US-Schluss: Starke Job-Daten führen zu Zinssorgen und schicken die Kurse abwärts
New York – Die leichten Verluste der US-Börsen vom Vortag haben sich am Donnerstag ausgeweitet. Anleger machten sich angesichts des ungebrochenen Booms am Arbeitsmarkt in den USA erneut Sorgen über längerfristig hohe Zinsen. Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor 1,07 Prozent auf 33 922,26 Punkte und rutschte wieder unter die 34 000er Marke.
Neue Daten vom US-Arbeitsmarkt könnten Wasser auf die Mühlen der Pessimisten am Markt bedeuten. Denn im Privatsektor wurden im Juni erheblich mehr neue Stellen geschaffen als erwartet: Die knapp eine halbe Million Arbeitsplätze sind der stärkste Anstieg seit Februar 2022 – Ökonomen hatten im Mittel nicht einmal ein halb so starkes Plus erwartet. Auch eine Stimmungsumfrage unter Einkäufern im Service-Sektor der USA übertraf im Juni die Erwartungen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg erstmals seit vier Monaten über vier Prozent.
«Die Investoren könnten gehofft haben, dass der Höhepunkt nun überschritten ist», schrieb Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda zum starken US-Arbeitsmarkt. Dies sei aber nicht der Fall. «Wenn eine Zinserhöhung in diesem Monat bislang noch nicht niet- und nagelfest war – jetzt ist sie es vermutlich», so der Marktexperte.
Mit diesen für die Börsen ungünstigen Aussichten ging es mit dem marktbreiten S&P 500 um 0,79 Prozent auf 4411,59 Zähler nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 fiel um 0,75 Prozent auf 15 089,45 Punkte.
Die Aktien des Social-Media-Konzerns Meta gaben um knapp ein Prozent nach. Für Gesprächsstoff sorgte dieser mit der Vorstellung der Plattform Threads, die offensichtlich dem Kurznachrichtendienst Twitter von Elon Musk Konkurrenz machen soll. Die App wurde in der Nacht zum Donnerstag in den USA und vielen anderen Ländern freigeschaltet – wegen regulatorischer Fragen aber noch nicht in Europa.
Ansonsten sorgten vor allem Analystenkommentare für Bewegung. Die Titel von American Express fielen als einer der grössten Verlierer im Dow um 2,6 Prozent, nachdem das Analysehaus Baird die Kaufempfehlung gestrichen hatte. Analyst David George begründete dies unter anderem mit eingetrübten Wirtschaftsaussichten.
Noch schwerer erwischte es die Aktien des Finanzdienstleisters Affirm Holdings mit einem Kursrutsch von fast elf Prozent. Hier begründete das Analysehaus Piper Sandler die Abstufung auf «Underweight» mit zu erwartendem Druck auf die Margen wegen eines zunehmenden Wettbewerbs.
Einen Kurssprung von fast 26 Prozent nach oben gab es dagegen für die Aktien von Genius Sports . Das auf Sport spezialisierte Daten- und Technologieunternehmen weitet die Zusammenarbeit mit der US-Profiliga National Football League (NFL) aus.
Der Eurokurs trotzte den starken Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten und notierte im späten US-Handel bei 1,0886 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0899 (Mittwoch: 1,0879) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9175 (0,9192) Euro gekostet.
Am Markt für US-Staatsanleihen übten die Konjunkturdaten Druck auf die Notierungen aus. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) fiel um 0,65 Prozent auf 110,64 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Treasuries stieg im Gegenzug auf 4,03 Prozent. (awp/mc/pg)