US-Schluss: Corona-Sorgen wie weggewischt
New York – Am US-Aktienmarkt scheinen die Corona-Sorgen derzeit wie weggeblasen. Am Freitag ging es für die Indizes nach einer extrem positiven Überraschung am US-Arbeitsmarkt weiter bergauf. «Schon die bisherige Aufholjagd nach dem Corona-Crash sprengt die Vorstellungskraft. Börse und ökonomische Realität scheinen aktuell so weit auseinander zu driften wie schon lange nicht mehr», kommentierten die Charttechnik-Experten von Index Radar.
Der technologielastige Nasdaq 100 kletterte im Verlauf erneut auf ein Rekordhoch und schloss mit plus 2,02 Prozent auf 9824,39 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 2,62 Prozent auf 3193,93 Zähler hoch. Noch stärker präsentierte sich der Leitindex Dow Jones Industrial , der um 3,15 Prozent auf 27’110,98 Punkte anzog. Auf Wochensicht ist dies für den Dow mit einem Zuwachs von fast sieben Prozent die beste Bilanz seit knapp zwei Monaten.
Trotz Corona-Krise und entgegen den Markterwartungen war die Arbeitslosigkeit in der grössten Volkswirtschaft der Welt im Mai gesunken. Zudem bauten die Unternehmen wieder Beschäftigung auf, nachdem sie im Vormonat massiv Stellen gestrichen hatten.
Die Aktien der US-Luftfahrtgrössen Boeing und American Airlines legten auch zum Wochenausklang deutlich zu mit jeweils mehr als elf Prozent. Sie profitierten weiter von der allmählichen Rückkehr der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens in die Normalität. Investoren schichteten nun wieder um von den bisherigen Krisengewinnern und sogenannten «Stay-at-Home-Aktien» in solche Werte, die sich in Zeiten einer Normalisierung wieder besser entwickeln dürften, sagte Analyst David Madden von CMC Markets UK.
Ein Medienbericht über ein Übernahme-Interesse an Grubhub liess die Aktien des US-Essenslieferanten um etwas mehr als fünf Prozent steigen. Zwischenzeitlich waren sie mit in der Spitze 64,19 Dollar wieder nah an ihr am 12. Mai erreichtes Zwischenhoch herangekommen. Damals hatte ein angebliches Interesse des Fahrdienstvermittlers Uber die Titel bereits befeuert. Laut dem US-Fernsehsender CNBC interessieren sich nun Delivery Hero und Just Eat Takeaway.com für Grubhub.
Quartalszahlen gab es vom Chiphersteller Broadcom und vom Anbieter der Bürokommunikationsplattform Slack. Letzterer enttäuschte mit Umsatz und Ausblick, weshalb die Slack-Papiere um mehr als 14 Prozent absackten. Der Apple-Zulieferer Broadcom indes lieferte ergebnisseitig, was Analysten erwartet hatten. Händler verwiesen zudem auf die stabile Dividende. Die Aktien reduzierten ihr hohes Plus am Ende des Tages allerdings auf nur noch etwas mehr als zweieinhalb Prozent.
Die positive Überraschung am US-Arbeitsmarkt verpasste der jüngsten Kursrally des Euro einen Dämpfer. Die Gemeinschaftswährung fiel wieder unter 1,13 US-Dollar. Nach US-Börsenschluss kostete sie 1,1282 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1330 (Donnerstag: 1,1250) US-Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,8826 (0,8889) Euro gekostet.
Am US-Rentenmarkt verloren richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen 17/32 Punkte auf 97 18/32 Punkte. Sie rentierten mit 0,882 Prozent. (awp/mc/ps)