New York – Die Wall Street hat am Donnerstag einen Teil ihrer Vortagesverluste wett gemacht. Für Erleichterung sorgte vor allem die Gegenbewegung am zuletzt massiv eingebrochenen chinesischen Aktienmarkt. Die Hoffnung auf eine deutlichere Erholung der US-Indizes zum Auftakt der Berichtssaison verpuffte jedoch schnell.
Bereits in den ersten zehn Minuten erreichten die wichtigsten Kursbarometer ihre Höchststände. Bei höheren Kursen sei wohl schnell die Gelegenheit zum Verkauf ergriffen worden, sagte ein Portfoliomanager.
Der Dow Jones Industrial machte mit einem Anstieg auf 17 764 Punkte den schwachen Vortag zeitweise vergessen. Letztlich konnte der US-Leitindex aber nur noch ein Plus von 0,19 Prozent über die Ziellinie retten und schloss bei 17 548,49 Punkten. Wie auch dem marktbreiten S&P-500-Index gelang es ihm damit nicht, seine 200-Tage-Durchschnittslinie zurückzuerobern. Sie wird als Indikator für den längerfristigen Trend stark beachtet. Der S&P behauptete nur einen Zuwachs von 0,23 Prozent auf 2051,29 Punkte. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 schloss kaum verändert bei 4352,03 Punkten.
Für Verunsicherung sorgte weiterhin die Lage in Griechenland. Inzwischen sind die griechischen Reformvorschläge an die Gläubiger in Brüssel eingetroffen und können jetzt geprüft werden. Nur wenn das Paket zufriedenstellend ausfällt, könnten sie ein neues Hilfsprogramm und eine Zwischenfinanzierung gewähren.
Zudem wagen sich die Anleger wegen der anrollenden Berichtssaison nicht allzu weit aus der Deckung. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge rechnen die Analysten für die im S&P 500 enthaltenen Unternehmen im zweiten Quartal mit einem Gewinnrückgang von 6,5 Prozent.
Der US-Aluminiumkonzern Alcoa gab am Vorabend traditionell den Startschuss für die Wochen der Bilanzvorlagen. Das Unternehmen konnte seine Ergebnisse im zweiten Quartal trotz fallender Rohstoffpreise etwas verbessern. Der vor allem durch steigende Exporte Chinas gesunkene Aluminiumpreis machte zwar zu schaffen. Profitieren konnte Alcoa dagegen von der starken Nachfrage der Auto- und Flugzeugindustrie. Die tags zuvor um gut 5 Prozent gefallene Aktie konnte von ihren zeitweise deutlichen Gewinnen allerdings nur 0,86 Prozent verteidigen. Die Anteile des Getränkeriesen Pepsi verloren nach Geschäftszahlen gar 1 Prozent.
T-Mobile US erfreute die Anleger: Die US-Mobilfunktochter der Deutschen Telekom legt bei den Kundenzahlen weiter kräftig zu. Das Unternehmen gewann im zweiten Quartal gut 1 Million neue Vertragskunden unter eigener Marke – das vierte Quartal hintereinander mit einem siebenstelligen Kundenzuwachs. Die Aktien kletterten um 0,78 Prozent.
Im Technologiebereich profitierten IBM mit plus 0,42 Prozent von einem Durchbruch bei der Entwicklung noch deutlich leistungsstärkerer Computerchips, der einer Forschungsallianz um den Computerriesen gelang.
Auch ein Milliardengeschäft sorgte für Aufmerksamkeit: Der Shampoo-Hersteller Wella sowie eine ganze Reihe anderer Kosmetik-Marken des US-Konzerns Procter & Gamble wechseln in das Reich der Milliardärsfamilie Reimann. Der Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty , an dem die Reimanns die Mehrheit halten, wird für 12,5 Milliarden US-Dollar insgesamt 43 Pflege- und Duftmarken kaufen. Als Wella-Interessent galt unbestätigten Berichten zufolge auch der deutsche Konzern Henkel .
Von diesem Geschäft sollen auch die P&G-Aktionäre etwas haben. In den nächsten vier Jahren will der Konzern bis zu 70 Milliarden Dollar hauptsächlich in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Anteilseigner ausschütten. P&G-Aktien verloren dennoch 0,41 Prozent, Coty rutschten um 4,70 Prozent ab. (awp/mc/upd/pg)