US-Schluss: Dow schafft nur kleines Plus – Fed enttäuscht
New York – Die Aussicht auf eine Fortsetzung der Nullzinspolitik in den USA bis ins Jahr 2023 hat die Anleger an der Wall Street am Mittwoch nur kurz erfreut. Nachdem der US-Leitindex Dow Jones Industrial zunächst um mehr als 1 Prozent in die Höhe geklettert war, schmolzen die Gewinn bis zum Handelsende fast vollständig dahin. Anleger hatten bereits damit gerechnet, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins angesichts der Corona-Krise offenbar über Jahre hinweg an der Nulllinie belassen will. Zudem habe Notenbankchef Jerome Powell im Anschluss an die Bekanntgabe der jüngsten geldpolitischen Entscheidungen keine positiven Überraschungen geliefert und so für Enttäuschung gesorgt, sagte Edward Moya, Marktanalyst beim Handelshaus Oanda.
Der Dow schloss lediglich 0,13 Prozent höher bei 28’032,38 Punkten. Der marktbreite S&P 500 aber rutschte ins Minus und verlor 0,46 Prozent auf 3385,49 Punkte. Für den zuletzt wieder recht gut gelaufenen, technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,67 Prozent auf 11’247,60 Punkte nach unten.
Die Nullzinspolitik soll solange fortgeführt werden, bis auf dem Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung erreicht ist. Powell bekräftigte darüber hinaus seine Auffassung, dass der Staat seine finanzielle Unterstützung in der Krise ausweiten müsse. Derzeit streiten sich die Republikaner und die Demokraten im US-Kongress über die Modalitäten eines weiteren Hilfspakets. Es geht vor allem um das Volumen des Pakets. Die Demokraten wollen zusätzliche Finanzmittel in Billionenhöhe zur Verfügung stellen, die Republikaner wollen ein wesentlich kleineres Paket schnüren.
«Sollte die politische Blockade auch nach der Präsidentschaftswahl absehbar anhalten, würde der Druck auf die Notenbank nochmals steigen, die Geldschleusen weiter zu öffnen», sagte Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank LBBW. «Ein mögliches Mittel hierfür könnten eine Erhöhung der Anleihekäufe sein sowie Schritte, welche die Hürden für eine künftige Leitzinsanhebung faktisch nochmals höher setzen.»
Auf Unternehmensseite konnten sich die Aktionäre von Fedex dank starker Quartalszahlen über einen Kurssprung von fast sechs Prozent freuen. Damit zählten die Anteilsscheine zu den besten Werten im S&P 500. Mehrere Analysten sahen die Resultate über den Erwartungen und hoben ihre Kursziele für die Papiere des Logistikkonzerns an.
Der Softwarekonzern Adobe hatte ebenfalls positiv überrascht und in der Corona-Krise einen Rekordwert beim Quartalsumsatz erreicht. Die Papiere büssten jedoch anfängliche Gewinne schnell ein und fielen am Ende um mehr als vier Prozent, nachdem Anleger angesichts der guten Nachrichten Kasse gemacht hatten.
Der Softwarespezialist Snowflake legte derweil ein fulminantes Debüt an der New York Stock Exchange hin. Anleger hatten sich um die Papiere des Unternehmens aus dem kalifornischen San Mateo gerissen, das im boomenden Cloud-Geschäft mit IT-Diensten und Speicherplatz im Internet den Marktführern Amazon und Microsoft einheizen will. Der Einstandskurs lag mit 245 Dollar um mehr als das Doppelte über dem Ausgabepreis von 120 Dollar. Die Papiere schlossen bei knapp 254 Dollar.
Die Firma hatte beim Börsengang zuvor 3,36 Milliarden Dollar eingesammelt und und wurde dabei insgesamt mit mehr als 30 Milliarden Dollar bewertet. Damit stemmte Snowflake die bislang grösste Premiere des Jahres am US-Aktienmarkt. Die Erwartungen an das Unternehmen sind gross, ausnahmsweise beteiligte sich sogar Staranleger Warren Buffett im grossen Stil mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway .
Der Euro geriet nach den geldpolitischen Entscheidungen der Fed weiter unter Druck und notierte zuletzt bei 1,1814 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1869 (Dienstag: 1,1892) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8425 (0,8409) Euro. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen gaben um 5/32 Punkte auf 99 10/32 Punkte nach. Sie rentierten mit 0,697 Prozent. (awp/mc/ps)