US-Schluss: Rekord dann Vorsicht – Neuordnung nach TV-Duell

Börse USA

(Adobe Stock)

New York – Die US-Börsen sind am Freitag nach einer weiteren Rekordjagd etwas tiefer aus dem Handel gegangen. Nach anfänglichen Kursgewinnen verlor der Dow Jones Industrial am Ende 0,12 Prozent auf 39’118,86 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet das ein Minus in ähnlicher Grössenordnung. Die Monatsbilanz weist einen Gewinn von gut einem Prozent aus, seit Jahresanfang gerechnet hat das Börsenbarometer um knapp 4 Prozent angezogen. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 0,41 Prozent auf 5460,48 Punkte nach unten. Zuvor hatte er noch ein Rekordhoch erreicht.

JPMorgan-Experte Marko Kolanovic äusserte sich zu diesem Index äusserst pessimistisch. Er rechnet bis zum Jahresende mit einem Rückgang um gut ein Fünftel. Grund sei stärkerer Gegenwind durch eine schwächer werdende Konjunktur und sinkende Gewinnprognosen.

Die Technologie-Indizes Nasdaq 100 und Nasdaq Composite die zunächst noch erstmals die Marken von 20’000 beziehungsweise 18’000 Punkten geknackt hatten, gerieten im Verlauf ebenfalls unter Druck. So notierte der Nasdaq 100 am Ende 0,54 Prozent tiefer bei 19’682,87 Punkten.

Anfangs hatten noch unter anderem erfreuliche Konjunkturdaten und beruhigende Nachrichten von der Inflation für gute Stimmung gesorgt. Auch der Ausgang des ersten Fernsehduells zwischen Präsident Joe Biden und seinem Herausforderer und Vorgänger Donald Trump war am Markt unter dem Strich erst leicht positiv gewertet worden. Nach Bidens schwachem Auftritt werden Rufe nach einem kurzfristigen Kandidatenwechsel laut – den Transatlantik-Experten durchaus für möglich halten. Die daraus resultierende Unsicherheit über die weitere Entwicklung wurde im Verlauf dann aber zu einer Belastung. Auch die am Sonntag bevorstehende erste Runde der Wahlen in Frankreich sorge für Zurückhaltung, hiess es am Markt.

Die TV-Debatte erhöhte aus Sicht der Anleger die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs von Trump. Diese schichteten daher ihre Anlagen entsprechend um. Während Titel von privat betriebenen Gefängnissen, Kreditkartenunternehmen und Krankenversicherungen stiegen, gaben Aktien von Unternehmen aus den Bereichen Alternative Energien und Cannabis nach.

Von Seiten der Konjunktur erfreute die Anleger zum einen, dass sich die Stimmung der Verbraucher im Juni weniger als erwartet eingetrübt hat. Zum anderen fiel der viel beachtete Preisindex PCE für den Mai, der das relevante Inflationsmass für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed ist, zwar wie erwartet aus. Das Ausbleiben von negativen Überraschungen sei aber eine Erleichterung und werde von der Notenbank Fed begrüsst werden, sagte Anlagestrategin Seema Shah vom Vermögensverwalter Principal Asset Management. Gleichwohl sei der geldpolitische Kurs der Fed noch nicht sicher. Eine weitere Verlangsamung der Inflation, idealerweise in Verbindung mit weiteren Anzeichen einer Aufweichung des Arbeitsmarktes, werde notwendig sein, um den Weg für eine erste Zinssenkung im September zu ebnen.

Mit Blick auf Einzelwerte stand der Sportwarenhersteller Nike im Fokus. Durchwachsene Quartalszahlen und vor allem ein enttäuschender Ausblick auf das neue Geschäftsjahr liessen die Aktien als klares Schlusslicht im Dow um mehr knapp ein Fünftel absacken. Ähnlich herbe Verluste hatten die Papiere zuletzt 2001 erlitten. Andere Branchenvertreter konnten sich dem Negativsog am Freitag meist nicht entziehen.

Dagegen sprangen die Aktien von Infinera dank einer Kaufofferte um knapp 16 Prozent auf gut 6 Dollar hoch. Der finnische Netzwerkausrüster Nokia will seinen US-Branchenkollegen übernehmen und bietet dessen Aktionären 6,65 Dollar je Anteilschein in bar oder knapp 2 Nokia-Aktien. Mindestens 70 Prozent des Kaufpreises sollen in bar bezahlt werden. Die Höhe der Offerte sei vernünftig und der Schritt gehe in die richtige Richtung, kommentierte Janardan Menon vom Analysehaus Jefferies.

Am New Yorker Devisenmarkt kostete der Euro zuletzt 1,0701 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0705 (Donnerstag: 1,0696) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9341 (0,9349) Euro.

US-Staatsanleihen gaben nach. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) verlor 0,45 Prozent auf 109,75 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg im Gegenzug auf 4,39 Prozent. (awp/mc/ps)

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