New York – Die anfangs freundliche Wall Street hat am Donnerstag ihrer Rekordjagd Tribut gezollt. Einzig der Leitindex Dow Jones Industrial konnte seinen moderaten Tagesgewinn behaupten. Dagegen rutschten die anderen Indizes ins Minus.
Der Dow Jones schloss 0,39 Prozent im Plus bei 21’796,55 Punkten. Für den breit gefassten S&P-500-Index ging es hingegen letztlich um 0,10 Prozent auf 2475,42 Zähler nach unten. Der Nasdaq Composite verlor 0,63 Prozent auf 6382,19 Punkte, während der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,57 Prozent auf 5917,03 Punkte nachgab.
Börsianer verwiesen als Auslöser auf eine Studie der US-Bank JPMorgan, in der ein Aktienstratege vor den Risiken der zuletzt rekordniedrigen Volatilität an den Märkten warne. Dazu machte der zuletzt schwächelnde US-Dollar gegenüber dem Euro wieder etwas Boden gut. Die Marktentwicklung ähnelt der vom 9. Juni, als einer Rekordjagd ein Rückschlag an der Nasdaq gefolgt war – damals waren die Verluste allerdings heftiger ausgefallen. Nach wie vor stehen bei den Technologie-Indizes seit Jahresbeginn höhere Gewinne zu Buche als bei den Standardwerte-Indizes.
Sprudelnde Werbeeinnahmen hatten dem Online-Netzwerk Facebook im zweiten Quartal einen überraschend deutlichen Gewinnsprung verschafft. Daraufhin kletterten die Aktien bis auf ein Rekordhoch von 175,49 US-Dollar – am Ende stand noch ein Plus von 2,92 Prozent auf 170,44 Dollar zu Buche. Beim Bezahldienst Paypal liessen die ebenfalls starken Quartalsresultate und das angehobene Gewinnziel die zeitweise rekordhohen Aktien um 2,31 Prozent steigen.
Die Titel von Amazon erreichten bei 1083,31 Dollar eine Rekordmarke. Zum Schluss verloren sie indes 0,65 Prozent auf 1046,00 Dollar freuen. Der Internet-Versandhändler legte erst nach Börsenschluss seine Resultate vor. Auch beim Halbleiterhersteller Intel standen die Zahlen erst nach der Schlussglocke an – die Aktien gingen 0,63 Prozent im Plus aus dem Handel.
Dagegen hatte ein stagnierendes Nutzerwachstum dem Kurznachrichtendienst Twitter einen deutlich höheren Quartalsverlust als vor einem Jahr eingebrockt. Dazu waren der Umsatz und die Werbeeinnahmen deutlich zurückgegangen. Der Aktienkurs stürzte um rund 14 Prozent ab.
Im Dow besetzte Verizon mit einem Kurssprung von 7,68 Prozent den ersten Platz. Der Telekomkonzern hatte im zweiten Quartal die Zahl seiner Mobilfunkkunden überraschend deutlich gesteigert und seine Gewinne deutlich ausgebaut.
Merck & Co gehörte mit plus 3,06 Prozent ebenfalls zu den grössten Gewinnern. Sie profitierten allerdings nicht von Geschäftszahlen des Pharmakonzerns, sondern von einem Rückschlag des britisch-schwedischen Konkurrenten AstraZeneca in der Krebs-Immuntherapie. Von Börsianern hiess es, dies mindere den Wettbewerbsdruck für Merck & Co.
Beim Merck-Rivalen Bristol-Myers Squibb reichten hingegen weder ein gut verlaufenes zweites Quartal noch leicht optimistischere Aussagen zum Geschäftsjahr für gute Stimmung: Die Anteilscheine büssten 3,11 Prozent ein.
Beim Konsumgüterhersteller Procter & Gamble (P&G) reichte es nach einer positiven Gewinnüberraschung für ein Plus von 1,55 Prozent. Für die Titel des Autobauers Fiat Chrysler ging es an der US-Börse angesichts durchwachsener Geschäftszahlen um 0,59 Prozent nach unten.
Deutliche 4,01 Prozent verloren die Aktien von UPS, obwohl der Logistiker Quartalsumsatz und -gewinn stärker als erwartet gesteigert hatte. Beim Kreditkartenkonzern Mastercard mussten die Anleger ungeachtet des überraschend deutlichen Gewinnwachstums im zweiten Quartal ein Kursminus von 1,57 Prozent verkraften – zum Handelsauftakt hatten die Aktien allerdings noch ein Rekordhoch erreicht.
Der Euro zollte nach anfänglichen Gewinnen ebenfalls seinem Höhenflug Tribut und sank auf 1,1678 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1694 (Mittwoch: 1,1644) Dollar festgesetzt. Richtungweisende US-Staatsanleihen mit einer zehnjährigen Laufzeit verloren 6/32 Punkte auf 100 18/32 Punkte und rentierten mit 2,31 Prozent. (awp/mc/upd/ps)