New York – In den USA haben die wichtigsten Tech-Indizes einen Teil ihrer sehr herben Vortagesverluste wieder aufgeholt. Positiv aufgenommene Geschäftszahlen des weltgrössten Online-Händlers Amazon beruhigten am Freitag die Anleger. Allerdings hielten überraschend gut ausgefallene Jobdaten die Furcht vor einer zu straffen Geldpolitik wach.
Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 1,33 Prozent auf 14’694,35 Punkte. Der deutlich mehr Werte umfassende Nasdaq Composite gewann 1,58 Prozent. Die Tech-Anleger sind seit Wochen hin- und hergerissen zwischen unterschiedlich ausgefallenen Quartalszahlen einiger Schwergewichte am Markt und der Angst vor zu schnell steigenden Zinsen, die zuletzt durch die sich abzeichnende Kehrtwende der US-Notenbank zur Bekämpfung der hohen Inflation geschürt wurde. Höhere Zinsen aber entwerten ein Stück weit die in der Zukunft erzielten Gewinne der wachstumsstarken Tech-Konzerne.
Der Leitindex Dow Jones Industrial gab um 0,06 Prozent auf 35’089,74 Punkte nach. Auf Wochensicht bedeutet dies dennoch ein Plus von 1,05 Prozent. Der den breiten Markt abdeckende Index S&P 500 legte am Freitag um 0,52 Prozent auf 4500,53 Punkte zu.
Der Arbeitsmarktbericht für Januar war sehr stark ausgefallen, denn die US-Wirtschaft setzte ihren Stellenaufbau fort. Besonders auf die weiter gestiegene Beschäftigung werde die US-Notenbank wohl «mit Freude schauen», kommentierte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Der Bericht sei eine zusätzliche Legitimation für eine Zinserhöhung im März.
Nach dem Schock durch Meta, der am Donnerstag die Technologiebörse stark erschüttert hatte, konnten Amazon und auch Snap die Fans von Wachstumswerten wieder erfreuen. Der weltgrösste Online-Händler hatte im Weihnachtsquartal glänzend verdient. Zudem bewältigte er die angekündigte Kostenlawine wegen des enormen Bedarfs an Personal und der hohen Investitionen in die Lieferlogistik besser als befürchtet – nicht zuletzt dank seines hochprofitablen Cloud-Geschäfts.
Auch wenn sich nun der Wachstumsausblick nach dem E-Commerce-Boom während der Pandemie deutlich eingetrübt hat, zeigten sich die Anleger zufrieden. Amazon-Aktien zogen an der Nasdaq-100-Spitze um rund 14 Prozent an – auch deshalb, weil der Konzern angekündigt hatte, in den USA erstmals seit 2018 die Preise für seinen «Prime»-Dienst zu erhöhen, der unter anderem Zugang zu kostenlosem Versand und Streaming-Diensten bietet. Damit stieg die Marktkapitalisierung des Unternehmens auf einen Schlag um gut 190 Milliarden US-Dollar – eine solche Wertsteigerung an einem Tag hatte zuvor noch nie ein US-Unternehmen geschafft.
Die Macher der Foto-App Snapchat hatten die Anleger mit dem ersten Quartalsgewinn in der Unternehmensgeschichte von Snap überrascht. Die Papiere, die am Vortag im Sog schwacher Nutzerzahlen bei Facebook noch um knapp 24 Prozent eingebrochen waren, schnellten nun um fast 59 Prozent in die Höhe.
Anteile der Facebook-Mutter Meta, die tags zuvor um gut 26 Prozent abgesackt waren – wobei ein Rekordwert von rund 250 Milliarden Dollar an Börsenwert vernichtet wurde – gaben am Freitag um 0,3 Prozent nach.
Um knapp zehn Prozent abwärts ging es für die Papiere des Autobauers Ford. In den drei Monaten bis Ende Dezember war der Konzern beim bereinigten Betriebsgewinn hinter den Markterwartungen zurückgeblieben.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,1455 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1464 (Donnerstag: 1,1286) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8723 (0,8861) Euro.
Am US-Anleihemarkt sackte der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries angesichts der Zinserhöhungsphantasie am Markt um 0,60 Prozent auf 126,88 Punkte ab. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere zog im Gegenzug auf 1,92 Prozent an. (awp/mc/ps)