US-Schluss: Dow sackt 2,0% auf 24’101 Punkte ab
New York – Sorgen um die Weltwirtschaft haben am Freitag auch der Wall Street schwer zugesetzt. Ebenfalls für Druck auf die Kurse sorgten einige negative Unternehmensnachrichten. Der Dow Jones Industrial weitete seine Verluste im Handelsverlauf zusehends aus und schloss 2,02 Prozent im Minus bei 24’100,51 Punkten. Damit folgte der US-Leitindex der schwachen Börsentendenz in Asien und Europa.
Auf Wochensicht verbuchte das Börsenbarometer einen Rückgang von 1,18 Prozent, nachdem ein zwischenzeitlicher Erholungsversuch fehlgeschlagen war. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Dow mit minus viereinhalb Prozent so deutlich wie seit März nicht mehr an Wert eingebüsst.
Auch die anderen US-Indizes standen am Freitag unter Feuer: Der marktbreite S&P 500 verlor letztlich 1,91 Prozent auf 2599,95 Punkte und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 büsste 2,56 Prozent auf 6594,96 Zähler ein.
Schwache Konjunkturdaten aus China und maue Einkaufsmanagerindizes aus Europa untermauerten die Befürchtungen der Anleger, dass sich die Weltwirtschaft abkühlt. Die jüngsten, besser als erwartet ausgefallenen Wirtschaftskennziffern aus den USA konnten dies ebenso wenig kompensieren wie erste Fortschritte im US-chinesischen Handelsstreit.
Die Regierung in Peking kündigte am Freitag an, die hohen Sonderabgaben auf Importe von in den USA gefertigten Autos und Autoteilen für drei Monate auszusetzen. Die Zurückhaltung chinesischer Autokäufer wegen des Zollstreits war ein Grund für die schwachen China-Wirtschaftsdaten. Die jetzige Entscheidung erfolgt angesichts des 90-tägigen «Waffenstillstands» im Handelskrieg, auf den sich US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am 1. Dezember in Buenos Aires geeinigt hatten.
Die Aktien der amerikanischen Autobauer General Motors und Ford wurden davon etwas gestützt: Mit einem geringen Minus von 0,03 Prozent (GM) beziehungsweise plus 0,24 Prozent (Ford) schlugen sie sich im sehr schwachen Markt noch recht wacker. Die Experten der Deutschen Bank bescheinigen beiden Wertpapieren in einer aktuellen Studie hohes Kurspotenzial. Während die Autoindustrie vor einem Richtungswechsel und womöglich einer Konsolidierung stehe, traut Analyst Emmanuel Rosner beiden US-Herstellern kräftig anziehende Ergebnisse zu. Auslöser hierfür sieht er in der Restrukturierung der Hersteller mit Änderungen im Portfolio und neuen Partnerschaften.
Nachrichten aus der Pharmabranche stiessen dagegen auf ein negatives Echo am Markt. Für Titel von Merck & Co ging es um über drei Prozent bergab, nachdem der Konzern einen Ausbau seines Geschäfts mit Tiergesundheit bekannt gegeben hatte. Dazu kaufen die Amerikaner die französische Antelliq für bis zu 2,1 Milliarden Euro in bar. Ausserdem übernehmen sie die Verschuldung von 1,15 Milliarden Euro, welche kurz nach der Transaktion zurückgezahlt werden soll. Der Anbieter von digitalen Lösungen für Tierärzte und Bauern zur Identifikation und Überwachung von Tierbeständen gehörte bislang dem Finanzinvestor BC Partners.
Papiere des Merck-Konkurrenten Johnson & Johnson sackten nach einem kritischen Medienbericht zu Inhaltsstoffen in Babypuder um rund zehn Prozent ab – damit lagen sie abgeschlagen am Dow-Ende. Dass der Konzern in Reaktion auf den Bericht beteuerte, sein Babypuder sei sicher und asbestfrei, half dem Kurs der Aktie nicht, die zuletzt noch nahe ihrer Rekordhochs notiert hatte.
Analyst Chris Schott von der US-Bank JPMorgan hielt die negative Kursentwicklung indes für übertrieben. Der Inhalt des Berichts sei bereits bekannt und die finanziellen Risiken in dieser Angelegenheit dürften kaum in die Nähe der rund 40 Milliarden US-Dollar rücken, welche das Unternehmen dadurch an Börsenwert verloren habe, so der Experte.
Bei der Handelskette Costco Wholesale sorgten negativ aufgenommene Quartalsresultate für einen Kursrutsch von rund achteinhalb Prozent und den letzten Platz im Nasdaq 100. Wegen des harten Wettbewerbs in der Branche gingen die Margen leicht zurück. Technisch orientierten Analysten zufolge erscheint die Aktie nun auch charttechnisch angeschlagen.
Für die Titel von Adobe Systems ging es um mehr als sieben Prozent nach unten, was einen der hinteren Plätze im technologielastigen Auswahlindex bedeutete. Der Softwarehersteller hatte am Vorabend nach Börsenschluss sowohl mit dem bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) im abgelaufenen Quartal als auch mit dem Umsatzausblick auf das neue Geschäftsjahr positiv überrascht. Analysten sorgen sich indes wegen möglicher negativer Auswirkungen des im September übernommenen Marketingspezialisten Marketo auf die Gewinne und Margen von Adobe.
Der Euro litt unter den schwachen Konjunkturdaten aus dem Währungsraum. Bei zuletzt 1,1301 Dollar zeigte er sich aber etwas erholt von seinem Tagestief knapp über 1,1270 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1285 (Donnerstag: 1,1371) Dollar festgesetzt; der Dollar kostete damit 0,8861 (0,8794) Euro. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen gewannen 5/32 Punkte auf 101 31/32 Punkte und rentierten mit 2,89 Prozent. (awp/mc/ps)