US-Eröffnung: Zinserhöhung drückt Dow kurz unter 30 000 Punkte
New York – Die erneute kräftige Zinserhöhung der US-Notenbank Fed vom Vortag hat den Börsianern auch am Donnerstag noch in den Gliedern gesteckt. Zwar konnten die Kurse die Verluste zwischenzeitlich etwas eingrenzen. Von Schnäppchenkäufen auf niedrigem Niveau oder von einer Gegenbewegung auf die hohen Verluste vom Vortag konnte aber keine Rede sein. Zu schwer wiegen die steigenden Zinsen, die die Konjunktur abzuwürgen drohen. Am Anleihemarkt stieg die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf ein Hoch seit elf Jahren.
Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss 0,35 Prozent niedriger auf 30 076,68 Punkten. Zwischenzeitlich fiel das Börsenbarometer erstmals seit drei Monaten unter die runde Marke von 30 000 Zählern. Andere Indizes verbuchten höhere Verluste: Der marktbreite S&P 500 verlor 0,84 Prozent auf 3757,99 Zähler. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 fiel um 1,17 Prozent auf 11 501,65 Punkte. Die Technologiewerte gelten als besonders anfällig für steigende Zinsen.
Volkswirte betonen vor allem die von den steigenden Zinsen ausgehenden Risiken: «Wir erwarten einen schnelleren Rückgang des Wachstums, sehen Aufwärtsrisiken für die Arbeitslosigkeit und gehen davon aus, dass die Inflation im nächsten Jahr etwas langsamer sinken wird», schrieb etwa David Page, Chefökonom von Axa Investment Managers.
Mit Blick auf einzelne Aktien brachen Novavax um mehr als 13 Prozent ein auf den tiefsten Stand seit Mai 2020. Die US-Bank JPMorgan senkte die Empfehlung für den Impfstoffhersteller von «Neutral» auf «Underweight». Laut Analyst Eric Joseph ist nicht mit einer längerfristigen Nachfrage nach dem Impfstoff Nuvaxovid zu rechnen.
An die Spitze des Leitindex Dow setzten sich die Aktien von Merck & Co mit einem Aufschlag von 3,5 Prozent. Dem Pharmakonzern wurde in einem Patentstreit mit dem Arzneimittelhersteller Viatris im Segment Tiergesundheit von einem Gericht im Bundesstaat Virginia Recht zugesprochen.
Aktien des Software-Entwicklers und SAP -Konkurrenten Salesforce stiegen um 1,7 Prozent. Hier lobten Analysten die Ziele für die Profitabilität im Jahr 2026.
Anteilscheine von Ely Lilly verteuerten sich um fast fünf Prozent, nachdem die Investmentbank UBS zum Kauf der Papiere des Pharmakonzerns geraten hatte. Die Aktien von Fedex reagierten mit einem Kursplus von 0,8 Prozent auf die Ankündigung milliardenschwerer Kosteneinsparungen.
Papiere der Restaurantkette Darden Restaurants verloren 4,4 Prozent. Hier zeigten sich Anleger vom Abschneiden der Tochter Olive Garden enttäuscht. Diese bietet amerikanisch-italienische Küche an und blieb im ersten Geschäftsquartal hinter den Erwartungen zurück.
Der Euro holte einen Teil seiner Verluste auf und kostete am Abend 0,9834 US-Dollar. In der Nacht zum Donnerstag war die Gemeinschaftswährung auf den tiefsten Stand seit rund 20 Jahren gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9884 (Mittwoch: 0,9906) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 1,0117 (1,0095) Euro.
Am US-Anleihenmarkt gerieten die Notierungen unter Druck. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) büsste 1,23 Prozent auf 112,83 Punkte ein. Die Rendite für richtungsweisende Papiere mit zehn Jahren Laufzeit stieg auf 3,70 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 2011. (awp/mc/pg)