US-Schluss: Fed-Chef Powell löst Kursrally aus
New York – Kräftigen Rückenwind hat US-Notenbankchef Jerome Powell den US-Aktien am Mittwoch verliehen. Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 2,18 Prozent auf 34’589,77 Zähler und erklomm den höchsten Stand seit gut sieben Monaten. Powell hatte unter anderem in Aussicht gestellt, dass im Dezember die Zeit für moderatere Zinserhöhungen gekommen sein könnte. Zuvor hatte die Fed die Zinsen wiederholt um 0,75 Prozentpunkte kräftig erhöht. Kurz vor dem Statement von Powell hatte der Dow noch im Minus gelegen.
Noch deutlich stärker zogen die Kurse an der technologielastigen Börse Nasdaq an. Die dort gelisteten Wachstumswerte gelten als besonders zinsabhängig. Sollten die Zinsen nun weniger stark anziehen, dann steigen an der Nasdaq die Chancen auf höhere Bewertungen von Tech-Aktien. Der Nasdaq 100 gewann 4,58 Prozent auf 12’030,06 Punkte. Aber auch im Dow waren mit Apple, Microsoft und Salesforce drei Tech-Riesen die grössten Kursprofiteure. Der marktbreite S&P 500 legte um 3,09 Prozent auf 4080,11 Zähler zu.
«Der Zeitpunkt für eine Verringerung der Zinserhöhungen könnte schon auf der Dezember-Sitzung kommen», sagte Notenbankchef Powell in Washington. Die Inflation als wesentlicher Grund für die Zinserhöhungen hatte sich in den vergangenen Monaten bereits etwas abgeschwächt. Analyst Pablo Villanueva von UBS merkte an, Powell habe die Wortwahl zum Zinsgipfel, also dem zu erwartenden Höhepunkt der Leitzinsen, etwas abgeschwächt.
Mit den Gewinnen von diesem Mittwoch hat der Dow einen respektablen Börsenmonat November hinter sich: Um fast sechs Prozent ging es für den Index nach oben – im Anschluss an einen noch deutlich stärkeren Oktober. Der Nasdaq 100 kletterte im November ähnlich stark wie der Dow.
Die Aktien von Boeing stiegen um zwei Prozent. Der Flugzeugbauer kann bei der gefährdeten Zulassung zweier Versionen des Jets 737 Max laut Insidern auf einen Kompromiss mit dem Gesetzgeber hoffen.
Nach Quartalszahlen von Workday sprangen die Aktien um 12,6 Prozent hoch. Der Anbieter von Cloud-basierter Software für Rechnungswesen und Personalverwaltung ist etwas optimistischer geworden und hat zudem ein neues Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Abgestraft wurden dagegen die Aktien von Crowdstrike mit minus fast 20 Prozent. Der Spezialist für Cybersicherheit enttäuschte mit dem Umsatzziel für das laufende Quartal.
Mit dem irischen Arzneimittelhersteller Horizon Therapeutics verhandeln derzeit die Pharmakonzerne Amgen, Janssen und Sanofi über eine Übernahme. Das verhalf dem Aktienkurs zu einer Rally von fast 27 Prozent. Horizon ist spezialisiert auf Entzündungen und seltene Krankheiten.
Von neuen Studiendaten zum Alzheimer-Mittel Lecanemab profitierten die Papiere von Biogen, sie verteuerten sich um 4,7 Prozent. Das an der Börse jüngst bereits als womöglich grosser Erfolg gefeierte Mittel zeigte in klinischen Tests positive Ergebnisse. Allerdings werden mit dem Medikament auch Todesfälle in Verbindung gebracht.
Die Anteile von State Street zogen um 7,8 Prozent an. Der Vermögensverwalter nimmt wegen regulatorischer Hürden Abstand von einer Übernahme von Teilen der New Yorker Privatbank Brown Brothers Harriman. Die Aktionäre von State Street reagierten erleichtert.
Hewlett Packard Enterprise stiegen um 4,3 Prozent. Das IT-Unternehmen übertraf mit den Quartalszahlen die Erwartungen und gab zudem einen überraschend guten Umsatzausblick auf das laufende Quartal.
Im New Yorker Devisenhandel geriet der US-Dollar nach den Aussagen des Fed-Chefs unter Druck, der Euro legte zu und notierte zuletzt mit 1,0408 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0376 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9637 Euro gekostet.
Mit der Perspektive nicht mehr so stark steigender Leitzinsen legten die Kurse von US-Staatsanleihen zu. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg um 0,47 Prozent auf 113,25 Punkte. Die Rendite zehnjährige Treasuries fiel im Gegenzug auf 3,66 Prozent. (awp/mc/ps)