New York – Der schwelende Budgetstreit in den USA sorgt am New Yorker Aktienmarkt weiter für Unbehagen und Kursverluste. Nachdem die wichtigsten Indizes der US-Börsen am Vortag nach einer mehrtägigen Verlustserie etwas Luft geholt hatten, ging es am Freitag wieder bergab. Der Dow Jones Industrial fiel um 0,46 Prozent auf 15.258,24 Punkte. Der Leitindex gab auf Wochensicht damit 1,25 Prozent ab. Der breitere S&P-500-Index verlor am Freitag 0,41 Prozent auf 1.691,75 Punkte. Auch er schloss die Handelswoche mit einem Minus ab – beide Standardindizes fuhren damit nach drei Gewinnwochen hintereinander wieder einen Verlust ein. Das Minus beim technologielastigen Nasdaq 100 war mit 0,12 Prozent bei 3.230,30 Punkten etwas geringer. In der Wochenbetrachtung blieb gar ein kleines Plus übrig.
Mit dem näherrückenden Wochenende zeichnet sich in der US-Politik nach wie vor ein Patt im Etatstreit ab. Die im Repräsentantenhaus tonangebenden Republikaner um Mehrheitsführer John Boehner fordern von US-Präsident Barack Obama weiter Einschnitte bei seiner «Obamacare» genannten Gesundheitsreform – doch Obama und der von Demokraten dominierte Senat wollen keine Abstriche bei einem ihrer zentralen Projekte machen. Am Abend verabschiedete der Senat einen Gesetzentwurf ohne die Kürzungen bei «Obamacare». In einer Rede warnte Obama noch einmal nachdrücklich davor, dass ein «government shutdown» – also die Schliessung vieler öffentlicher Einrichtungen – die US-Wirtschaft behindern würde.
«Die Konjunkturdaten scheinen etwas Besserung anzuzeigen, aber der Streit in Washington überschattet die Aussichten für die unmittelbare Zukunft», sagte ein Marktstratege in Kansas. Zuvor hatten Daten gezeigt, dass die Konsumausgaben und Einkommen der privaten Haushalte im August wie erwartet gestiegen waren, die Entwicklung des Konsumentenvertrauens im September enttäuschte hingegen etwas. Falls es zu einem «shutdown» komme und die Verhandlungen um die Schuldenobergrenze scheiterten, drohe dem Aktienmarkt wahrscheinlich ein bedeutender Einfluss, sagte der Stratege.
An der Dow-Spitze thronten die Papiere von Nike mit einem Plus von 4,69 Prozent. Ein überraschend gutes Geschäft vor allem mit hochwertigen Produkten hatte dem weltgrössten Sportartikelhersteller von Juni bis August zu einem Gewinnsprung um 38 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum verholfen. Der Umsatz war um 8 Prozent geklettert. Die Zahlen des Adidas-Rivalen übertrafen damit die Erwartungen von Analysten.
Aktien von United Continental wurden mit einem Verlust von 9,28 Prozent in die Tiefe gezogen. Die weltgrösste Fluggesellschaft hatte ihre Umsatzprognose für das dritte Quartal eingestampft, weil sie mit weniger Erlös je Flugsitz auf Überseeflügen rechnet. Zudem bauten Mitbewerber ihre Kapazitäten auf chinesischen Routen aus, hiess es.
Auch die Aktionäre von J.C. Penney werden von ihren Anteilen weiter in Atem gehalten: Nachdem die Papiere am Vortag zulegen konnten, weil das Management den Zweifeln am Finanzmarkt mit einer Bestätigung seines positiven Ausblicks begegnet war, sackten die Aktien vor dem Wochenende erneut kräftig ab. Mit 14,06 Prozent setzte die kriselnde Kaufhauskette ihren Abwärtstrend fort. Die Spekulationen, dass der Konzern sich frisches Kapital beschaffen wolle, hatten sich nämlich bewahrheitet. Bis zu 932 Millionen Dollar will die Kette einsammeln. Zugleich kürzte das Management die Liquiditätsprognose für das Ende des Jahres.
Titel von Microsoft lagen mit einem Plus von 1,59 Prozent gut im Rennen. Beim US-Softwarekonzern ist nach dem angekündigten Abgang von Steve Ballmer ein neuer Chef im Gespräch. Medienberichten zufolge ist auch Ford-Chef Alan Mulally unter den führenden Kandidaten für den Posten. Am Freitag versicherte Ford-Vize Mark Fields dann, Mulally bleibe «absolut fokussiert auf das Geschäft» und vor allem darauf, dem Autobauer eine Langfriststrategie zu geben. Ford-Aktien verloren 1,27 Prozent.
Weiter schwach wie am Vortag zeigten sich in der Schlussgruppe des Dow erneut Cisco Systems. Die Aktien des weltgrössten Netzwerkausrüsters gaben weitere 1,77 Prozent ab. Bereits am Vortag war das Minus mit 2,70 Prozent deutlich ausgefallen. Händler verwiesen auf Medienberichte, denen zufolge sich Vorstandschef John Chambers pessimistisch zur Entwicklung der Weltwirtschaft geäussert habe. (awp/mc/upd/ps)