US-Schluss: Starker Ölpreisverfall verschreckt

US-Schluss: Starker Ölpreisverfall verschreckt

New York – Der starke Verfall der Rohölpreise hat am Montag die Stimmung an der Wall Street zum Kippen gebracht. Zudem seien die Investoren auch angesichts der angelaufenen Berichtssaison vorsichtig, hiess es am Markt. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial , der im Handelsverlauf mehrfach um die Marke von 24’000 Punkten kämpfte, schloss letztlich wieder deutlich darunter.

Nach zwei insgesamt sehr stark verlaufenen Wochen beendete der Dow den Tag mit einem Abschlag von 2,44 Prozent auf 23’650,44 Punkte. Der marktbreite S&P 500 verlor 1,79 Prozent auf 2823,16 Zähler. Der Nasdaq 100 büsste 1,20 Prozent auf 8726,51 Punkte ein.

Da an diesem Dienstag der Future-Kontrakt auf WTI-Öl für den Monat Mai ausläuft, versuchten viele Händler, die diese Finanz-Instrumente am Markt nur spekulativ handeln, diese zum Wochenstart sogar mit hohen Verlusten zu verkaufen. Sonst nämlich droht ihnen die Lieferung des Öls. Das sorgte dafür, dass der Preis zuletzt bei minus 48 US-Dollar stand und bedeutet, dass Käufer bei Abnahme Geld erhalten.

Auslöser dieses ungewöhnlichen Lage ist, dass vor allem in den USA immer noch viel Öl gefördert wird, es zugleich aber wegen des Wirtschaftsstillstandes kaum mehr Abnehmer findet. Aufgrund der Corona-Krise wird deutlich weniger Benzin verbraucht und – da seit einiger Zeit kaum mehr Flugzeuge fliegen – auch nur noch sehr wenig Kerosin.

Abgesehen vom Debakel am Ölmarkt verwies Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Oanda auf die zahlreich anstehenden Quartalsberichte, die womöglich bald Anlass zur Sorge geben könnten. «Mit der Berichtssaison werden die Investoren wieder vorsichtiger», warnte er.

Zum Wochenstart allerdings legten nur wenige Konzerne Zahlen vor, unter ihnen der Ölfeldausrüster Halliburton. Nachdem die Aktie im frühen Handel zunächst auf Talfahrt gegangen war, erholte sie sich rasch wieder und legte letztlich um 0,7 Prozent zu. Zusammen mit besser als befürchtet ausgefallenen Zahlen zum ersten Quartal wurden Pläne für Kostensenkungen bekannt gegeben. Zudem informierte Halliburton, dass wegen des Virus eine Unterbrechung in der Ölfeld-Angebotskette nicht wahrnehmbar sei.

Der Spezialchemiekonzern Dupont berichtete ebenfalls über sein abgelaufenes Jahresviertel und sicherte sich zugleich aufgrund einer drohenden schwachen Nachfrage im Zuge der Corona-Krise Kredite in Höhe von drei Milliarden Dollar. Die finanziellen Ergebnisse im ersten Quartal bezeichnete Unternehmenschef Ed Breen als «solide», zog zugleich aber die Jahresziele zurück. Davon unabhängig stufte die US-Bank JPMorgan die Aktie zudem auf «Overweight» hoch, da sie ihrer Ansicht nach zu günstig bewertet ist. Das Papier profitierte an der Spitze im S&P 100 mit plus 3,6 Prozent.

Nach Börsenschluss wird unter anderem noch das IT- und Beratungsunternehmen IBM Quartalszahlen vorlegen. Dessen Aktie nahm im Dow mit plus 0,2 Prozent die Spitze ein, gefolgt vom Cisco-Papier, das um 0,1 Prozent stieg.

Für die Anteile des angeschlagenen Luftfahrtriesen Boeing indes ging es am Index-Ende um 6,8 Prozent abwärts. Die China Development Bank Financial Leasing Co. zog einen Auftrag über 29 Maschinen des nach mehreren Abstürzen in Misskredit geratenen Typs 737 Max zurück. Damit ist die Zahl der noch offenen Bestellungen für den Boeing-Flieger 737 auf 70 Stück gesunken.

Unter dem Ölpreissturz litten im Dow die Anteile der Erdölgesellschaften ExxonMobil und Chevron mit einem Minus von bis zu knapp fünf Prozent.

Am US-Rentenmarkt stiegen richtungweisende 10-jährige Staatsanleihen um 7/32 Punkte auf 108 12/32 Punkte und rentierten mit 0,618 Prozent. Der Eurokurs bewegte sich zugleich nur wenig. Zum Börsenschluss an der Wall Street kostete die Gemeinschaftswährung 1,0862 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs wie am Freitag auf 1,0860 Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9208 Euro. (awp/mc/ps)

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