Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Donnerstagshandel tiefrot beendet. Der Leitindex SMI verlor im frühen Handel nach der wieder aufflammenden US-Zinsfantasie bereits deutlich. Eine schwache Wall Street sorgte dann am Nachmittag für weiteren Druck. Während insbesondere Zykliker deutliche Abgaben aufwiesen, wurden einzig die Finanztitel durch steigende Renditeerwartungen gestützt.
Die Zinsfantasie wurden durch Äusserungen von US-Notenbankchef Jerome Powell am Mittwochabend befeuert, der abermals die solide Wirtschaftsentwicklung lobte. Das nährte Spekulationen über möglicherweise schneller steigenden Zinsen als bislang gemeinhin erwartet. Positive US-Konjunkturdaten verstärkten den Trend am Nachmittag. Händler sprachen zudem von Gewinnmitnahmen nach den jüngsten Avancen. Der Konflikt zwischen der italienischen Regierung und der EU schwelte unterdessen auf kleiner Flamme weiter.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,85 Prozent tiefer auf 9’097,52 Punkten. (Tagestief 9’077) Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,01 Prozent auf 1’472,96 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,07 Prozent auf 10’779,07 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 23 im Minus und nur sieben im Plus.
Insgesamt acht Titel im SML/SLI wiesen zum Handelsschluss Verluste von mehr als 3 Prozent auf. Schwächster Wert war Hörgerätehersteller Sonova (-4,9%).
Auch der Warenprüfkonzern SGS (-4,2%) oder Vifor Pharma (-4,5%) verzeichneten deutliche Kursverluste. Dabei hatte das Pharmaunternehmen an seinem Investorentag optimistische Töne anklingen lassen. Die Titel gehören mit einem Plus von 30 Prozent allerdings immer noch zu den Top-Performern im bisherigen Jahresverlauf. Das biete Raum für Gewinnmitnahmen, hiess es.
Starke Abgaben verbuchten zudem Zykliker wie Sika (-3,9%), Givaudan (-3,1%), Lonza (-2,4%), Dufry (-2,1%) oder die Luxusgüterfirmen Swatch (-3,1%) und Richemont (-2,1%). Auch Temenos (-3,5%) oder AMS (-3,7%) kamen gehörig unter die Räder.
Bei Nestlé (-1,4%) verwiesen Marktteilnehmer auf steigende Rohstoffpreise und Margendruck als Grund für die Abgaben. Der Konzern soll zudem an der russischen Mineralwassermarke IDS Borjomi interessiert sein. Die Rede ist von einem Preis von bis zu 630 Millionen Dollar. Auch die Pharmaschwergewichte Novartis (-1,6%) und Roche (+0,1%) gaben dem Markt keine Stütze.
Auf der Gewinnerseite standen dank steigenden Renditeerwartungen Finanztitel zuoberst, angeführt von den drei Versicherern Swiss Re (+1,5%), Swiss Life (+1,3%) und Zurich (+0,8%). Bei den Bankentiteln lagen Julius Bär (+0,8%) vor UBS (+0,7%) im Plus, während CS (-0,1%) leicht im Minus schlossen.
Bei Swisscom (+0,3%) wirkte eine Hochstufung und Kurszielerhöhung durch Morgan Stanley stützend. Ein solides erstes Halbjahr habe zu einer leichten Erhöhungen seiner Gewinnschätzungen geführt, schreibt der Analyst. Die Titel des Konkurrenten Sunrise (-1,5%) wurden derweil vom gleichen Analysten zurückgestuft.
Im breiten Markt legten zudem Ceva (+1,9%) zu, nachdem Vontobel die Abdeckung mit der Einstufung «Buy» und einem hohen Kursziel von 29,00 Franken aufgenommen hat. Bucher (+0,9%), SFS (-2,2%) und Barry Callebaut (-2,3%) standen derweil nach Neuigkeiten aus dem Bereich Akquisitionen unter Beobachtung. (awp/mc/pg)