeben – dazu kam eine Reihe überwiegend positiv aufgenommener Firmennachrichten.
Enttäuschende heimische Konjunkturdaten hatten die Anleger derweil kalt gelassen. Dem Empire-State-Index zufolge war die Stimmung in der Industrie im Bundesstaat New York im Januar schwächer als erwartet ausgefallen. Allerdings wurde der Stimmungsindikator für den Vormonat deutlich nach oben revidiert.
Auf Unternehmensseite stach Merck & Co nach erfreulichen klinischen Studienergebnissen zum Arzneimittel Keytruda (Pembrolizumab) besonders positiv heraus: Mit einem Kurssprung von 5,81 Prozent auf 62,07 US-Dollar führten die Aktien die Gewinnerliste im Dow an und waren so teuer wie zuletzt im Oktober. Damals hatte das Unternehmen die Anleger mit seinen Quartalszahlen und dem zurückgezogenen Antrag für eine Keytruda-Zulassung in Europa geschockt, was die Aktie anschliessend bis auf unter 54 Dollar absacken liess.
Hinter Merck & Co rückten UnitedHealth-Papiere um 1,86 Prozent auf 232,90 Dollar vor – davor hatten die Titel des Krankenversicherers ein Rekordhoch markiert. UnitedHealth hob aufgrund der Steuerreform in seinem Heimatland das Gewinnziel für das laufende Jahr kräftig an.
Beim iPhone-Hersteller Apple reichte es auch ohne Nachrichten für eine erneute Bestmarke, bevor die Aktien mit einem Kursrückgang von 0,51 Prozent schlossen. Der Börsenwert des weltgrössten Unternehmens beträgt damit aktuell fast 900 Milliarden Dollar.
Der Autobauer General Motors (GM) überzeugte die Anleger mit überraschend optimistischen Aussagen für das laufende Jahr: Trotz eines teuren Wechsels zu einer neuen Generation von Pickups will das Unternehmen seinen Gewinn auf dem Rekordniveau von 2017 halten – Analysten hatten hingegen einen Rückgang erwartet. Die Aktien stiegen letztlich um 0,27 Prozent.
Aus dem Bankenbereich erfreute die Citigroup die Aktionäre mit der angekündigten rekordhohen Gewinnausschüttung. Davon liess sie sich auch nicht von einem gigantischen Jahresverlust abbringen, zu dem die US-Steuerreform geführt hat. Derweil läuft das eigentliche Geschäft profitabel. Für die Papiere ging es um 0,35 Prozent auf 77,11 Dollar hoch – zeitweise waren sie so teuer wie seit Ende 2008 nicht mehr. Bei Konkurrent Goldman Sachs liess eine Meldung aus Unternehmenskreisen, wonach das Geschäft mit Rohstoffen 2017 so schlecht wie noch nie gelaufen sein soll, das Kursplus auf 0,56 Prozent abschmelzen.
Dank Zukaufplänen schossen die Aktien von Energizer um über 14 Prozent nach oben. Das Unternehmen will das Batteriegeschäft des Mischkonzerns Spectrum Brands übernehmen, wozu auch die Haushaltsgeräte-Batterien der bekannten Marke Varta gehören. Die Spectrum-Aktien gewannen knapp 4 Prozent.
Dagegen büssten die Anteilscheine von Dow-Schlusslicht General Electric (GE) fast 3 Prozent ein. Der US-Industriekonzern muss für sein Altgeschäft mit nordamerikanischen Lebens- und Krankenversicherungen im vierten Quartal eine Belastung von 6,2 Milliarden Dollar verbuchen. Verteilt über einen Zeitraum von 7 Jahren wird die Finanzsparte GE Capital nun rund 15 Milliarden Dollar an Deckungsreserven bilden und deshalb die Dividendenzahlungen an die Mutter vorerst einstellen.
Der Euro stoppte seinen Höhenflug, der ihn tags zuvor auf fast 1,23 Dollar getragen hatte: Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung im New Yorker Handel 1,2263 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2230 (Montag: 1,2277) Dollar festgesetzt. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen gewannen 3/32 Punkte auf 97 17/32 Punkte und rentierten mit 2,54 Prozent. (awp/mc/pg)