New York – Unter Führung der Technologiewerte haben die US-Börsen am Freitag kräftig zugelegt und damit auch auf Wochensicht deutlich gewonnen. Der technologielastige und zinssensible Nasdaq 100 stieg um 2,06 Prozent auf 13’565,87 Zähler. Der Leitindex Dow Jones Industrial legte um 1,27 Prozent auf 33’761,05 Punkte zu. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,73 Prozent auf 4280,15 Zähler hoch.
Die Wochenbilanz fällt mit plus 2,7 Prozent für den Nasdaq 100, plus 2,9 Prozent für den Dow und plus 3,3 Prozent für den S&P 500 sehr stark aus. Die Rally läuft nun seit Mitte Juni. Als Haupttreiber gilt die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik mit nicht ganz so grossen Zinsschritten so steuert, dass eine starke Eintrübung der Konjunktur vermieden werden kann. Allein der Nasdaq 100 erholte sich seit seinem Juni-Tief bei 11 037 Punkten inzwischen um rund 23 Prozent und erreichte zum Handelsende am Freitag den höchsten Stand seit Ende April.
Für den Analysten Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets ist dies zugleich Anlass zu warnen: «Das mutige Comeback der Technologiewerte in den vergangenen zwei Monaten hat die zuvor gefallenen Bewertungen im Vergleich zum Gesamtmarkt bereits wieder in Höhen getrieben, die die Hausse in Gefahr bringen könnten, sollte die Fed doch nicht vom Bremspedal in der Zinswende gehen.»
Mitte der Woche hatte die nachlassende Teuerung in den USA die Hoffnung angefacht, die Fed könnte die Leitzinsen demnächst womöglich nicht mehr ganz so stark erhöhen. Mary Daly, Fed-Präsidentin von San Francisco, sagte jedoch, die Inflation sei nach wie vor zu hoch, weshalb auch im kommenden Jahr mit einer restriktiven Geldpolitik zu rechnen sei. Für Daly ist ein weiterer grosser Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten im September durchaus denkbar.
Immerhin: Ein Signal der Entspannung ging am Freitag von den US-Importpreisen aus. Sie sanken im Juli zum Vormonat um 1,4 Prozent und damit stärker als von Experten erwartet. Positiv überraschte zudem das Konsumklima der Uni Michigan.
Im Technologiesektor sorgte Apple mit Aussagen zur iPhone-Fertigung für weitere Zuversicht. Dem Konzern zufolge sollen in diesem Jahr mindestens genauso viele iPhones der neuesten Generation hergestellt werden wie im vergangenen Jahr. Apple setzt dabei auf betuchte Kunden und einen schwindenden Wettbewerb, um dem globalen Abschwung in der Elektronikindustrie zu trotzen.
Für die Apple-Anteile ging es um 2,1 Prozent hoch. Mit einem Gewinn von gut einem Drittel seit Mitte Juni schlägt Apple sogar die stark gelaufenen Indizes an der Nasdaq deutlich. Beim Schlusskurs am Freitag von 172,10 Dollar fehlt bis zum Anfang des Jahres erreichten Rekordhoch bei rund 183 Dollar nicht mehr viel. Andere Tech-Grössen wie Tesla, Micron und Nvidia legten am Freitag ebenfalls kräftig zu mit jeweils mehr als vier Prozent.
Die Aktien des Unterhaltungskonzerns Walt Disney eroberten im Dow den dritten Tag infolge den Spitzenplatz, am Freitag gewannen sie 3,3 Prozent. Starke Quartalszahlen gaben in dieser Woche Auftrieb.
Der Fitnessgeräte-Spezialist Peloton kündigte eine umfassende Rosskur an, die den Abbau von fast 800 Stellen beinhaltet sowie Preisanhebungen für Fahrräder und andere Geräte. Auch will Peloton Gerätelieferungen und den Kundenservice an andere Firmen auslagern. Während der Pandemie zählten die Titel zu den Höhenfliegern am Aktienmarkt. Nach dem Rekordhoch Anfang 2021 bei gut 171 Dollar ging es aber bis auf fast acht Dollar in diesem Juli steil bergab. An diesem Freitag schlossen die Papiere 13,6 Prozent höher auf 13,53 Dollar.
Illumina verbuchten Verluste von 8,4 Prozent. Der Spezialist für Gensequenzierung konfrontierte die Anleger mit schwachen Quartalszahlen und einer gestrichenen Prognose.
Der Elektroautobauer Rivian übertraf mit seinem Quartalsumsatz die Erwartungen am Markt und bestätigte die Auslieferungsziele. Allerdings reduzierte das Unternehmen seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr, weil Lieferkettenprobleme, hohe Kosten und die konjunkturelle Unsicherheit weiter belasteten. Die Titel beendeten den Handel mit einem knappen Minus.
Der Euro geriet unter Druck. Für die europäische Gemeinschaftswährung wurden nach dem US-Börsenschluss 1,0257 US-Dollar bezahlt. Das verbesserte US-Konsumklima stützte den Dollar. Im europäischen Vormittagsgeschäft hatte der Euro noch über 1,03 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0285 (Donnerstag: 1,0338) Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,9722 (0,9673) Euro gekostet.
Die Kurse von US-Staatsanleihen erholten sich etwas von ihren deutlichen Vortagesverlusten. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg zuletzt um 0,21 Prozent auf 119,34 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen fiel im Gegenzug auf 2,84 Prozent. (awp/mc/ps)