New York – Am Tag vor dem Leitzinsentscheid der US-Notenbank Fed haben die Anleger in New York einmal mehr das Risiko gescheut. Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss am Dienstag 0,31 Prozent tiefer mit 34 517,73 Punkten, zeigte sich damit aber klar erholt von seinem Tagestief. Der marktbreite S&P 500 sank am Ende um 0,22 Prozent auf 4443,95 Punkte, und für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 0,22 Prozent auf 15 191,23 Zähler bergab. Durchwachsene Daten aus der Baubranche gaben den US-Börsen, die lethargisch in die Woche gestartet waren, keine Impulse.
Während die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche noch einmal an der Zinsschraube gedreht hatte, erwarten die meisten Experten von den US-Währungshütern am Mittwoch keine weitere Zinserhöhung. Die Marktteilnehmer konzentrieren sich vor allem auf den geldpolitischen Ausblick der US-Währungshüter. Die beiden wichtigsten Fragen sind, ob die Entscheidungsträger eine weitere Zinserhöhung bis zum Jahresende avisieren und ob beziehungsweise wie viel Lockerung sie für 2024 vorsehen.
Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck, rechnet diesmal zwar mit einer Zinspause. Die Fed dürfte aber die Bereitschaft zu weiteren Zinsschritten deutlich betonen. Auch er macht sich Gedanken um erste Leitzinssenkungen, die er von der Fed und der EZB frühestens im zweiten Quartal 2024 erwartet. Doch sollten sich die Märkte in beiden Wirtschaftsräumen darauf einstellen, «dass man so bald nicht vom Zinsgipfel absteigt», warnt Greil.
Die wiederholten Mahnungen von Fachleuten, wonach die Zinsen vermutlich noch länger hoch bleiben werden, hatten schon in den vergangenen Tagen die Freude am Markt über das sich anbahnende Zinsplateau in den Hintergrund rücken lassen.
Unterdessen hält der Gegenwind durch die Ölpreise für den Kampf der Notenbanken gegen die hohe Inflation an. Die Notierungen für den wichtigen Rohstoff klettern weiter und nähern sich zusehends der runden Marke von 100 US-Dollar. Dies gab den Aktien der Ölkonzerne aber nicht viel Schwung – Chevron und Exxon Mobil zeigten sich letztlich wenig verändert, wogegen es für ConocoPhillips um rund ein Prozent bergab ging.
Die Autobranche steht weiter wegen des Streiks der Branchengewerkschaft UAW im Fokus. Diese warnt, dass an mehr US-Standorten gestreikt werden könnte, sollte es in den Gesprächen mit den Herstellern Ford , General Motors (GM) und Stellantis keine Fortschritte geben. Deren Titel erholten sich dennoch um bis zu 2,1 Prozent.
Ansonsten stachen die Papiere des Raumfahrtunternehmens Rocket Lab USA heraus: Sie sackten nach einem missglückten Raketenstart um 7,5 Prozent ab.
Die Aktionäre von Walt Disney mussten nach den jüngsten Kursgewinnen einen Rückgang um 3,6 Prozent verkraften. Der Unterhaltungsriese kündigte an, in den kommenden zehn Jahren die Investitionen in seine Freizeitparks und Resorts mit 60 Milliarden Dollar nahezu zu verdoppeln.
Der Einkaufs-Lieferdienst Instacart legte ein letztlich mässiges Debüt an der US-Technologiebörse Nasdaq hin. Der erste Kurs der Aktien lag mit 42,00 Dollar 40 Prozent über dem Ausgabepreis von 30,00 Dollar. Nach einem Anstieg bis auf 42,95 Dollar fielen sie allerdings zurück auf letztlich 33,70 Dollar. Die Titel des Getränke- und Snack-Riesen Pepsico , der mit 175 Millionen Dollar gross bei Instacart eingestiegen ist, setzten mit einem Minus von 0,6 Prozent ihre jüngste Verlustserie fort.
Abzuwarten bleibt, wie es bei Instacart weitergeht. Beim Chipdesigner Arm , der in der Vorwoche einen fulminanten Börsengang an der Nasdaq hingelegt hatte, ist das Plus zum Ausgabepreis mittlerweile deutlich zusammengeschmolzen.
Der Euro zeigte sich am Tag vor dem Fed-Zinsentscheid wenig bewegt. Im New Yorker Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,0681 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0713 Dollar festgesetzt; der Dollar hatte damit 0,9334 Euro gekostet.
US-Staatsanleihen gaben etwas nach: Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) verlor 0,34 Prozent auf 109,14 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Anleihen stieg im Gegenzug auf 4,37 Prozent. (awp/mc/pg)