New York – Die Wall Street hat am Freitag dank erneut starker Unternehmenszahlen an die deutlichen Vortagsgewinne angeknüpft. Vor allem die technologielastige Nasdaq-Börse profitierte von den euphorisch aufgenommenen Resultaten einiger Schwergewichte. Auch die Lockerung der chinesischen Geldpolitik beflügelte die Aktienkurse – bereits am Donnerstag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) mit der in Aussicht gestellten Ausweitung ihrer Anleihekäufe die Anleger erfreut.
Der Dow Jones Industrial schloss 0,90 Prozent höher bei 17’646,70 Punkten. Schon am Vortag hatten erfreuliche Unternehmensbilanzen dem US-Leitindex einen fast zweiprozentigen Kurssprung beschert. Trotz der lustlosen Kursentwicklung der vorangegangenen Tage schaffte das Börsenbarometer deshalb ein Wochenplus von zweieinhalb Prozent.
Der S&P-500-Index gewann am Freitag 1,10 Prozent auf 2’075,15 Punkte – damit machte der marktbreite Index seinen zwischenzeitlichen Jahresverluste wieder wett. Für den Technologiewerte-Index Nasdaq 100 ging es dank des frischgebackenen Google-Mutterkonzerns Alphabet sowie Microsoft und Amazon sogar um 2,68 Prozent auf 4’624,09 Punkte hoch.
Chinas Währungshüter reagierten vor dem Wochenende mit gleich drei Massnahmen auf die anhaltenden Konjunktursorgen. Sie senkten den Leitzins für eine Laufzeit von einem Jahr um 0,25 Prozentpunkte auf 4,35 Prozent. Zudem soll der Einlagensatz sinken, der bestimmt, wie viel Banken für das Geld erhalten, das sie bei der Notenbank parken. Und ausserdem wurde der Mindestreservesatz abgesenkt, den die Notenbank als Anteil an den Einlagen der Kunden der jeweiligen Geschäftsbank festlegt.
Nach den Aussagen der EZB vom Donnerstag dürfte es der US-Notenbank Fed nun noch schwerer fallen, mit der ersten Zinserhöhung seit neun Jahren die Wende bei ihrer Geldpolitik einzuläuten. Damit begünstigen die anhaltend niedrigen Zinsen weiterhin die Anlageklasse Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren.
Bei den starken Technologiewerten stach Microsoft besonders heraus: Mit einem Kurssprung von 10,08 Prozent eroberten die Aktien des Softwareherstellers in allen drei Börsenindizes den Spitzenplatz. Das Wachstum im Cloud-Geschäft mit Diensten aus dem Netz hatte im abgelaufenen Quartal die Schwäche des PC-Marktes ausgeglichen und den Konzerngewinn um 1,7 Prozent steigen lassen. Der zwölfprozentige Umsatzrückgang bekümmerte die Anleger nicht.
Derweil übertraf der Google-Mutterkonzern Alphabet mit seinem ersten Quartalsbericht unter neuem Namen die Erwartungen. Sowohl der Überschuss als auch der Umsatz hatten deutlich zugelegt. Zudem kündigte Alphabet an, eigene Aktien im Wert von bis zu 5,1 Milliarden Dollar zurückzukaufen. Die A-Aktien von Alphabet schlossen 5,61 Prozent fester bei 719,33 US-Dollar – zum Auftakt hatten sie bei 752,50 Dollar sogar ein Rekordhoch markiert.
Der Online-Händler Amazon überraschte die Anleger mit einem kleinen Quartalsgewinn positiv, nachdem vor einem Jahr noch ein Verlust angefallen war. Dazu kam ein deutlicher Umsatzanstieg. Dies bescherte den Aktien nach einem Rekordstand bei 619,45 Dollar letztlich ein Plus von 6,23 Prozent auf 599,03 Dollar. Das Online-Netzwerk Facebook erfreute seine Anteilseigner auch ohne Nachrichten: Mit einem Kursplus von 2,53 Prozent auf 102,19 Dollar notierte die Aktie erstmals im dreistelligen Bereich.
Die Titel von Procter & Gamble legten um 2,91 Prozent zu, obwohl der Konsumgüterkonzern im vergangenen Geschäftsquartal rund 12 Prozent an Umsatz verloren hatte. Dies war allerdings vor allem auf die Trennung von Geschäftsbereichen sowie auf den starken Dollar zurückzuführen, der die Auslandseinnahmen nach Umrechnung in US-Währung verringert. Der Nettogewinn war hingegen um gut 30 Prozent gestiegen. Der Telekomriese AT&T hatte die Gewinnprognosen übertroffen. Der Umsatz war um fast 19 Prozent auf 39,1 Milliarden Dollar gestiegen. Die Aktien verloren dennoch 0,65 Prozent.
Die Titel von American Airlines sanken um 0,70 Prozent, obwohl die Fluggesellschaft erneut einen Rekordgewinn erwirtschaftet hatte. Verantwortlich dafür waren vor allem die günstigen Ölpreise, die sich in einem deutlichen Rückgang der Kerosinkosten niedergeschlagen hatten. Dagegen war der Umsatz trotz eines ausgeweiteten Flugangebots zurückgegangen.
Die Kellogg-Aktien verloren 0,43 Prozent, nachdem die «New York Post» über Zukaufpläne berichtet hatte. Dem Blatt zufolge ist der Lebensmittelhersteller in fortgeschrittenen Übernahmegesprächen mit dem Snackhersteller Diamond Foods und könnte sich diesen mehr als 1,5 Milliarden Dollar kosten lassen. Dessen Aktien sprangen um 6,58 Prozent auf 34,99 Dollar hoch. Am Donnerstag zum US-Handelsschluss war das Unternehmen rund eine Milliarde Dollar wert gewesen.
Der Eurokurs setzte seine Talfahrt fort und notierte in New York bei 1,1009 Dollar. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen waren angesichts der gestiegenen Risikobereitschaft der Anleger wenig gefragt und verloren 16/32 Punkte auf 99 7/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,09 Prozent. (awp/mc/upd/ps)