US-Schluss: Jobbericht stützt – Erst einmal keine Zinswende

US-Schluss: Jobbericht stützt – Erst einmal keine Zinswende

New York – Ein enttäuschender Arbeitsmarktbericht hat den US-Börsen am Freitag geholfen. Nachdem zunächst vor allem die zuletzt eher schwachen Technologieaktien profitiert hatten, nährten sich deren Kursgewinne und die der Standardwerte-Indizes einander an – letztere schafften es erneut auf Rekordstände. Experten zufolge ist eine baldige Straffung der amerikanischen Geldpolitik erst einmal vom Tisch. Höhere Zinsen schmälern die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Anlagen wie etwa Anleihen. Das wog für die Anleger offenbar schwerer als Sorgen, dass die weltgrösste Volkswirtschaft als Konjunkturmotor ins Stottern geraten könnte.

An der Technologiebörse Nasdaq gewann der Auswahlindex Nasdaq 100 am Ende 0,78 Prozent auf 13’719,63 Punkte. Auf Wochensicht gab er indes um rund 1Prozent nach. Der Leitindex Dow Jones Industrial erreichte am Freitag den dritten Tag in Folge einen Rekordstand und schloss 0,66 Prozent fester bei 34’777,76 Punkten, womit sich das Wochenplus auf knapp 2,7 Prozent belief. Der marktbreite S&P 500 gewann letztlich 0,74 Prozent auf 4232,60 Zähler und stellte ebenfalls eine Bestmarke auf.

Der Stellenzuwachs in der US-Wirtschaft blieb im April deutlich hinter den Erwartungen zurück. Zudem wurde die Entwicklung im Vormonat nachträglich nach unten korrigiert. Auch stieg die Arbeitslosenquote im April leicht an, während Analysten mit einem Rückgang gerechnet hatten. Immerhin legten die Stundenlöhne deutlich zu – hier war eine Stagnation erwartet worden.

Analysten zeigten sich von den Zahlen enttäuscht, kommentierten diese aber zurückhaltend. Es sei schwierig zu beurteilen, wie viel Gewicht dem Bericht beizumessen sei zu einem Zeitpunkt, an dem viele andere Indikatoren auf eine rasche Konjunkturerholung hindeuteten, hiess es beim Analysehaus Capital Economics. Thomas Gitzel, Chefökonom bei der VP Bank, erwartet derweil in den kommenden Monaten «einen umso deutlicheren Aufbau von neuen Stellen». Die US-Wirtschaft wächst zur Zeit rapide, da das nationale Impfprogramm Wirkung zeigt und die Regierung erhebliche Finanzhilfen zur Verfügung stellt.

Noch vor dem Arbeitsmarktbericht hatte die Aussicht auf eine konjunkturelle Besserung den Kupferpreis auf ein Rekordhoch steigen lassen. Das Angebot kann mit der rapide steigenden Nachfrage, insbesondere aus China, kaum mithalten. Die Aktien des Kupfer- und Goldproduzenten Freeport-McMoRan gewannen gut viereinhalb Prozent auf 43,97 US-Dollar. Damit setzten sie ihren bereits über ein Jahr währenden Höhenflug fort und waren so teuer wie zuletzt im Jahr 2012.

Die Achterbahnfahrt bei den Papieren der Corona-Impfstoffhersteller ging indes weiter. Am Freitag profitierten sie von der Haltung der Bundesregierung gegen eine Patentfreigabe für Covid-19-Impfstoffe: Die in New York gelisteten Hinterlegungsscheine der deutschen Hersteller Biontech und Curevac erholten sich um knapp neuneinhalb beziehungsweise fast sieben Prozent. Die zuletzt ebenfalls schwächelnden Aktien des US-Konkurrenten Moderna gewannen immerhin 1,7 Prozent. Die US-Regierung hatte im Kampf zur weltweiten Eindämmung der Pandemie jüngst für die Aussetzung von Patenten für die Corona-Impfstoffe plädiert, worunter die Papiere der Vakzin-Produzenten teils kräftig gelitten hatten.

Nike-Papiere profitierten von guten Quartalszahlen des deutschen Konkurrenten Adidas : Mit einem Kursplus von über drei Prozent führte der weltgrösste Sportartikelhersteller die Gewinnerliste im Dow an.

Die Aktionäre von Nikola konnten sich vor dem Wochenende über einen Kurssprung von mehr als 13 Prozent auf 11,50 Dollar freuen. Der Verlust der US-Elektro-Lastwagenschmiede im ersten Quartal fiel geringer aus als erwartet. Vom noch kein Jahr alten Rekordwert von knapp 94 Dollar sind die Papiere aber noch meilenweit entfernt.

Der aufstrebende Fitnessgeräte-Anbieter Peloton rechnet derweil mit überschaubaren finanziellen Folgen des flächendeckenden Rückrufs seiner Laufbänder. Im laufenden Quartal werde der Umsatz dadurch insgesamt um 165 Millionen Dollar sinken, so Finanzchefin Jill Woodworth. Den zuletzt gebeutelten Aktien gab dies aber nur temporär Auftrieb: Sie schlossen fast unverändert

Beyond Meat verfehlte mit seinem Umsatz im ersten Quartal die Erwartungen der Analysten. Restaurants und Stadien waren wegen der Pandemie geschlossen, dies belastete den Fleischersatzproduzenten. Die Aktien büssten sieben Prozent ein.

Der Euro profitierte deutlich vom schwachen US-Arbeitsmarktbericht: In New York stieg die Gemeinschaftswährung auf 1,2167 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2059 (Donnerstag: 1,2060) US-Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8293 (0,8292) Euro gekostet.

Auch US-Staatsanleihen wurden von den Jobdaten gestützt: Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg um 0,14 Prozent auf 132,77 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Anleihen fiel entsprechend auf 1,57 Prozent. (awp/mc/ps)

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