New York – Die schwindenden Hoffnungen auf ein rasches Corona-Hilfspaket in den USA haben die Wall Street am Montag stark belastet. Die wichtigsten Aktienindizes schlossen nach einem verhaltenen Handelsstart deutlich im Minus.
Der Dow Jones Industrial stand am Ende 1,44 Prozent tiefer bei 28’195,42 Punkten. Der marktbreite S&P 500 fiel um 1,63 Prozent auf 3426,92 Punkte. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 büsste 1,84 Prozent auf 11’634,35 Zähler ein.
An der Wall Street diskutierten die Anleger vor allem jüngste Aussagen der US-Politikerin Nancy Pelosi. Mit einer bis Dienstag gesetzten Deadline hatte die Sprecherin des Repräsentantenhauses zwischenzeitlich Zuversicht verbreitet, dass es in den festgefahrenen Gesprächen über neue Hilfsmassnahmen vor den US-Wahlen doch noch Bewegung geben könne. Auf dem US-Sender ABC News erhöhte die Demokratin mit frischen Aussagen den Druck auf die republikanische Regierung um Präsident Donald Trump. Diese hatte jüngst ein Paket in Höhe von rund 1,8 Billionen Dollar vorgeschlagen, die Demokraten fordern jedoch mehr.
Dem Marktstrategen Phil Orlando vom Investmenthaus Federated Hermes zufolge ist die exakte Summe des Hilfspaketes noch das geringste Problem. Gravierender sei die Frage, wofür das zusätzliche Geld verwendet werden solle. Dabei gehe es unter anderem um die Höhe des zusätzlichen Arbeitslosengeldes und die Frage, wofür die Städte und Bundesstaaten die Hilfen aus Washington verwenden dürfen.
Laut Marktanalyst Timo Emden von Emden Research wollen sich die Anleger derzeit auch grundsätzlich nicht zu grösseren Engagements hinreissen lassen. «Es sind die geschürten Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie, der strapazierte Geduldsfaden im Ringen um ein US-Hilfspaket und die immer näher heranrückende US-Präsidentschaftswahl, welche Anleger hat vorsichtiger werden lassen», so der Experte.
An der Dow-Spitze verzeichneten nur die Anteilscheine von Intel Gewinne und rückten um 0,8 Prozent vor. Der Chiphersteller will einem Pressbericht zufolge eine Tochter für zehn Milliarden US-Dollar verkaufen. Intel verhandele mit dem südkoreanischen Branchenkollegen SK Hynix über den Erwerb des Halbleiterspeicherspezialisten, berichtete das «Wall Street Journal» («WSJ»).
Gesprächsstoff lieferte zudem der Ölkonzern ConocoPhillips mit der geplanten Übernahme der Ölschiefer-Firma Concho Resources. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuletzt bereits über Gespräche zwischen den beiden Konzernen berichtet und so die Concho-Aktien nach oben getrieben. Den Aktionären von Concho werden nun für 1 Aktie 1,46 Papiere von ConocoPhilips angeboten: es wäre die grösste Übernahme in der Ölschiefer-Branche in diesem Jahr. Die Anteilscheine von Concho und ConocoPhilips büssten in dem trüben Umfeld anfängliche Gewinne ein und lagen am Ende jeweils rund drei Prozent im Minus.
Die Anteilscheine von Zoom Video Communications stemmten sich derweil gegen den schwachen Markt und schlossen 1,7 Prozent höher, nachdem sie im Handelsverlauf ein Rekordhoch erreicht hatten. Das Softwareunternehmen für Video-Konferenzen profitiert derzeit von der Corona-Pandemie.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,1770 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1785 (Freitag: 1,1741) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8485 (0,8517) Euro. Der Terminkontrakt für zehnjährige US-Treasuries (T-Note-Future) fiel um 0,12 Prozent auf 138,85 Punkte, während die Rendite zehnjähriger Anleihen auf 0,767 Prozent stieg. (awp/mc/ps)