New York – Die New Yorker Börsen haben am Mittwoch ihre anfänglichen Verluste aufgrund weiter verstärkter Sorgen um die Wirtschaft in China bis zum Handelsende ausgeglichen. Händler verwiesen auf Spekulationen, dass die Federal Reserve eine erste Leitzinserhöhung in den USA seit der Finanzkrise nach hinten verschieben könnte. Zuletzt wurde diese Zinswende für September erwartet. Andere Anleger machten technische Gründe für die Erholung verantwortlich.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial arbeitete sich im Verlauf ins Plus, ging aber prozentual unverändert bei 17 402,51 Punkten aus dem Handel. Zuvor war er bei 17 125 Punkten auf den tiefsten Kurs seit Anfang Februar gefallen. Der umfassendere S&P-500-Index hatte zeitweise seine gesamten Gewinne seit Jahresbeginn aufgebraucht, konnte sich aber auch vom Tief erholen. Er gewann schliesslich 0,10 Prozent auf 2086,05 Punkte. Der Index eroberte auch die von Anlegern viel beachtete 200-Tage-Linie zurück. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 schloss 0,31 Prozent höher bei 4528,19 Punkten.
«Chinas ‹Ja› zur Abwertung ist kein Währungskrieg», sagte Analyst Hao Zhou von der Commerzbank. Die Abwertung schüttele die asiatischen Märkte aber heftig durch und lasse neue Zweifel an einer Fed-Zinserhöhung bereits im September aufkommen. Die Unsicherheit an den internationalen Kapitalmärkten bleibt indes hoch. Anleger sorgen sich um die Wachstumsperspektiven in dem riesigen Land.
Die Papiere der Ölkonzerne ExxonMobil und Chevron Corp. zählten zu den Favoriten im Dow-Jones-Index. Sie erholten sich jeweils um mehr als ein Prozent. Händler verwiesen auf den Anstieg der Rohölpreise als Stütze. Auch Technologiewerte zeigten sich wieder gefragt. Das Intel-Papier war mit Plus 1,69 Prozent Tagessieger im Dow. Die Aktie des Börsen-Riesen Apple legte um 1,54 Prozent zu. Am Vortag hatten Sorgen um iPhone-Verkäufe in China noch stark belastet.
Besonders deutliche Kursverluste musste die Aktie der chinesischen Online-Handelsplattform Alibaba hinnehmen: sie verlor 4,95 Prozent und fiel im Verlauf bei 71,03 Dollar auf ein Rekordtief. Nach dem Börsengang im September 2014 war das Papier noch bis auf 120 Dollar geklettert. Alibaba war im vergangenen Quartal so langsam gewachsen wie seit drei Jahren nicht mehr. Die Erwartungen der Analysten wurden damit verfehlt. Zum Wochenstart hatte der Konzern mit der Meldung überrascht, für umgerechnet mehr als vier Milliarden Euro mit 20 Prozent bei der chinesischen Elektronikmarkt-Kette Suning einsteigen zu wollen.
Der Kurs des Euro profitierte von den veränderten Erwartungen zur Geldpolitik in den USA. Er kletterte im New Yorker Handel zeitweise über 1,12 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung wurde zuletzt bei 1,1170 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1155 (Dienstag: 1,1055) Dollar festgesetzt. US-Staatsanleihen traten auf der Stelle. Richtungweisende zehnjährige Anleihen verharrten bei 99 26/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,15 Prozent. (awp/mc/pg)