US-Schluss: Erholungsgewinne überwiegend abgebröckelt
New York – Die US-Börsen haben am Mittwoch an ihre beispiellose Rally vom Vortag angeknüpft. Die erwartete politische Einigung auf ein gigantisches Konjunkturpaket gegen die Corona-Krise stützte die Optimisten unter den Anlegern über weite Strecken. Allerdings bröckelten die kräftigen Tagesgewinne vor Handelsschluss ab, nachdem US-Senator Bernie Sanders über den Kurznachrichtendienst Twitter drohte, das Hilfspaket zu stoppen, falls nicht weitere Regelungen – etwa zugunsten von Arbeitern – mit aufgenommen würden.
Der Dow Jones Industrial, der zuvor noch um bis zu 6 Prozent auf über 22’000 Punkte gestiegen war, ging daraufhin mit einem deutlich geringeren Plus von 2,39 Prozent auf 21’200,55 Punkte aus dem Tag. Am Dienstag hatte der US-Leitindex in einer rasanten Erholung das erwartete Hilfspaket bereits überwiegend vorweg genommen und war um 11,4 Prozent hochgesprungen. Solch einen enormen Tagesgewinn hatte es seit 1933 nicht mehr gegeben.
Der marktbreite S&P 500 legte nach einem Vortagesgewinn von etwas mehr als 9 Prozent am Mittwoch um weitere 1,15 Prozent auf 2475,56 Punkte zu. Der technologielastige Nasdaq 100 indes drehte in die Verlustzone und gab um 1,11 Prozent auf 7469,62 Punkte nach.
Im Dow rückten unter den Einzelwerten vor allem die Aktien von Apple in den Blick. Sie drehten im späten Handel in die Verlustzone und gaben um 0,5 Prozent nach. Zuvor hatte die japanische Wirtschaftszeitung «Nikkei» berichtet, dass der iPhone-Hersteller die Markteinführung des neuen 5G-Smartphones um mehrere Monate verschieben wolle.
Für Aktien, die im Börsencrash besonders unter die Räder gekommen waren, ging es überwiegend weiter aufwärts. So erholten sich insbesondere Aktien aus der Reise- und Freizeitbranche. Kreisen zufolge sollen in dem US-Konjunkturpaket alleine 50 Milliarden Dollar für Fluggesellschaften vorgesehen sein. Die Papiere von American Airlines, Delta und United Airlines knüpften an ihre fulminante Vortagesrally an. American Airlines, die am Dienstag um mehr als 30 Prozent hochgesprungen waren, legten – ebenso wie die Papiere von United um weitere knapp 11 Prozent zu. Um knapp 16 Prozent stiegen die Anteile von Delta Air Lines.
Die Aktien des schwer angeschlagenen Flugzeugbauers Boeing waren Favorit im Dow mit etwas mehr als 24 Prozent Kursgewinn.
Die Papiere von Nike standen mit überraschend starken Quartalszahlen im Blick und legten an dritter Stelle im US-Leitindex um etwas mehr als 9 Prozent zu. Der Sportartikelhersteller hatte im vergangenen dritten Geschäftsquartal trotz erster Belastungen durch die Virus-Krise deutlich mehr Umsatz erzielt als erwartet. Laut dem Analysehaus Kepler Cheuvreux sind die Nike-Zahlen eine «starke Botschaft» an die gesamte Branche. Goldman-Analystin Alexandra Walvis lobte, Nike sei einzigartig aufgestellt, um durch die virusbedingt wirtschaftlich schwere Zeit zu kommen und bekräftigte die Aktie auf der «Conviction Buy List».
Am US-Rentenmarkt gaben richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 4/32 Punkte auf 106 Punkte nach und rentierten mit 0,861 Prozent. Der Eurokurs stieg zum Börsenschluss an der Wall Street auf 1,0887 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs in Frankfurt auf 1,0827 (Dienstag: 1,0843) Dollar festgesetzt, wodurch der Dollar entsprechend 0,9236 (0,9223) Euro kostete. (awp/mc/ps)