New York – Enttäuschende Unternehmenszahlen und Konjunkturdaten haben die Wall Street am Freitag teils deutlich belastet. Der Dow Jones Industrial fiel nach einem verhaltenen Start um 0,30 Prozent auf 25’451,06 Punkte. Auf Wochensicht gewann der US-Leitindex aber immer noch 1,57 Prozent. Jüngst hatte vor allem die Entspannung im amerikanisch-europäischen Handelsstreit für gut Laune gesorgt.
Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 0,66 Prozent auf 2818,82 Zähler nach unten. Die US-Wirtschaft hatte im zweiten Quartal nicht ganz so stark an Schwung gewonnen wie erhofft.
Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 knüpfte an seine Talfahrt vom Vortag an und sackte um 1,40 Prozent auf 7296,78 Punkte ab. Die Technologiebörse Nasdaq hatte am Donnerstag unter dem Kurssturz des Schwergewichts Facebook gelitten, nachdem das Online-Netzwerk die Anleger im vergangenen Quartal mit gesunkenen Nutzerzahlen enttäuscht hatte.
Ein ähnliches Schicksal ereilte den Kurznachrichtendienst Twitter, dem in den vergangenen Monaten ebenfalls Nutzer abhanden gekommen waren: Die Aktien rauschten um 20,54 Prozent in die Tiefe und landeten abgeschlagen auf dem letzten Platz des S&P 500. Damit lösten sich die Erholungsgewinne seit Anfang Juni in Luft auf. Mit dem Kursabsturz büsste Twitter an einem Tag fast 7 Milliarden US-Dollar an Marktwert ein. Das ist mehr als die Bewertung der Startup-Schmiede Rocket Internet .
Twitter hatte – wie schon Facebook – als Grund für den Nutzerrückgang die neuen Datenschutzregeln in Europa angeführt. Dazu kämen die Bemühungen, die Plattform aufzuräumen. Das Unternehmen versucht schon länger, härter gegen gefälschte Profile durchzugreifen, über die auch Spam und politische Propaganda verbreitet werden. Zuletzt hatte der Kurznachrichtendienst gesperrte Accounts von den Abonnenten-Zahlen abgezogen, wodurch viele Nutzer Follower verloren. Derweil empfahl Analyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets.com, den Blick eher auf die gute Geschäftsentwicklung zu richten.
Beim Chip-Riesen Intel stellten sowohl der überraschend stark gestiegene, bereinigte Gewinn je Aktie als auch das Umsatzwachstum die Investoren nicht zufrieden: Die Papiere knickten als klares Schlusslicht in Dow um 8,59 Prozent ein. Händler führten dies darauf zurück, dass der Umsatz mit Chips für grosse Rechenzentren nicht so stark gestiegen sei wie erhofft. Der Bereich soll deutlich ausgebaut werden, um nicht mehr so abhängig vom zuletzt eher schwachen PC-Geschäft zu sein.
Auch der Ölkonzern ExxonMobil konnte nicht überzeugen: Die Anteilscheine sanken um 2,75 Prozent, obwohl der Gewinn im Zuge höherer Ölpreise kräftig angesprungen war. Laut Analyst Neil Mehta von der US-Bank Goldman Sachs enttäuschte der Gewinn je Aktie dennoch. Der Exxon-Wettbewerber Chevron verfehlte zwar ebenfalls die Erwartungen, kündigte aber Aktienrückkäufe im Volumen von rund drei Milliarden Dollar pro Jahr an. Chevron-Anteilscheine gewannen an der Dow-Spitze 1,63 Prozent.
Der Onlinehändler Amazon hatte mit seinem Milliardengewinn positiv überrascht, so dass die Aktien zu Handelsbeginn auf ein Rekordhoch gestiegen waren. Am Ende aber schmolz das Plus auf 0,51 Prozent zusammen.
Der Eurokurs zeigte sich erholt und notierte zuletzt bei 1,1659 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1625 (Donnerstag: 1,1716) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8602 (0,8535) Euro. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen legten angesichts der Verluste an der Wall Street um 5/32 Punkte auf 99 9/32 Punkte zu und rentierten mit 2,958 Prozent. (awp/mc/ps)