New York – Nach drei Erholungstagen sind die US-Börsen am Freitag wieder auf Talfahrt gegangen. Im US-Leitindex Dow Jones Industrial fiel wieder die Marke von 24 000 Punkten. Der weiter eskalierende Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China drückte zunehmend auf die Stimmung. Vor dem Wochenende suchten Anleger daher lieber sicherere Häfen auf und steckten ihr Geld in Staatsanleihen. Sie gelten als deutlich risikoärmer als Aktien.
Der teils enttäuschende Arbeitsmarktbericht für März hingegen hatte Marktbeobachtern zufolge keine grössere Auswirkung. Auch die Rede des US-Notenbank-Präsidenten Jerome Powell in Chicago ergab nichts Neues hinsichtlich des künftigen geldpolitischen Vorgehens der Fed.
Der Dow ging mit einem Abschlag von 2,34 Prozent auf 23’932,76 Punkte ins Wochenende, was auf Sicht der vergangenen fünf Handelstage ein Minus von 0,7 Prozent bedeutet. Für den breit gefassten S&P 500 ging es am Freitag um 2,19 Prozent auf 2604,47 Punkte abwärts. Der Nasdaq 100 verlor 2,45 Prozent auf 6433,21 Punkte. Er büsste damit im Wochenverlauf 2,2 Prozent ein.
Statt dass die USA Augenmass walten lasse, wie am Donnerstag noch gehofft wurde, habe US-Präsident Donald Trump lieber «zum erneuten Schlag mit der Zollkeule ausgeholt», schrieb etwa Pia Ahrens von der BayernLB. Dabei verwies sie auf die Androhung zusätzlicher Strafzölle auf chinesische Warenimporte im Volumen von 100 Milliarden US-Dollar durch den US-Präsidenten. China reagierte umgehend und kündigte «umfassende Gegenmassnahmen» an.
Am Arbeitsmarkt war der Beschäftigungszuwachs zwar hinter den Prognosen zurückgeblieben, doch zugleich entwickelte sich der Lohnanstieg wie erwartet. Thomas Altmann von QC Partners sprach daher von einer Entwicklung, die «den Geschmack vieler Anleger genau trifft». Denn «diese Kombination nimmt Druck von der Fed», sagte der Portfoliomanager mit Blick auf den Zinsanhebungskurs der US-Notenbank.
Angesichts der Sorgen um den freien Welthandel wurden konjunktursensible Aktien besonders stark belastet. Im Zuge der allgemeinen Marktschwäche konnte sich letztlich aber keine der 30 Aktien im Dow im Plus halten. Zu den Schlusslichtern zählten insbesondere die Anteile des Flugzeugbauers Boeing, die um 3,2 Prozent nachgaben, und die des Baumaschinenherstellers Caterpillar mit minus 3,5 Prozent.
Nachrichtlich standen vor allem die beiden Pharmaunternehmen Merck & Co und Incyte im Fokus. Sie erlitten mit einer Studie zur kombinierten Behandlung von Hauttumoren einen Rückschlag. Zu spüren bekamen dies aber vor allem die Aktien von Incyte. Während die Papiere des Riesenkonzerns Merck marktkonform um 2,2 Prozent nachgaben, brachen die der weitaus kleineren Incyte im Nasdaq-Auswahlindex um knapp 23 Prozent ein. Für Amazon ging es im selben Index um 3,2 Prozent nach unten. Der weltgrösste Online-Handelskonzern wird erneut öffentlich von US-Präsident Trump attackiert.
Unter den kleineren Werten machten die Papiere des Lebensmitteleinzelhändlers Supervalu ungeachtet der Gesamtmarktschwäche einen Sprung nach oben und legten um 9,3 Prozent zu. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus informierten Kreisen berichtete, arbeitet Supervalu mit Beratern zusammen, um Verkaufsoptionen auszuloten.
Der Euro stieg im US-Handel weiter in Richtung 1,23 US-Dollar und wurde zum Börsenschluss an der Wall Street mit 1,2285 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,2234 (Donnerstag: 1,2260) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8174 (0,8157) Euro. Am US-Rentenmarkt stiegen richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen um 16/32 Punkte auf 99 25/32 Punkte und rentierten mit 2,77 Prozent. (awp/mc/ps)