US-Schluss: Deutliche Ernüchterung nach Vortagesrally
New York – Überwiegend positive Quartalsberichte haben die New Yorker Wall Street am Freitag nach der beeindruckenden Vortagesrally nur kurzzeitig gestützt. Bereits in der ersten halben Handelsstunde drehten zunächst die technologielastigen Nasdaq-Börsen in die Verlustzone, dann auch der Dow Jones Industrial . Am Ende schlossen die US-Indizes knapp über ihren kurz zuvor erreichten Tagestiefs.
Unter den Konjunkturdaten lieferten laut Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets UK vor allem die von der Universität Michigan ermittelten Einjahresinflationserwartungen negative Impulse für die Märkte. Der Anstieg von 4,7 Prozent im September auf 5,1 Prozent im Oktober habe stark belastet, kommentierte er.
Der Dow rutschte wieder unter die am Donnerstag zurückeroberte Marke von 30’000 Punkten. Zum Handelsschluss gab er um 1,34 Prozent auf 29’634,83 Punkte nach und verbuchte ein Wochenplus von 1,2 Prozent. Tags zuvor war der bekannteste Wall-Street-Index als Reaktion auf weiterhin hohe, aber zugleich leicht rückläufige Inflationsdaten zunächst um fast zwei Prozent abgesackt. Am Ende dann hatte er jedoch stolze 2,8 Prozent gewonnen.
Der S&P 500 verlor am Freitag 2,37 Prozent auf 3583,07 Zähler. Der Nasdaq 100 sank um 3,10 Prozent auf 10’692,06 Punkte, womit sich der Verlust im Wochenverlauf auf 3,2 Prozent summiert.
Branchenseitig stand vor allem der Banksektor im Fokus, denn zahlreiche grosse Finanzinstitute legten Quartalsberichte vor. Dabei konnte einzig Morgan Stanley nicht überzeugen. Die Bank enttäuschte den Markt beim Nettogewinn und den Erträgen im dritten Quartal. Die Aktie büsste im S&P 100 schliesslich 5,1 Prozent ein. JPMorgan, die Citigroup und Wells Fargo dagegen schnitten besser als erwartet ab. Ihre Aktien legten zwischen 0,7 und 1,9 Prozent zu.
Zahlen gab es ausserdem vom Dow-Mitglied UnitedHealth. Der Krankenversicherer überzeugte mit einem überraschend guten dritten Quartal und legte daher die Messlatte für den diesjährigen Gewinn nochmals höher. Das Papier gewann 0,6 Prozent.
Negativ reagierten Anleger dagegen auf die Ankündigungen von Beyond Meat. Der Anteilschein fiel um 9,7 Prozent. Der Fleischersatz-Hersteller bekommt derzeit die hohe Inflation mit einer nachlassenden Nachfrage zu spüren und senkte sein Umsatzziel für 2022. Er will nun Kosten sparen und plant weitere Stellenstreichungen.
Zur am Vortag durch die Nachrichtenagentur Bloomberg kolportierten Fusion der Supermarktketten Kroger und Albertsons gab es inzwischen Neuigkeiten: Die beiden wollen in einer knapp 25 Milliarden US-Dollar schweren Transaktion einen Branchengiganten formen. Nach Gewinnen der beiden am Vortag – vor allem die Albertsons-Aktie hatte von der Kreise-Meldung profitiert – standen nun Verluste zu Buche. Krogers gaben um 7,3 Prozent nach und Albertsons büssten 8,5 Prozent ein. Laut Jefferies-Analyst James Grzinic könnte der Handelsabschlag auf den Angebotspreis für Albertsons ein Hinweis darauf sein, dass die Investoren glauben, die Wettbewerbsbehörde FTC könnte den Deal blockieren. (awp/mc/pg)