New York – Die Aussicht auf ein behutsames Vorgehen der US-Notenbank Fed bei weiteren Leitzinsanhebungen hat den Dow Jones Industrial am Mittwoch auf ein Rekordhoch gehievt. Die Fed-Chefin Janet Yellen hatte in einer schriftlichen Stellungnahme zu einem Auftritt vor Vertretern des US-Kongresses Signale gegeben, die gegen einen steilen geldpolitischen Straffungskurs sprechen. «Weil der neutrale Zinssatz derzeit im historischen Vergleich recht niedrig ist, müsste der Leitzins nicht allzu deutlich weiter steigen, um zu einer neutralen geldpolitischen Haltung zu gelangen», hiess es.
Der US-Leitindex hatte seine Bestmarke im frühen Handel bei 21 580 Punkten erreicht. Er schloss 0,57 Prozent im Plus bei 21 532,14 Punkten. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es um 0,73 Prozent auf 2443,25 Punkte nach oben. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 beschleunigte seine jüngste Erholung und zog um 1,21 Prozent auf 5778,95 Punkte an.
Die Tatsache, dass Yellen die anhaltend schwächere Preisentwicklung als erstes in der Liste von Risiken für den geldpolitischen Kurs genannt habe, sei von den Anlegern als vorsichtige Haltung der Fed gewertet worden, schrieb Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg. Entsprechend erleichtert hätten die Finanzmärkte reagiert. Zuvor hatte es Befürchtungen gegeben, dass die Notenbank eine schärfere Gangart einschlagen und so die Attraktivität von Aktien schmälern könnte.
Der nach der Stellungnahme von Yellen veröffentlichte Konjunkturbericht der Fed («Beige Book») liefert derweil keine grösseren Impulse. Auf Unternehmensseite blieb der Nachrichtenfluss am Mittwoch vergleichsweise ruhig. Die Berichtssaison kommt erst später in der Woche mit ersten Resultaten aus dem Bankensektor richtig ins Laufen.
Bei den Einzelwerten brannten gleichwohl die Papiere von NRG Energy ein Kursfeuerwerk ab, das ihnen an der Spitze des S&P 500 ein Plus von fast 30 Prozent bescherte. Der Versorger hatte angekündigt, Kosten zu senken, Schulden zu reduzieren und Vermögenswerte zu verkaufen.
Twitter-Aktien zogen um mehr als 3 Prozent an, nachdem der Kurznachrichtendienst einen neuen Finanzvorstand gefunden hatte. Ned Segal vom kalifornischen Software-Hersteller Intuit soll den Posten übernehmen.
Negative Analystenstimmen sorgten derweil für Mollstimmung bei einigen Werten. So büssten Freeport-McMoran mehr als 2 Prozent ein, nachdem Berenberg-Analyst Fawzi Hanano eine Verkaufsempfehlung für die Anteilscheine des Bergbaukonzerns ausgesprochen hatte.
Für die Aktien von Harley-Davidson ging es um rund 3 Prozent nach unten: Der Experte David Beckel vom Analysehaus Bernstein blickte in Sorge um die Motorradnachfrage negativer auf die Anteilsscheine. Beckel sah bei den Papieren keine kurzfristigen Kurstreiber.
Der Kurs des Euro notierte zuletzt bei 1,1416 US-Dollar, nachdem er zuvor den höchsten Stand seit Mai 2016 erreicht hatte. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1449 (Dienstag: 1,1405) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8734 (0,8768) Euro. Richtungweisende US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren rückten um 12/32 Punkte auf 100 16/32 Punkte vor und rentierten mit 2,318 Prozent. (awp/mc/pg)