New York – Der US-Aktienmarkt scheint die Aussicht auf eine schnellere geldpolitische Straffung in den USA erst einmal verdaut zu haben. Unterstützung lieferten gute Wirtschaftsdaten. Nach dem Rückschlag vom Vortag stieg der Dow Jones Industrial am Donnerstag bis zum Handelsschluss um 0,30 Prozent auf 19’852,24 Punkte.
Im Verlauf hatte er sich abermals bis auf weniger als 50 Punkte der Marke von 20 000 Zählern genähert, bevor die Gewinne schmolzen. Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda verwies auf mögliche Gewinnmitnahmen nach der Rally der vergangenen Wochen. Angesichts der positiven Marktstimmung könnte es aber nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Hürde zum ersten Mal genommen werde.
Für den breit gefassten S&P-500-Index ging es am Donnerstag um 0,39 Prozent auf 2262,03 Zähler nach oben und der technologiewertelastige Nasdaq 100 zog um 0,25 Prozent auf 4933,407 Punkte an.
Zur Wochenmitte hatte die Fed den Leitzins wie erwartet leicht angehoben, für 2017 aber drei weitere Schritte in Aussicht gestellt, während am Markt nur mit Hinweisen auf zwei Erhöhungen gerechnet worden war. Die Wall Street war daraufhin nach ihrer jüngsten Rekordhatz etwas unter Druck geraten. Es habe aber keine Panik gegeben, was die Zuversicht der Investoren zeige, dass die US-Wirtschaft höhere Zinsen verkraften könne, erklärte Analyst Erlam.
Zu diesem Bild passten die am Donnerstag veröffentlichten Konjunkturdaten. Die Stimmung in der Industrie im US-Bundesstaat New York signalisierte ein überraschend starkes Wachstum und das Geschäftsklima in der Region Philadelphia legte mehr zu als erwartet. Zudem verbesserte sich die Lage am US-Häusermarkt zur Überraschung sehr deutlich.
Gefragt waren angesichts der Zinsperspektiven insbesondere Bankenwerte, ist doch das seit Jahren bestehende Niedrigzinsumfeld ungünstig für die Branche. Die Aktien von JPMorgan und Goldman Sachs waren mit Gewinnen von 1,50 Prozent beziehungsweise 1,28 Prozent unter den Favoriten im Dow Jones.
Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Mondelez profitierten mit einem Plus von mehr als 4 Prozent von Gerüchten über ein Interesse des Konkurrenten Kraft Heinz. Dessen Papiere legten um mehr als 1 Prozent zu.
Der Pharmakonzern Eli Lilly überzeugte die Anleger mit dem Geschäftsausblick für 2017. Der jüngste Rückschlag in der Alzheimer-Forschung soll die Gewinnpläne nur kurzfristig durchkreuzen. 2017 soll der Gewinn wieder kräftig steigen. Für die Anteilsscheine ging es um gut fünfeinhalb Prozent nach oben.
Yahoo-Papiere büssten hingegen mehr als 6 Prozent ein, nachdem der Internetkonzern über einen weiteren gigantischen Datendiebstahl berichtet hatte. Demnach sind die Angreifer im August 2013 voraussichtlich an Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtstage und unkenntlich gemachte Passwörter von mehr als einer Milliarde Nutzerkonten gekommen. Der Telekomkonzern Verizon erwäge nun, den Kauf des Web-Geschäfts von Yahoo abzusagen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen.
Der Kurs des Euro stand weiter unter Druck und fiel vorübergehend unter die Marke von 1,04 US-Dollar, bevor er sich etwas berappelte. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0412 Dollar. Am US-Rentenmarkt fiel der Kurs richtungweisende zehnjährige Papiere um 8/32 Punkte auf 94 24/32 Punkte. Ihre Rendite betrug 2,60 Prozent. (awp/mc/upd/ps)