US-Schluss: Erholung – Powells Rede überraschungslos

Boerse

(Adobe Stock)

New York – Die US-Börsen haben sich am Freitag weitgehend von ihren Vortagesverlusten erholt. Die Rede von Fed-Präsident Jerome Powell während der Notenbankerkonferenz in Jackson Hole (US-Bundesstaat Wyoming) belastete nur zeitweise etwas. Sie enthielt aber nichts wirklich Neues. Signale einer möglichen Zinspause im September waren nicht auszumachen. Powell hob stattdessen erneut die Bereitschaft der Fed hervor, die Zinsen, wenn erforderlich, weiter anzuheben. Zugleich wolle die US-Notenbank jedoch umsichtig vorgehen. Obendrein sagte er, dass ein fortgesetztes Wachstum über dem Trend eine weitere Straffung erforderlich machen könnte.

Der Dow Jones Industrial beendete den Handel mit einem Plus von 0,73 Prozent auf 34 346,90 Punkte, was auf Wochensicht einen Verlust von einem halben Prozent bedeutet. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 0,67 Prozent auf 4405,71 Zähler hoch. Der Nasdaq 100 gewann 0,85 Prozent auf 14 941,83 Punkte. Auf Wochensicht legte er damit um 1,7 Prozent zu.

Tags zuvor hatten Anleger vor allem an der Technologiebörse Nasdaq ein Rekordhoch der Nvidia-Aktie nach sehr starken Quartalszahlen des KI-Lieblings und Chip-Konzerns letztlich für Gewinnmitnahmen genutzt. Das Papier hatte dadurch fast unverändert geschlossen und die Chipbranche allgemein war unter Druck geraten, womit eine wichtige Stütze für den Gesamtmarkt wegfiel.

Am Freitag ging nun es für Nvidia um 2,4 Prozent abwärts. Nach einer Verdreifachung des Kurses allein im bisherigen Jahresverlauf sind die Anleger vorsichtiger gestimmt. US-Aktien-Chefstratege Mike Wilson von der Bank Morgan Stanley sieht angesichts dieser Entwicklung ein vorläufiges Ende des positiven Börsentrends. Dass die Nvidia-Aktien trotz einer überraschend starken Geschäftsentwicklung nicht weiter zugelegt hatten, signalisiert ihm zufolge, dass die Rally erschöpft ist. Ob Wilson Recht behält, dürfte auch massgeblich vom geldpolitischen Kurs der Notenbanken abhängen.

Unter den weiteren Aktien zogen Boeing an der Dow-Spitze um 2,8 Prozent an. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Verweis auf Insider berichtet, bereitet der Flugzeugbauer nach vier Jahren die Wiederaufnahme von Boeing-737-Max-Lieferungen nach China vor. Analyst Ken Herbert von der kanadischen Bank RBC sieht in den kolportieren Neuigkeiten einen Treiber für die Auslieferungen und die Erwartungen an den freien Barmittelzufluss. Die Neuigkeit dürfte die Ziele des Flugzeugbauers für 2025/2026 noch stärker untermauern, schrieb er zudem.

Ein weiterer Bericht aus Kreisen sorgte für einen Kurssprung des Blackberry-Papiers um 18,1 Prozent nach oben. Die private Beteiligungsgesellschaft Veritas Capital sei interessiert, das gesamte Unternehmen zu erwerben, heisst es bei Bloomberg. Die Gespräche seien aber noch in einem frühen Stadium.

Dagegen brach die Rite-Aid-Aktie um 51 Prozent ein. Laut dem «Wall Street Journal», das sich auf informierte Personen beruft, will die Apothekenkette Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen. Hintergrund seien Klagen im Zusammenhang mit dem angeblichen Verkauf von Opioiden. Eine Einigung mit den Klägern sei bisher nicht erreicht worden, hiess es.

Marvell Technology und Workday standen im Nasdaq 100 mit Zahlen im Blick, wobei sich die Aktien gegenläufig entwickelten. Marvell büssten als Schlusslicht 6,6 Prozent ein, während Workday als Spitzenreiter 5,4 Prozent gewannen. Die Geschäfte des Chipherstellers Marvell blieben nach den Worten der Keybanc-Analysten in den Bereichen Netzwerk und Konsum weiter schwach. Dagegen überzeugte das Software-Unternehmen Workday mit einem überraschend starken Quartalsbericht und hob das Jahresziel für die Abo-Einnahmen an.

Der Euro wurde zum Börsenschluss an der Wall Street mit 1,0798 Dollar gehandelt. Im frühen Europa-Geschäfte hatte er nach schwachen Konjunkturdaten bei 1,0766 Dollar den tiefsten Stand seit Mitte Juni erreicht. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0808 (Donnerstag: 1,0840) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9252 (0,9225) Euro.

Am US-Rentenmarkt fiel der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) zuletzt um 0,09 Prozent auf 109,50 Punkte. Die Rendite stieg auf 4,24 Prozent. (awp/mc/ps)

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