New York – Die Woche der Zinsentscheidung hat für die Wall Street am Montag mit leichten Verlusten begonnen. Ob die Notenbank (Fed) bei ihrer Sitzung am Donnerstag tatsächlich erstmals seit Mitte 2006 den Leitzins anhebt, ist unter Experten umstritten. Ein solcher Schritt würde zwar Aktien als Anlage gegenüber festverzinslichen Wertpapieren unattraktiver machen, andererseits aber das Vertrauen der Fed in die Konjunkturentwicklung demonstrieren. Die Unsicherheit um den geldpolitischen Kurs der Notenbank sorgte damit zu Wochenbeginn für Zurückhaltung und Unsicherheit unter den Anlegern.
Der Dow Jones Industrial fiel um 0,38 Prozent auf 16’370,96 Punkte. Für den umfassenden S&P-500-Index ging es um 0,41 Prozent auf 1953,03 Punkte nach unten. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 gab um 0,33 Prozent auf 4308,76 Punkte nach. Am Freitag hatte sich an der Wall Street noch verhaltener Optimismus breit gemacht.
Für Marktanalyst Michael Hewson vom Wertpapierhaus CMC Markets steht die Bedeutung des Fed-Zinsentscheids für die Anleger ausser Frage. Die jüngsten Konjunkturdaten insbesondere vom Arbeitsmarkt könnten Argumente dafür liefern, dass die weltgrösste Volkswirtschaft einen kleinen Zinsschritt verkraften könne. Doch anders als bei der positiven Beschäftigungsentwicklung habe es bei der angestrebten Preissteigerung keine Fortschritte gegeben.
Zudem verwies Hewson auf die deutlichen Alarmzeichen, welche die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) am Wochenende mit Blick auf die schleppende Kreditvergabe in etlichen Schwellenländern konstatiert hatte. Viele dieser Staaten haben Schulden in US-Dollar aufgenommen. Steigt nun der Leitzins in den USA, könnte sich die Refinanzierung der Schulden verteuern.
Unternehmensseitig sorgten zwei Milliardenübernahmen für Gesprächsstoff. Die Aktien von Solera Holding sprangen um 8,51 Prozent auf 53,66 US-Dollar hoch, nachdem die Beteiligungsgesellschaft Vista Equity Partners den Kauf des Versicherungssoftware-Spezialisten mitgeteilt hatte. Vista zahlt 3,74 Milliarden Dollar in bar – das entspricht 55,85 Dollar je Aktie und einem Aufschlag von knapp 13 Prozent zum Freitags-Schlusskurs.
Derweil will der britisch-irische Pharmakonzern Shire seine milliardenschwere Offerte für die US-Biotechfirma Baxalta versüssen. Shire suche nach Möglichkeiten, um den Baxalta-Aktionären schneller Bargeld auszuzahlen als dies das geplante Aktienrückkaufprogramm erlauben würde, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Anfang August trommelte Shire mit einem 30 Milliarden US-Dollar schweren Gebot gegen den Willen von Baxalta für eine Übernahme. Shire will Baxalta mit eigenen Aktien bezahlen. Die Anteilsscheine des US-Unternehmens legten um mehr als vier Prozent zu. In London fielen die Shire-Papiere zum Handelsschluss um anderthalb Prozent.
An der Dow-Spitze kletterten die Aktien von Apple um rund 1 Prozent. Der Technologiekonzern peilt mit seinen neuen iPhone-Modellen einen neuen Bestwert beim Verkauf am ersten Wochenende an.
Zu den Schlusslichtern im Nasdaq-100-Index zählten die Anteilsscheine des Internetkonzerns Yahoo mit minus 3,53 Prozent. Börsianer begründeten dies mit einem skeptischen Artikel im US-Anlegermagazins «Barron’s» über den chinesischen Online-Händler Alibaba, an dem Yahoo beteiligt ist. Alibaba-Papiere verloren etwas mehr als 3 Prozent.
Der Kurs des Euro profitierte von der Schwäche des US-Dollars und notierte zuletzt bei 1,1321 Dollar. US-Staatsanleihen verzeichneten angesichts der Verluste an der Wall Street überwiegend moderate Gewinne. Die richtungweisende zehnjährige Anleihe legte um 3/32 Punkte auf 98 13/32 Punkte zu. Ihre Rendite fiel auf 2,18 Prozent. (awp/mc/upd/ps)