US-Schluss: Zinssorgen verstimmen die Anleger

US-Schluss: Zinssorgen verstimmen die Anleger
(Adobe Stock)

New York – Nach einem schwankenden Kursverlauf sind die New Yorker Börsen am Donnerstag in der Schlussstunde wieder stärker ins Minus abgerutscht. Die Aussagen zweier Offizieller der US-Notenbank Fed, wonach diese eine Zinserhöhung um nochmals 0,50 Prozentpunkte erwägen, erhöhte wieder die Zinsangst der Anleger.

Der Dow Jones Industrial verlor 1,26 Prozent auf 33’696,85 Punkte und beendete den Handel damit fast auf Tagestief. Bereits zu Beginn hatte der Index wegen neu entfachter Zinsangst geschwächelt. Die vor Handelsbeginn veröffentlichten Erzeugerpreise hatten sich nicht so deutlich abgeschwächt wie erwartet. Davon hatte sich der Dow zwar über weite Strecken erholt, der Gewinnschwelle konnte er sich im Verlauf aber nicht nähern.

Der breiter gefasste S&P 500 fiel am Ende um 1,38 Prozent auf 4090,41 Zähler. An der technologieorientierten Nasdaq-Börse wurde der Druck noch grösser, weil dort die Anleger bei diesen wachstumsorientierten Werten für gewöhnlich noch sensibler auf Zinssorgen reagieren. Der Nasdaq 100 büsste 1,93 Prozent auf 12’442,48 Punkte ein. Auch er kam in den Schlussminuten auf seinem Tagestief an.

Im Fokus standen im Schlusshandel die Aussagen der Präsidentin der regionalen Notenbank in Cleveland, Loretta Mester, sowie des Fed-Präsidenten von St. Louis, James Bullard. Beide hatten betont, dass bei der nächsten Zinssitzung eine Erhöhung um nochmals 0,50 Prozentpunkte erwogen werde. Damit würde die Fed das Tempo wieder erhöhen, nachdem sie Anfang Februar nur einen Schritt um 0,25 Prozentpunkte vornahm. Mester verwies auf das wirtschaftliche Umfeld, das ein «überzeugendes Argument» sei. Neben der Tatsache, dass sich der Preisauftrieb auf Herstellerebene in den USA im Januar nicht so deutlich abgeschwächt hatte wie erwartet, gingen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unerwartet zurück. Derweil zeigte der Philly-Fed-Index, dass sich das Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia im Februar überraschend und deutlich eingetrübt hatte.

Unter den Einzelwerten gab es im Dow nur einen klar positiven Ausreisser mit dem Netzwerkausrüster Cisco. Dessen Aktien zogen an der Dow-Spitze mit einem Anstieg um 5,2 Prozent einsam ihre Kreise. Mit einer überraschend positiven Umsatzprognose weckte das Unternehmen Hoffnungen darauf, dass sich die IT-Ausgaben stabiler entwickeln als bisher erwartet.

Die Aktien von Seagen wurden derweil an der Nasdaq-100-Spitze um 13 Prozent nach oben katapultiert, daran änderten auch die späten Nasdaq-Verluste nichts. Das Biotechnologieunternehmen konnte seinen Verlust im vierten Quartal reduzieren und übertraf damit die Erwartungen.

Mit Boston Beer gab es aber auch ein Gegenbeispiel: Der Quartalsbericht liess hier den Kurs um fast 15 Prozent einbrechen, weil der Brauereikonzern mit seiner Profitabilität und dem Ausblick enttäuschte. Analystin Nadine Sarwat von Bernstein Research stufte die Aktien daraufhin auf «Underperform» ab.

Eine weitere grössere Kursbewegung gab es nach Zahlen bei Shopify. Die Aktien des E-Commerce-Software-Anbieters brachen um 16 Prozent ein, was am Markt mit einem enttäuschenden Ausblick auf das erste Quartal begründet wurde.

Bei dem Multimedia-Player-Spezialisten Roku sah es mit einem Kurssprung um elf Prozent anders aus. Der operative Verlust fiel hier im vierten Quartal kleiner aus als angepeilt. Händler sprachen aber auch von einem «Short-Squeeze», also dem Effekt, dass die Nachfrage nach den Papieren schlagartig steigt wegen Eindeckungen durch Spekulanten, die auf fallende Kurse gesetzt hatten.

Unter den kleineren Werten sprangen Travelcenters of America um mehr als 70 Prozent hoch. Der Ölkonzern BP will den Betreiber von US-Autobahnraststätten übernehmen. Mit 84,43 US-Dollar näherte sich der Kurs der Offerte von 86 Dollar je Anteilschein.

Der Kurs des Euro blieb mit 1,0671 Dollar in der Nähe der Marke von 1,07 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,07 (Mittwoch: ebenfalls 1,07) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9346 Euro gekostet.

US-Staatsanleihen haben an ihre jüngsten Verluste angeknüpft. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen fiel um 0,28 Prozent auf 111,73 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere erreichte mit 3,86 Prozent den höchsten Stand seit dem Jahreswechsel. (awp/mc/ps)

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