New York – Die US-Börsen haben am Freitag Verluste erlitten. Neben Gewinnmitnahmen nach der Rekordjagd des S&P-500-Index sahen Marktexperten enttäuschende Quartalsberichte einiger bekannter Unternehmen und Sorgen über eine Eskalation der Lage in der Ukraine als Belastung. Gute US-Konjunkturdaten verpufften am Markt.
Der Dow Jones Industrial schloss 0,72 Prozent tiefer bei 16’960,57 Punkten. Der Wochenverlust von 0,82 Prozent war der höchste für den Leitindex seit Mitte Juni. Der marktbreite S&P-500-Index verlor am Freitag 0,48 Prozent auf 1’978,34 Punkte, nachdem er zwei Tage in Folge Höchststände erreicht hatte. Für den Technologiewerte-Index Nasdaq 100 ging es um 0,45 Prozent auf 3’965,16 Punkte bergab.
Beobachter hatten im Handelsverlauf auf vage Medienberichte verwiesen, wonach ukrainische Streitkräfte angeblich russisches Territorium beschossen hätten. Das Interesse der Anleger richtete sich laut Analyst Dirk Gojny von der National-Bank zudem schon auf das Treffen des Offenmarktausschusses der US-Notenbank und den US-Arbeitsmarktbericht in der kommenden Woche.
Derweil hatten die US-Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter im Juni überraschend deutlich zugelegt. «Insbesondere der signifikante Anstieg ausserhalb des Transportsektors lässt auf eine zunehmende Investitionstätigkeit in der Wirtschaft schliessen», kommentierte Analyst Johannes Jander von der Landesbank Helaba. Die Daten gäben aber keinen Grund, auf eine frühe Zinsanhebung der US-Notenbank zu spekulieren. Bernd Krampen von der NordLB sprach von einer sukzessiven Verbesserung der Lage «in allerdings nur moderatem Tempo».
Unternehmensseitig rückten weitere Geschäftsberichte in den Blick. Die Aktien von Amazon brachen als einer der grössten Verlierer im Nasdaq 100 um 9,65 Prozent ein, nachdem der Online-Händler für das zweite Quartal wegen hoher Investitionen einen Verlust von 126 Millionen Dollar verbucht hatte. Für das laufende Quartal rechnet das Management sogar mit einem operativen Minus von bis zu 810 Millionen Dollar.
Beim Kreditkartenanbieter Visa sorgte der trotz des gestiegenen Quartalsgewinns gesenkte Umsatzausblick für Kursabschläge von 3,58 Prozent. Die Titel der Kaffeehauskette Starbucks verloren ungeachtet eines Rekordquartals und angehobener Jahresziele 2,13 Prozent. Börsianer äusserten die Sorge, die Gewinndynamik könnte unter dem Expansionskurs leiden. Im gesamten Geschäftsjahr, das im September endet, sollen nun 1550 neue Standorte weltweit eröffnet werden und damit 50 mehr als bislang geplant.
Das Pharmaunternehmen Abbvie, das zuletzt wegen seiner beharrlichen Anstrengungen zur Übernahme des Konkurrenten Shire Pharmaceuticals Schlagzeilen gemacht hatte, übertraf mit seinem Gewinn die Analystenschätzungen. Grund dafür war der starke Absatz seines Arthritis-Medikaments Humira. Die Anteilsscheine büssten dennoch 1,70 Prozent ein.
Für die Aktien von Moody’s ging es trotz ebenfalls guter Zahlen um 0,93 Prozent begab. Die Ratingagentur übertraf die Gewinnerwartungen, nachdem im zweiten Quartal die verstärkte Ausgabe von Unternehmensanleihen die Nachfrage nach Kreditwürdigkeits-Einstufungen angekurbelt hatte. (awp/mc/upd/ps)