US-Schluss: Dow Jones gibt 0,6% auf 17’791,17 Punkte ab
New York – Die anhaltenden Sorgen wegen Griechenland haben am Montag auch die Anleger an der Wall Street nicht kalt gelassen. Zwar dämmten die wichtigsten Börsenindizes ihre Verluste im Handelsverlauf etwas ein. Doch der Pessimismus selbst mit Blick auf eine kurzfristige Lösung scheine jeden Tag zuzunehmen, kommentierte Marktanalyst Michael Hewson vom Wertpapierhändler CMC Markets UK die Ängste vor einem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone («Grexit»). Das hatte schon am Freitag die amerikanischen und stärker noch die europäischen Börsen belastet.
Diese Entwicklung setzte sich nach dem Wochenende fort: Zum Börsenschluss notierte der US-Leitindex Dow Jones Industrial 0,60 Prozent tiefer bei 17 791,17 Punkten. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es um 0,46 Prozent auf 2084,43 Punkte nach unten und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,47 Prozent auf 4432,92 Punkte.
Die Verhandlungspartner im griechischen Schuldendrama seien offenbar weiter als je zuvor von einer Einigung entfernt, befürchtet Experte Hewson. Im Schuldenstreit zwischen Athen und seinen Geldgebern waren am Wochenende Vermittlungsbemühungen der EU-Kommission gescheitert. Die Zeit für Griechenland wird immer knapper, will es mit EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) noch bis zum 30. Juni eine Einigung über die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erzielen. Voraussetzung ist ein verbindliches Reformprogramm Athens.
Bis Monatsende muss Athen 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen. Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» (Dienstag) haben sich die Euro-Partner bereits auf einen Notfallplan verständigt.
Zumindest von den überwiegend schwachen Konjunkturdaten gab es für die US-Börsen am Montag keinen Gegenwind. Der Empire-State-Index, der die Stimmung in der Industrie des US-Bundesstaats New York misst, trübte sich im Juni überraschend ein. Entgegen den Erwartungen rückläufig entwickelte sich auch die Industrieproduktion, die im Mai den zweiten Monat in Folge zurückging. Lediglich der NAHB-Hauspreisindex stieg deutlicher als prognostiziert.
Die Industriedaten sprechen nach Einschätzung der Helaba-Experten gegen eine baldige Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed. Deren Politik des billigen Geldes war in den vergangenen Jahren der wichtigste Kurstreiber an den Aktienmärkten weltweit, da festverzinsliche Wertanlagen in diesem Umfeld kaum eine Rendite abwerfen.
Unter den Einzelwerten büssten United Technologies trotz der geplanten Trennung von der Hubschraubertochter Sikorsky 2,54 Prozent ein – dies bedeutete den letzten Platz im Dow. Der Industriekonzern will bis Ende September über einen Verkauf oder einen Börsengang entscheiden. Die Aktien der als Kaufinteressenten gehandelten Unternehmen Boeing , Lockheed Martin und Airbus sowie des Textron-Konzerns – Eigentümer des Sikorsky-Konkurrenten Bell Helicopter – gaben durch die Bank ebenfalls nach.
Der chinesische Internetkonzern Alibaba will unterdessen mit einem eigenen Videostreaming-Angebot in China punkten. Die in New York gelisteten Papiere von Alibaba gaben letztlich dennoch um 0,54 Prozent nach, während die Aktien des US-Streamingprimus Netflix 1,05 Prozent verloren.
Dagegen stemmten sich AIG mit Kursgewinnen von 1,10 Prozent als einer der besten S&P-500-Werte gegen den Trend. Der Prozess um die staatliche Rettung des Versicherungsriesen endet ohne Schadensersatz für den klagenden Ex-Chef Maurice «Hank» Greenberg.
Im Krankenversicherersektor sorgte eine mögliche Milliarden-Übernahme für deutliche Aufschläge. Der zweitgrösste US-Anbieter Anthem wolle Cigna übernehmen, die Nummer fünf am Markt, schrieb das «Wall Street Journal» unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Zuletzt habe Anthem rund 175 Dollar je Cigna-Aktie geboten, womit die Übernahme das Unternehmen mehr als 40 Milliarden Dollar kosten könnte. Cigna-Aktien sprangen nach dem Bericht um 11,74 Prozent auf 153,43 Dollar hoch, Anthem gewannen 2,33 Prozent. (awp/mc/pg)