New York – Der Wall Street ist nach den deutlichen Vortagsgewinnen am Freitag der Schwung ausgegangen. Im Fokus standen erneut die Geschäftsberichte etlicher Unternehmen, unter denen vor allem Amazon überzeugte – die Aktien des weltgrössten Online-Händlers kletterten auf ein Rekordhoch. Aktuelle Konjunkturdaten hatten unter dem Strich kaum Einfluss auf die Kurse.
Der Dow Jones Industrial schloss 0,05 Prozent tiefer bei 24’311,19 Punkten. Nach dem schwachen Wochenstart und der anschliessenden Erholung verbuchte der US-Leitindex damit unter dem Strich ein minimales Wochenminus. Der marktbreite S&P 500 stieg am Freitag um 0,11 Prozent auf 2669,91 Punkte, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 0,10 Prozent auf 6656,35 Zähler gewann.
Vor dem Wochenende glänzten vor allem einige Technologieunternehmen mit guten Zahlen. Die Aktien von Amazon kletterten auf ein Rekordhoch und behaupteten mit einem Kursplus von letztlich 3,60 Prozent auf 1572,62 Dollar einen der vorderen Plätze im Nasdaq 100.
Dank des boomenden Internethandels und florierender Cloud-Dienste war der Umsatz des weltgrössten Online-Händlers zu Jahresbeginn um 43 Prozent auf 51 Milliarden Dollar gestiegen und hatte damit die Erwartungen übertroffen. Der Überschuss war von 724 Millionen auf 1,6 Milliarden Dollar geklettert. Damit wurde erneut die Milliardenmarke geknackt, was im Vorquartal erstmals gelungen war. Die Analysten der schweizerischen Bank Credit Suisse und der US-Bank JPMorgan lobten die Zahlen. Sie bekräftigten ihre Kaufempfehlungen für die Aktie und hoben ihre Kursziele deutlich über das aktuelle Bewertungsniveau hinaus an.
Auch der Softwarekonzern Microsoft hatte im ersten Quartal kräftig vom Geschäft mit Cloud-Diensten profitiert. An der Börse reichte das für ein Plus von 1,65 Prozent. Anders erging es dem Halbleiterhersteller Intel , dessen Anteilscheine trotz des guten Geschäfts mit Rechenzentren 0,60 Prozent verloren.
Bei T-Mobile US, der US-Mobilfunktochter der Deutschen Telekom , freuten sich die Anleger dank Fusionsfantasien dagegen über ein Kursplus von 0,66 Prozent. Nach mehreren erfolglosen Versuchen könnten die Bonner ihre Tochter nun unerwartet schnell mit dem Rivalen Sprint verkuppeln. Die Unternehmen hätten Fortschritte bei ihren Fusionsverhandlungen gemacht und können die Gespräche schon in der kommenden Woche abschliessen, hiess es in einem Medienbericht. Die Sprint-Titel gewannen daraufhin sogar 8,33 Prozent.
Auf ein sehr unterschiedliches Echo am Markt stiessen die Quartalsberichte der Ölkonzerne ExxonMobil und Chevron: Die zuletzt gut gelaufenen ExxonMobil-Titel büssten am Dow-Ende 3,80 Prozent ein, da das Unternehmen seinen Gewinn trotz höherer Ölpreise nicht ganz so kräftig gesteigert hatte wie erwartet. Dagegen zählten die jüngst ebenfalls schon starken Chevron-Aktien mit einem weiteren Plus von 1,93 Prozent zu den Favoriten der Anleger im US-Leitindex. Anders als der grössere Konkurrent hatte Chevron den Ölpreisanstieg in einen überraschend hohen Quartalsgewinn ummünzen können.
Die Kaffeerestaurant-Kette Starbucks enttäuschte die Anleger trotz eines kräftigen Umsatzanstiegs zu Jahresbeginn. Das Unternehmen hatte eingeräumt, die Kosten einer Mitarbeiterschulung noch nicht abschätzen zu können. Für die Papiere ging es um 1,72 Prozent nach unten. Die Aktien von Colgate-Palmolive traten letztlich fast unverändert auf der Stelle. Der Konsumgüterkonzern hält trotz eines enttäuschenden ersten Quartals an seinen Jahreszielen fest.
Derweil sprangen die Aktien des Flugzeugteile-Spezialisten KLX um 9,07 Prozent hoch, da der US-Flugzeugbauer Boeing ihn einem Pressebericht zufolge kaufen will. Die Unternehmen könnten den Deal bereits an diesem Montag bekanntgegeben, berichtete das «Wall Street Journal» auf seiner Internetseite unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Noch könne das Geschäft aber scheitern. Angaben zum Kaufpreis machte die Zeitung nicht.
KLX wird derzeit an der Börse mit rund 4 Milliarden US-Dollar bewertet. Der Aktienkurs des Unternehmens hatte schon seit Dezember kräftig zugelegt, nachdem KLX den Start eines Verkaufsprozesses bekanntgegeben hatte. Boeing-Aktien zeigten sich unbeeindruckt und verloren am Ende ein halbes Prozent.
Der Eurokurs berappelte sich im New Yorker Handel etwas und stieg auf 1,2128 Dollar, nachdem er im europäischen Nachmittagsgeschäft bis auf 1,2056 Dollar und damit den niedrigsten Stand seit Mitte Januar abgerutscht war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2070 (Donnerstag: 1,2168) Dollar festgesetzt; der Dollar hatte damit 0,8285 (0,8218) Euro gekostet. Richtungweisende US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit legten um 6/32 Punkte auf 98 7/32 Punkte zu, was die Rendite auf 2,96 Prozent drückte. (awp/mc/ps)