US-Schluss: Verluste – Trumps Corona-Infektion und Jobdaten
New York – Die Wall Street hat nach zwei Gewinntagen in Folge wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Unter Druck gerieten am Freitag insbesondere die als sehr konjunktursensibel geltenden Technologiewerte. Börsianer verwiesen als Belastung auf die Corona-Infektion von Präsident Donald Trump. Zudem belegte der Arbeitsmarktbericht für September einen überraschend geringen Stellenzuwachs, was zusätzlich auf die Stimmung drückte.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial bewegte sich überwiegend in der Verlustzone und stand am Ende 0,48 Prozent tiefer bei 27’682,81 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich damit gleichwohl ein Plus von 1,87 Prozent. Der marktbreite S&P 500 verlor am Freitag 0,96 Prozent auf 3348,42 Punkte.
Der technologielastige Nasdaq 100 sackte um 2,83 Prozent auf 11’255,69 Zähler ab. Die zuletzt gesehene enorme Outperformance der Tech-Aktien, die zu den sogenannten Wachstumswerten und auch zu den sogenannten Momentumwerten (also Aktien mit zuletzt hoher Kursdynamik) zählen, habe bei vielen Anlegern Begehrlichkeiten geweckt, schrieben die Experten der Quirin Privatbank. Ihrer Meinung nach bleiben Technologieaktien zwar grundsätzlich aussichtsreich, andererseits hätten sie aber bereits viel Positives in den aktuellen Kursen vorweggenommen.
Der Präsident der grössten Volkswirtschaft der Welt zeigt derweil nach seiner Infektion mit dem Coronavirus leichte Erkrankungssymptome. Sollte Trump seine Amtsgeschäfte nicht ausüben können, müsste Vizepräsident Mike Pence einspringen.
Ein Marktbeobachter sprach mit Blick auf Trumps Corona-Infektion von einem «grossen Schock», der naturgemäss die Risikobereitschaft der Anleger schmälere. Schon in gut einem Monat findet die US-Präsidentschaftswahl statt. Wegen seiner Quarantäne verpasse Trump nun Wahlkampfveranstaltungen in drei wichtigen umkämpften US-Bundesstaaten, wobei vor allem Florida wichtig sei, ergänzte Marktstratege Stephen Innes vom Handelshaus Axitrader.
Zudem wurde der jüngste US-Jobbericht als Belastung für den Aktienmarkt angeführt. Der Arbeitsmarkt erholte sich zwar im September weiter von seinem schweren Einbruch in der Corona-Krise. Die Arbeitslosigkeit ging deutlich zurück, die Beschäftigung stieg weiter. Auch die Löhne legten etwas zu. Unter dem Strich aber deutet der monatliche Arbeitsmarktbericht der Regierung auf ein abnehmendes Erholungstempo hin.
«In den vergangenen fünf Monaten wurde gerade einmal die Hälfte der im Zuge der Corona-Pandemie verlorengegangenen Jobs wieder aufgebaut», schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Für den US-Präsidenten sehe die wirtschaftliche Bilanz gemessen daran «verheerend» aus. «Der schleppende Jobaufbau könnte die Wiederwahl Donald Trumps gefährden.»
In dem schwachen Umfeld fielen die Aktien von Tesla nach zwei Gewinntagen nun als Schlusslicht im Nasdaq 100 um mehr als sieben Prozent. Der Elektroautobauer hatte zwar im dritten Quartal mehr Fahrzeuge an die Kundschaft gebracht als vom Markt erwartet. Die Absatzzahlen könnten laut Analyst Joseph Spak vom Analysehaus RBC aber einige Fragen aufwerfen. So weite Tesla seine Kapazitäten aus, obwohl die Fabriken nicht voll ausgelastet seien. Börsianern zufolge konnte Tesla weder Nachfragesorgen noch Zweifel an der Umsetzung der langfristigen Unternehmensziele zerstreuen.
Im Dow zählten die Walmart-Aktien mit einem Minus von 1,8 Prozent zu den grössten Verlierern. Der Handelskonzern will einen Grossteil seiner Beteiligung am Lebensmittelhändler Asda in Grossbritannien an Investoren verkaufen, erwartet allerdings im kommenden Jahr im Zusammenhang mit dem Geschäft einen Verlust.
Der Kurs des Euro notierte zuletzt bei 1,1715 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1730 (Donnerstag: 1,1752) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8525 (0,8509) Euro. US-Staatsanleihen gaben etwas nach. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) verlor 0,1 Prozent auf 139,40 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Anleihen betrug 0,696 Prozent. (awp/mc/ps)