New York – Die Hoffnung auf weiter niedrige US-Zinsen hat der Wall Street am Mittwoch nur ein Strohfeuer beschert. Der Dow Jones Industrial machte seine Verluste kurzzeitig wett, nachdem das jüngste Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed Erwartungen einer erst späteren Straffung der Geldpolitik geschürt hatte. Viele Marktteilnehmer rechnen offenbar aber weiter damit, dass die Fed im September erstmals seit über neun Jahren die Zinsen anheben wird – davon würde die Attraktivität festverzinslicher Wertpapiere wie etwa Staatsanleihen im Vergleich zu Aktien profitieren.
Zum Börsenschluss stand der US-Leitindex 0,93 Prozent tiefer bei 17’348,73 Punkten. Damit knüpfte er an die moderaten Abschläge vom Vortag an, als ihn durchwachsene Unternehmens- und Konjunkturnachrichten gebremst hatten. Auch die anderen Indizes blieben zur Wochenmitte letztlich klar in der Verlustzone: Der marktbreite S&P-500-Index gab um 0,83 Prozent auf 2’079,61 Punkte nach und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,69 Prozent auf 4’510,90 Punkte.
Die Fed gab abermals keinen klaren Hinweis auf den Zeitpunkt einer Zinswende. Die Währungshüter seien zwar der Meinung, dass sich die Voraussetzungen dafür zuletzt verbessert hätten, hiess es in dem Protokoll. Die meisten Fed-Mitglieder seien aber weiter der Ansicht gewesen, dass die Bedingungen für eine Straffung der Geldpolitik noch nicht ausreichend seien.
Es gebe demnach noch mehr Raum für Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt, hiess es weiter. Die Fed legt bei ihren geldpolitischen Entscheidungen grossen Wert auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Ausserdem müsse noch mehr Vertrauen aufgebaut werden, dass die Inflation künftig das von der Notenbank anvisierte Ziel von zwei Prozent erreichen wird.
Chefökonom Harm Brandholz von der italienischen Bank Unicredit rechnet indes weiter mit einer Straffung der amerikanischen Geldpolitik im kommenden Monat. Die kommenden Wirtchaftsdaten dürften die Währungshüter in ihrer positiven Einschätzung der US-Konjunktur bestärken, schrieb er. Auch für Brandholz› Kollegen Paul Asworth vom Analysehaus Capital Economics liegt eine Zinserhöhung im September weiter klar im Bereich des Möglichen.
Unter den amerikanischen Einzelwerten standen erneut Einzelhändler mit Geschäftszahlen im Fokus. Bei der zweitgrössten US-Baumarktkette Lowe’s hatte sich der Umsatz im zweiten Quartal abgeschwächt, der Gewinn je Aktie fiel niedriger aus als von Analysten erwartet. Dennoch schafften die Papiere ein Plus von 1,85 Prozent. Hauptkonkurrent Home Depot hatte am Vortag mit einer guten Umsatzentwicklung und einer angehobenen Gewinnprognose gepunktet.
Trotz guter Zahlen ging es für die Papiere von Target nur um 0,71 Prozent hoch. Bei dem Discounter scheinen sich die Kostensenkungen und der Umbau des Produktsortiments auszuzahlen. Der US-Konzern übertraf mit seinem Gewinn je Aktie im zweiten Quartal die Analystenschätzungen.
Der Kurs des Euro profitierte deutlich von der Veröffentlichung des Protokolls der US-Notenbank Fed zu ihrer letzten Sitzung: Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1122 US-Dollar. Die Kurse von US-Staatsanleihen legten zu. Richtungweisende zehnjährige Papiere gewannen 20/32 Punkte auf 98 27/32 Punkte und rentierten mit 2,13 Prozent. (awp/mc/upd/ps)