US-Schluss: Neu aufgeflammte Virussorgen schicken Dow auf Talfahrt

US-Schluss: Neu aufgeflammte Virussorgen schicken Dow auf Talfahrt

New York – Die neu entfachten Ängste vor einer globalen Verbreitung des Coronavirus haben US-Aktien am Freitag gehörig zugesetzt. Die Weltgesundheitsorganisation hatte die Ausbreitung des Coronavirus zu einer «gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite» erklärt, allerdings auch betont, noch seien keine Reise- und Handelsbeschränkungen nötig. Zudem waren am Anleihemarkt insbesondere die Renditen für langlaufende Wertpapiere stark unter Druck geraten. Dies weckte unter Anlegern Sorgen, dass auch die bislang recht robuste US-Wirtschaft stärker als bislang gedacht in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Nach der leichten Erholung in den vergangenen Tagen fiel der US-Leitindex Dow Jones Industrial nun wieder um 2,09 Prozent auf 28’256,03 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 2,53 Prozent. Damit sind auch die seit Jahresbeginn angehäuften Gewinne wieder ausradiert: Die Bilanz für den Januar weist jetzt einen Abschlag von rund 1 Prozent auf.

Der marktbreite S&P 500 büsste am Freitag 1,77 Prozent auf 3225,52 Zähler ein. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,58 Prozent auf 8991,51 Punkte nach unten.

Ansonsten stand die Berichtssaison der Unternehmen weiter im Fokus. Ein starkes Weihnachtsgeschäft und florierende Cloud-Dienste hatten Amazon einen glänzenden Jahresabschluss beschert. Die Quartalsahlen überraschten positiv und sorgten bei den Aktien mit einem Plus von gut 7 Prozent für einen Höhenflug. Damit führten die Papiere die sehr überschaubare Gewinnerliste des Nasdaq 100 an. Inzwischen ist Amazon an der Börse wieder rund 1 Billion US-Dollar wert.

Das IT-Urgestein IBM will sich mit einem neuen Chef nun noch stärker auf das Cloud-Geschäft fokussieren. Ginny Rometty, die IBM seit 2012 durch einen tiefgreifenden Umbau führte, gibt den Posten Anfang April auf. Ihr Nachfolger wird Arvind Krishna, der bislang den Cloud-Bereich verantwortete. Die IBM-Papiere zogen an der Dow-Spitze um gut 5 Prozent an.

Beim Ölkonzern ExxonMobil war der Gewinn im dritten Geschäftsquartal um die Hälfte eingebrochen. Die Anteilscheine büssten mehr als 4 Prozent ein. Der zweitgrösste US-Ölmulti Chevron war wegen einer enormen Abschreibung aufgrund des Gaspreisverfalls tief in die roten Zahlen geraten. Dies quittierten die Anleger mit einem Minus von fast 4 Prozent.

Der Kreditkarten-Riese Visa hatte Gewinn und Erlöse dank einer grossen Ausgabefreude von Kunden im Weihnachtsquartal erheblich gesteigert. Obwohl das Unternehmen sogar noch ein milliardenschweres neues Aktienrückkaufprogramm ankündigte, reagierten die Anleger enttäuscht, da Visa mit seinen Geschäftszahlen die Markterwartungen lediglich erfüllt hatte. Die Anteilsscheine verloren unter den schwächsten Werten im Dow ebenfalls gut 4 Prozent. Am Dow-Ende fanden sich die Aktien des Chemiekonzerns Dow Inc. mit einem Minus von fast 5 Prozent wieder.

Zudem drehte sich das Übernahmekarussell weiter: Die Volkswagen-Tochter Traton will sich den Rest des Lkw-Herstellers Navistar für 35 US-Dollar je Aktie einverleiben. Die Anleger zeigten sich euphorisch: Die Navistar-Aktien schnellten um rund 52 Prozent auf knapp 37 US-Dollar in die Höhe. Die Traton-Papiere gaben in Frankfurt in einem ebenfalls schwachen Umfeld nur leicht nach.

Der Eurokurs notierte zuletzt bei 1,1091 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1052 (Donnerstag: 1,1029) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9048 (0,9067) Euro. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen gewannen 23/32 Punkte auf 102 7/32 Punkte. Sie rentierten mit 1,505 Prozent. (awp/mc/ps)

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