US-Schluss: Zinsanstieg am Bondmarkt und Jobdaten belasten

US-Schluss: Zinsanstieg am Bondmarkt und Jobdaten belasten

New York – Wieder steigende Zinsen am US-Rentenmarkt und überraschend schwache Daten vom heimischen Arbeitsmarkt haben am Mittwoch den US-Börsen zugesetzt. Auch der bekannteste Wall-Street-Index Dow Jones Industrial konnte sich am Ende des Handelstages nicht mehr länger im Plus halten und gab letztlich um 0,39 Prozent auf 31’270,09 Punkte nach.

Der marktbreite S&P 500 sank um 1,31 Prozent auf 3819,72 Punkte und der Nasdaq 100 sackte sogar um 2,88 Prozent auf 12’683,33 Punkte ab. Dagegen zogen die Renditen von US-Staatsanleihen wieder deutlich an. Der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) fiel um deutliche 0,45 Prozent auf 133,10 Punkte. Die Rendite stieg auf 1,47 Prozent. In der vergangenen Woche allerdings hatte sich noch deutlicher zugelegt und bei rund 1,55 Prozent ein Einjahreshoch erreicht.

Der Eindruck, dass sich das Auf und Ab der Kapitalmarktzinsen fortsetzen könnte, wurde durch diese aktuelle Entwicklung verstärkt. Steigende Wachstums- und Inflationserwartungen in den USA gelten als Auslöser. Aktienanleger sind zunehmend beunruhigt, da mit steigenden Zinsen Anleihen als Anlagealternative wieder interessanter werden. Für Unternehmen kann zudem die Refinanzierung teurer werden.

Mit Blick auf die Beschäftigung in der Privatwirtschaft der USA gab es ebenfalls belastende Neuigkeiten für die Börse. Im Februar stieg laut dem Arbeitsmarktdienstleister ADP die Beschäftigung deutlich geringer als erwartet. Nun geht die Sorge um, dass dies für den am Freitag anstehenden offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung ein negatives Omen sein könnte.

Diese beiden belastenden Entwicklungen stehen dem Konjunkturoptimismus entgegen, der von der rasch fortschreitenden Impfkampagne in den USA ausgeht. Nach Worten von Präsident Joe Biden wird bereits «bis Ende Mai» genügend Impfstoff für alle Erwachsenen bereitstehen, nachdem bislang ein Zeitfenster bis Ende Juli angestrebt wurde. Auch von Seiten der Fed hiess es im Konjunkturbericht, dass die Wirtschaft angesichts der Impfkampagne zuversichtlich. Bis Mitte Februar allerdings wuchs die US-Wirtschaft nur verhalten.

Unter den Einzelwerten im Dow waren vor allem die allgemein bislang besonders stark gelaufenen Technologie-Aktien die Schlusslichter. So büssten die Anteile von Apple, Microsoft und Salesforce zwischen 2,5 und 3,5 Prozent ein. Intel gaben um 2,2 Prozent nach. Der Chipkonzern unterlag in einem Patentstreit und kündigte umgehend an, in Berufung zu gehen. Laut einem Urteil vom Dienstag wurde Intel wegen angeblicher Verletzung zweier Patente für Technologien aus der Halbleiterproduktion in Texas von Geschworenen zu einer Zahlung von knapp 2,2 Milliarden US-Dollar verurteilt.

Aktien von Ölgesellschaften wie Chevron, ConocoPhillips und ExxonMobil profitierten von den erneut deutlich steigenden Preisen für Rohöl. Chevron zählten mit plus 1,1 Prozent zu den Favoriten im Dow und ConocoPhillips legten im S&P 100 um 2,6 Prozent zu. Die Anteilsscheine von ExxonMobil , der an diesem Mittwoch zum Kapitalmarkttag geladen hatte, stiegen indes nur um 0,8 Prozent.

Um rund ein Drittel brachen die Papiere des Online-Hypothekenanbieters Rocket Companies an der Nyse ein, die tags zuvor noch um etwas mehr als 70 Prozent hochgeschossen waren. Am Markt wurden Parallelen zum jüngsten Gamestop-Hype und -absturz gezogen, da die Rocket-Aktie ebenso wie GameStop zu jenen Werten zählt, die allgemein besonders stark leer verkauft werden. Insbesondere Hedgefonds sind bei Leerverkäufen aktiv dabei und verkaufen Aktien, ohne sie zu besitzen. Sie spekulieren darauf, sie zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurückkaufen zu können.

Bei Rocket scheint diese Wette nun, wie zuletzt bei der GameStop-Aktie, nicht aufgegangen zu sein. Das Papier begann Ende Februar nach besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen zu steigen. Am Dienstag dann schossen sie plötzlich und unerwartet regelrecht hoch. Vermutet wird daher, dass sich womöglich wieder eine Gruppe von Privatanlegern, die sogenannte WallStreetBets-Bewegung, nun auf Rocket gestürzt haben könnte. Zumindest dürften viele Leerverkäufer am Vortag gezwungen gewesen sein, sich trotz steigender Kurse rasch mit den Papieren einzudecken, um noch grössere Verluste zu vermeiden.

Der Euro kostete zum Börsenschluss an der Wall Street 1,2065 Dollar. Am Vormittag im Frankfurter Handel war der Euro noch bis auf 1,2113 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,2048 (Dienstag: 1,2028) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8300 (0,8314) Euro. (awp/mc/ps)

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