US-Schluss: Dow verzeichnet grössten Tagesverlust des Jahres
New York – Der Dow Jones Industrial hat am Mittwoch nach den US-Wahlen den grössten prozentualen Tagesverlust seit November letzten Jahres verzeichnet. Die erste Freude über die klare Wiederwahl von Barack Obama zum US-Präsidenten verpuffte vor dem Hintergrund neuer Sorgen um das verschuldete Griechenland und Aussagen von EZB-Chef-Mario Draghi, wonach die Euro-Krise nun auch die deutsche Wirtschaft zu belasten beginne. Wie die EU-Kommission zudem mitteilte, bekommt neben Spanien auch Frankreich sein Defizit nicht in den Griff. Die Wachstumsprognosen für den Euroraum wurden gesenkt und am Abend steht im pleitebedrohten Griechenland die Abstimmung über ein neues Sparpaket an.
Der Dow verlor 2,36 Prozent auf 12.932,73 Punkte. Der Leitindex hatte zuletzt Anfang August unter der Marke von 13.000 Punkten geschlossen. Für den marktbreiten S&P 500-Index ging es am Mittwoch um 2,37 Prozent auf 1.394,53 Punkte nach unten. Die Indizes der Technologiebörse Nasdaq gaben ebenfalls deutlich nach: Der Composite Index rutschte um 2,48 Prozent auf 2.937,29 Punkte ab, und der Auswahlindex Nasdaq 100 büsste 2,55 Prozent auf 2.612,69 Punkte ein.
«Schneller als gedacht hat die Wirklichkeit uns wieder eingeholt», sagte ein Börsianer. So muss in den Vereinigten Staaten eine Einigung getroffen werden, um die fiskalische Klippe zu umschiffen, damit das Land nicht wieder in die Rezession fällt. Diese droht Anfang des neuen Jahres, wenn sich Demokraten und Republikaner nicht einigen. Sollte dieser Fall eintreten, würden Anfang 2013 zahlreiche Steuererleichterungen auslaufen und Ausgabenkürzungen sowie massive Steuererhöhungen über insgesamt 600 Milliarden US-Dollar automatisch in Kraft treten. Die sich langsam erholende US-Wirtschaft würde so wieder abgewürgt. «Der ungelöste Streit um die fiskalische Klippe verunsichert die Anleger», sagte Marktstratege Ishaq Siddiqi vom Broker ETX Capital. Die Investoren sorgten sich, dass Obama und der Kongress in dieser Frage keine Übereinkunft erzielen könnten.
Der Wahlsieg Obamas bewegte einige Branchenaktien teils deutlich. In die Höhe schnellten zum Beispiel Papiere von Krankenhausbetreibern, da die vom Präsidenten angestossene Gesundheitsreform nun nicht zurückgenommen wird. So zogen HCA um 9,44 Prozent an. Im Gegenzug fielen die Papiere der Rüstungskonzerne Lockheed Martin und Raytheon um mehr als 3 Prozent. Obamas Herausforderer Mitt Romney hatte die Militärausgaben erhöhen wollen.
Finanzwerte gerieten angesichts der Konjunktursorgen stark unter Druck. So büssten JPMorgan und Bank of America am Dow-Ende bis zu 7,14 Prozent ein.
Der Telekomkonzern AT&T baut indes seine Breitbandnetze aus. In den nächsten drei Jahren sollen 14 Milliarden US-Dollar in den Ausbau von schnellen Datendiensten über Mobilfunk und Festnetz fliessen. Die Ankündigung kam an der Börse nicht gut an. Die Aktien fielen um 3,36 Prozent und zählten damit zu den grössten Verlierern im Dow.
Unter den Einzelwerten zogen ansonsten vor allem jene Unternehmen Aufmerksamkeit auf sich, die Quartalsberichte vorgelegt hatten. Die Anteilsscheine der News Corp etwa legten um 1,57 Prozent zu. Das Medienunternehmen hatte von einem erfreulichen Kabelfernseh-Geschäft profitiert. Time Warner hatte dank guter Geschäfte der TV-Sender beim Nettogewinn die Analystenerwartungen übertroffen. Dies bescherte den Papieren des Branchenkollegen ein Plus von 4,18 Prozent. (awp/mc/pg/upd/ps)