New York – Die Anleger am US-Aktienmarkt haben am «Black Friday» in einem ruhigen Handelsgeschehen zwar wenig Kauffreude gezeigt. Dem Dow Jones Industrial reichte am letzten Börsentag der Woche, der nach dem gestrigen Feiertag «Thanksgiving» bereits um 19.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit endete, aber schon ein moderates Plus für ein Siebenmonatshoch.
Letztlich gewann der New Yorker Leitindex 0,45 Prozent auf 34 347,03 Punkten und erzielte damit einen Wochengewinn von 1,8 Prozent. Beim marktbreiten S&P 500 stand am Freitag zum Schluss ein Minus von 0,03 Prozent auf 4026,12 Punkte zu Buche, während der technologielastige Nasdaq 100 um 0,70 Prozent auf 11 756,03 Zähler nachgab.
Vorweihnachtliche Schnäppchen witterten Investoren angesichts der schon hohen Bewertungen an den Börsen wohl eher in den Läden – am «Black Friday» wird traditionell das Weihnachtsgeschäft mit besonders hohen Rabatten eingeläutet. Der Dow hat dank einer fast 20-prozentigen Erholungsrally seit Mitte Oktober seinen Jahresverlust inzwischen auf fünfeinhalb Prozent eingedämmt.
«Hilfreich sind die seit einigen Handelstagen wieder fallenden Renditen an den US-Anleihemärkten», sagte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Am Mittwoch hatte das Protokoll zur jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed für Erleichterung gesorgt. Aus diesem geht hervor, dass sich die Mehrheit der Fed-Mitglieder für künftig behutsamere Zinsschritte ausspricht.
Im Fokus stand am Freitag der Einzelhandel: «Die ersten Zahlen zu den Black-Friday-Umsätzen haben das Potenzial, über die zukünftige Richtung an den Börsen zu entscheiden oder zumindest mitzuentscheiden», sagte Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Denn angesichts steigender Lebenshaltungskosten werde es in diesem Jahr besonders spannend, wie viel Geld die US-Verbraucher noch für Weihnachtsgeschenke parat hätten.
Die Aktien des Einzelhandelsriesen Walmart entwickelten sich indes mit plus 0,4 Prozent vergleichsweise unauffällig. Ähnliches galt für die Titel seines grossen Online-Kontrahenten Amazon , die im schwachen Tech-Umfeld 0,8 Prozent verloren. Auch die kaum bewegten Target -Titel waren unauffällig. Für Best Buy ging es indes um 1,4 Prozent bergab, während Macy’s um knapp ein Prozent zulegten.
Die Aktien der US-Fluggesellschaften American , Delta , Southwest und United zogen um bis zu knapp zwei Prozent an. Sie profitierten davon, dass viele Amerikaner den gestrigen Feiertag für ein verlängertes Wochenende nutzen und verreisen.
Bei Manchester United kochte derweil die Gerüchteküche munter weiter. Die in New York gelisteten Papiere des britischen Fussballclubs sprangen letztlich um weitere 13 Prozent auf 21,21 US-Dollar hoch und waren zeitweise so teuer wie seit über vier Jahren nicht mehr. Nach Bekanntwerden der Verkaufsüberlegungen der Eigentümerfamilie Glazer hatte es am Donnerstag in einem vagen Medienbericht geheissen, dass Apple Interesse an einem Kauf zeigen könnte.
Ähnlich unkonkrete Meldungen, dass an dem Bericht nichts dran sei, konnten den Papieren des Fussballvereins zunächst nichts anhaben – wohl auch, weil es mit Amancio Ortega, Chef und Gründer des Textilkonzerns Inditex, sowie Saudi-Arabien angeblich weitere Interessenten gibt. Inklusive der aktuellen Gewinne summiert sich das jüngste Kursplus auf über 60 Prozent.
Die Apple-Führung dürften indes aktuell ganz andere Themen beschäftigen: Die Aktien des Technologiekonzerns büssten als Dow-Schlusslicht knapp zwei Prozent ein, nachdem die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf informierte Kreise berichtet hatte, dass die zuletzt gehäuften Unruhen unter den Mitarbeitern des iPhone-Fertigers Foxconn die ohnehin schon gehemmte Produktion zusätzlich beeinträchtigen könnten. Im grössten iPhone-Werk der Welt kommt es derzeit wegen Chinas Corona-Massnahmen immer wieder zu Protesten. Die Herstellung werde um mindestens 30 Prozent statt wie bislang angenommen um bis zu 30 Prozent zurückgehen, heisst es nun in dem Bericht.
Für die Anteilsscheine von Activision Blizzard ging es um vier Prozent bergab. Hier belastete ein Bericht, wonach die US-Wettbewerbsbehörde FTC die geplante Übernahme des Computerspieleanbieters durch den Softwareriesen Microsoft durchkreuzen dürfte. Die Microsoft-Titel schlossen kaum verändert.
Der Euro sank nach den Gewinnen der vergangenen Tage im New Yorker Handel zuletzt auf 1,0403 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs davor auf 1,0375 (Donnerstag: 1,0413) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9638 (0,9603) Euro gekostet. US-Anleihen drehten nach einem verhaltenen Start moderat ins Plus: Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg um 0,11 Prozent auf 113,08 Punkte. Zehnjährige Treasuries rentierten mit 3,69 Prozent. (awp/mc/pg)