New York – Vor dem Feiertag «Thanksgiving» haben die US-Börsen ihren Rekordlauf fortgesetzt. Der Dow Jones Industrial, der zunächst kaum vom Fleck gekommen war, kletterte am Mittwoch im Handelsverlauf in Richtung 28’200 Punkte. Nach wie vor erwarten die Anleger die Bekanntgabe eines Teilabkommens im Handelsstreit zwischen den USA und China. Diese Hoffnung treibt die Börsenrally bereits seit geraumer Zeit an. Genährt wird sie dabei stets aufs Neue von den zwei weltgrössten Volkswirtschaften, die stetig häppchenweise Informationen zum Stand der Gespräche in die Märkte sickern lassen.
Mit einem Plus von 0,15 Prozent auf 28’164,00 Punkte beendete der Wall-Street-Index den Tag, nachdem er zeitweise bis knapp unter 28 175 Punkte geklettert war. Der marktbreite S&P 500 schloss mit plus 0,42 Prozent auf 3153,63 Zähler auf Rekordhoch und auch die technologielastigen Nasdaq-Börsen arbeiteten sich in neue Höhen vor. Dabei stieg der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,70 Prozent auf 8444,71 Punkte.
Vor dem anstehenden Feiertag und dem verkürzten Handel am Freitag waren die Handelsumsätze allerdings vergleichsweise moderat, da sich viele Anleger bereits frühzeitig in ein verlängertes Wochenende verabschiedet hatten.
«Der Handelskrieg hat den Platz der US-Notenbank Fed eingenommen, wenn es darum geht, auf was Investoren inzwischen warten», kommentierte Craig Erlam vom Währungsbroker Oanda. Diese tägliche «Obsession» habe viel damit zu tun, dass es ansonsten zurzeit wenig gebe, über das gesprochen werden könnte. Zugleich erinnerte Erlam aber auch daran, dass schon vor längerer Zeit immer wieder gesagt worden sei, man sei nah dran an einer Einigung. Das hatte erst am Vortag mal wieder US-Präsident Donald Trump betont und wiederholt, dass die Gespräche «sehr gut» liefen.
Die am Mittwoch veröffentlichten uneinheitlich ausgefallenen zahlreichen Wirtschaftsdaten fanden wenig Beachtung, auch wenn so manche allmählich die Folgen des Streits widerspiegeln. Dem Konjunkturbericht (Beige Book) der Fed wurde ebenfalls nur wenig Aufmerksamkeit zuteil, obwohl die Einschätzung nun etwas optimistischer klingt als noch im Oktober. Die US-Wirtschaft wird inzwischen auf leichtem Expansionskurs gesehen.
Unter den Einzelwerten kletterten die Aktien von Microsoft im Verlauf ohne besondere Nachrichten auf ein Rekordhoch bei 152,50 US-Dollar. Den Apple-Aktien gelang dies nicht ganz, auch wenn sie mit plus 1,3 Prozent die Dow-Spitze eroberten. Microsoft gingen mit einem Aufschlag von 0,19 Prozent auf 152,32 Dollar aus dem Tag.
Die Papiere von Boeing gaben hingegen um 1,5 Prozent nach und zählten damit zu den Schlusslichtern. Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hat mit Blick auf die von Boeing erhoffte Wiederzulassung des Unglücksjets 737 Max keine Eile. Nach zwei Abstürzen gilt nach wie vor das Startverbot. Die Überprüfung der 737 Max durch die FAA dauere an, hiess es. Das Flugzeug werde nicht wieder zugelassen, bevor mehrere Runden gründlicher Tests abgeschlossen seien.
Mit minus 2,0 Prozent waren die Aktien von Dow Inc die schwächsten im US-Leitindex. Auslöser war, dass der Vize-Präsident des Chemiekonzerns Anteile am Konzern im Wert von etwas mehr als einer halben Million Dollar verkauft hatte.
Die Anteilscheine des Computerherstellers Dell litten an der Nyse mit minus 5,4 Prozent unter einer gesenkten Umsatzprognose. Der PC- und Druckerhersteller HP, für den Konkurrent Xerox aktuell eine feindliche Übernahme vorbereitet, hatte in seinem vierten Quartal hingegen besser abgeschnitten als erwartet. Den Aktien half dies dennoch nicht. Sie verloren 1,4 Prozent.
Ein vorsichtiger Ausblick schickte ausserdem die Papiere des Agrartechnikunternehmens Deere & Co mit 4,3 Prozent auf Talfahrt. Der Konzern warnte davor, dass die Nachfrage nach Bau- und Landmaschinen im kommenden Geschäftsjahr wohl unter der Unsicherheit wegen des Handelsstreits leiden werde.
Am US-Rentenmarkt sanken zehnjährige Staatsanleihen um 7/32 Punkte auf 99 27/32 Punkte und rentierten mit 1,77 Prozent. Der Euro , der zeitweise wieder unter 1,10 Dollar gefallen war, erholte sich wieder etwas und wurde zum Börsenschluss an der Wall Street mit 1,1000 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1009 (Dienstag: 1,1020) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9083 (0,9074) Euro gekostet. (awp/mc/ps)