US-Schluss: Dow marschiert Richtung 29’000 Punkte
New York – Entspannungssignale im US-Iran-Konflikt haben am Donnerstag die New Yorker Börsen in neue Höhen getrieben. Alle grossen Indizes markierten Rekorde. Der Dow Jones Industrial nahm die Marke von 29 000 Punkten ins Visier, an die er bis auf zwölf Punkte heranrückte. Mit 28 956,90 Punkten und damit 0,74 Prozent höher ging der Leitindex aus dem Handel. Die Charttechnik-Experten von Index Radar sehen den Dow noch nicht als überhitzt an, dies wäre frühestens ab 29 150 Punkten der Fall.
Für den marktbreiten und damit besonders aussagekräftigen S&P 500 ging es um 0,67 Prozent nach oben auf 3274,70 Punkte. Der von Technologiewerten geprägte Nasdaq 100 gewann 0,87 Prozent auf 8989,63 Zähler.
Nach den gezielten Militärschlägen zwischen den USA und dem Iran ist die Kriegsgefahr erst einmal gebannt. Die Zeichen stehen derzeit auf Entspannung. «Wir sind bereit für ernsthafte Verhandlungen mit dem Iran ohne Vorbedingungen», schrieb die amerikanische UN-Botschafterin Kelly Craft an den UN-Sicherheitsrat. Teheran betonte, man wolle die USA mit politischen Mitteln aus der Region vertreiben. «Dieser Konflikt scheint nun so plötzlich und unerwartet aufgehört zu haben, wie er begonnen hat», kommentierte Marktbeobachter Craig Erlam von der Devisenplattform Oanda.
Weltweit war die Börsenstimmung am Donnerstag gelöst, nachdem am Vortag Präsident Donald Trump nach dem iranischen Vergeltungsangriff auf US-Militärbasen im Irak zwar neue Wirtschaftssanktionen gegen den Iran angekündigt hatte, aber keine weiteren Militärschläge.
Während also der US-Iran-Konflikt aktuell wieder etwas in den Hintergrund zu rücken scheint, drängt sich die Handelsauseinandersetzung zwischen Washington und Peking als altbekanntes Dauerthema wieder etwas vor. So reist Chinas Vizepremier Liu He Anfang nächster Woche zur Unterzeichnung der Teilvereinbarung mit den USA nach Washington. Die Ankündigung der Reise durch das Pekinger Handelsministerium am Donnerstag war die erste offizielle Bestätigung der chinesischen Seite, dass das Abkommen auch besiegelt wird. US-Präsident Trump hatte die Unterzeichnung der Vereinbarung über die erste Phase im Handelsstreit für Mittwoch angekündigt.
Im Dow-Index waren an diesem Donnerstag die Apple-Papiere der beste Werte mit plus 2,12 Prozent. Mit mehr als 310 Dollar hatten sie ein weiteres Rekordhoch erreicht. Der Konzern hatte im Dezember knapp ein Fünftel mehr iPhones als im Vorjahr nach China gebracht, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Die früheren Probleme in dem Markt scheint Apple demnach weiter in den Griff zu bekommen. Auf Sicht von zwölf Monaten hat sich der Aktienkurs mittlerweile verdoppelt.
Boeing erholten sich mit plus 1,50 Prozent von ihrem Vortagesverlust. Die kanadische Regierung geht davon aus, dass die am Mittwoch bei Teheran abgestürzte ukrainische Passagiermaschine des Typs Boeing 737-800 von einer iranischen Rakete getroffen wurde. Bei dem Absturz waren mehr als 170 Menschen ums Leben gekommen, darunter 63 Kanadier. Boeing steht seit Monaten wegen zwei Abstürzen von Jets des Typs 737 Max stark unter Druck.
Bei den Aktien von Walgreens Boots Alliance setzte sich der Abwärtstrend fort. Mit minus 2,06 Prozent war der grösste Dow-Verlierer des Jahres 2019 am Donnerstag erneut auf dem letzten Platz im Leitindex. Am Vortag hatten schwache Quartalszahlen die Anteile der Drogerie- und Apothekenkette belastet.
Kursaufschläge von 4,14 Prozent verzeichneten Snap . Jefferies-Analyst Brent Thill hatte eine Kaufempfehlung für die Papiere des Fotoapp-Anbieters ausgesprochen. Er rechnet unter anderem mit beschleunigtem Wachstum insbesondere im internationalen Bereich und Vorteilen durch verbesserte Werbemöglichkeiten.
Trübe Stimmung herrschte indes bei Einzelhändlern. Die Aktien von Kohl’s und JC Penney sackten um 6,54 beziehungsweise 10,83 Prozent ab nach gesunkenen Umsatzzahlen im wichtigen Weihnachtsgeschäft. Die Sorge, dass Warenhäuser und Bekleidungsketten trotz robust steigender Konsumausgaben an Boden verlieren, nimmt zu. Noch schlimmer als die beiden erwischte es Bed Bath & Beyond mit minus 19,22 Prozent. Der auf Küchen- und Haushaltsartikel spezialisierte Einzelhändler hatte mit seinem dritten Geschäftsquartal die Erwartungen verfehlt und die Jahresziele kassiert.
Der Euro gab nach seinen deutlichen Kursverlusten der vergangenen Tage per saldo nur geringfügig nach. Für die Gemeinschaftswährung wurden nach US-Börsenschluss 1,1105 US-Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1110 (Mittwoch: 1,1115) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9001 (0,8997) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen gewannen 5/32 Punkte auf 99 1/32 Punkte. Sie rentierten mit 1,856 Prozent. (awp/mc/pg)