New York – Die US-Börsen haben am Montag nach der Rekordjagd in der Vorwoche keine klare Richtung gefunden. Die Anleger hielten sich vor der Veröffentlichung wichtiger Konjunkturdaten am Dienstag zurück, sagten Börsianer. Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss 0,05 Prozent tiefer bei 15.392,01 Punkten. Für den S&P 500 ging es um 0,01 Prozent auf 1.744,65 Punkte hoch – bei 1.747,79 Punkten hatte der marktbreite Index zuvor erneut ein Rekordhoch markiert. Der technologielastige Nasdaq 100 gewann zum Wochenauftakt 0,22 Prozent auf 3.361,18 Punkte.
Am Dienstag dürfte der für die US-Wirtschaft sehr wichtige Arbeitsmarktbericht für September besonders grosse Beachtung finden. Die Daten werden wegen des inzwischen behobenen Verwaltungsstillstands verspätet veröffentlicht. Ansonsten stützte die Hoffnung auf eine weiterhin sehr lockere Geldpolitik unverändert die Kurse. «Ich glaube, wir bräuchten erst ein paar gute Arbeitsmarktberichte und weitere Nachweise für Wachstum», sagte Charles Evans, Chef regionalen Notenbank von Chicago und stimmberechtigtes Mitglied im geldpolitischen Ausschuss der US-Notenbank Fed, dem TV-Sender CNBC. Laut Evans sind mehrere Monate mit einem Aufbau von bis zu 200.000 Stellen nötig, um den extrem lockeren Kurs zu drosseln.
Nach der vorläufigen Einigung im US-Haushaltsstreit richtete sich die Konzentration der Anleger wieder auf die laufende Berichtssaison. Die Aktien von McDonald’s büssten nach durchwachsenen Zahlen 0,64 Prozent ein. Die weltgrösste Burger-Kette hatte zwar ihren Quartalsüberschuss gesteigert und mit ihrem bereinigten Gewinn je Aktie die Analystenerwartungen leicht übertroffen. Doch die Umsatzentwicklung war etwas hinter den Schätzungen zurückgeblieben.
Bei Boeing sorgte eine weiter schwache Nachfrage für Kursverluste von 0,86 Prozent, was den letzten Platz im Leitindex bedeutete. Der Flugzeugbauer reagiert mit einer weiteren Produktionssenkung auf das geringe Interesse der Fluglinien am neuen Boeing-Jumbo 747-8. Dagegen knüpften die Aktien des Mischkonzerns General Electric (GE) mit plus 2,31 Prozent an ihre jüngst starke Entwicklung an und eroberten den Dow-Spitzenplatz. Bereits vor dem Wochenende hatten sie dank starker Zahlen rund dreieinhalb Prozent gewonnen. Ein Kursplus von 1,76 Prozent schafften die Titel von AT&T . Der Verkauf und die Vermietung von Funksendemasten bringt dem US-Telekommunikationskonzern knapp fünf Milliarden Dollar ein.
Für die Amazon-Titel ging es um 0,78 Prozent bergab, nachdem das Bundeskartellamt angekündigt hatte, im Kampf gegen wettbewerbsbehindernde Preisklauseln den Druck auf den Internethändler erhöhen. «Die Bedingungen, zu denen Amazon den sogenannten Marketplace betreibt, haben wettbewerbsbehindernde Wirkung», sagte Behördenpräsident Andreas Mundt der «Süddeutschen Zeitung». Amazon zeigte sich überrascht: Das Unternehmen habe bereits bekannt gegeben, in Deutschland auf die sogenannte Preisparität zu verzichten, betonte der Online-Händler in einer Stellungnahme. Stein des Anstosses sind Vertragsbedingungen, nach denen Händler ihre Ware auf keiner anderen Plattform günstiger anbieten dürfen als bei Amazon.
Bei Apple konnten sich die Aktionäre über Kursgewinne von 2,43 Prozent freuen. Der Elektronikkonzern will an diesem Dienstag neue Modelle seines Tabletcomputers iPad präsentieren und damit vermutlich den zeitgleichen Marktstart der neuen Microsoft-Tablets und den angekündigten Start von Nokia ins Tablet-Geschäft in den Schatten drängen. Die Microsoft-Titel schlossen prozentual unverändert.
Mit JPMorgan und Bank of America drohen derweil gleich zwei US-Grossbanken hohe Strafzahlungen. Branchenprimus JPMorgan soll sich laut Medienberichten mit dem US-Justizministerium wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte auf eine Vergleichszahlung von 13 Milliarden Dollar geeinigt haben – das wäre die höchste Vergleichszahlung der Wall-Street-Geschichte. Die Aktien verloren lediglich 0,06 Prozent. Analyst Stefan Bongardt von Independent Research hatte bereits zuvor geschrieben, er rechne nicht mit einer negativen Kursreaktion. Bereits die Ende August aufgekommenen Spekulationen über eine solche Vergleichszahlung und die im dritten Quartal gebildeten Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten hätten auf die aktuelle Entwicklung hingedeutet.
Von der Bank of America fordere die für Immobilienfinanzierung zuständige Aufsicht FHFA für die Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche aus windigen Hypothekengeschäften mindestens sechs Milliarden Dollar, berichteten Medien. Die Aktien gaben um 0,75 Prozent nach. (awp/mc/pg)